Koenigsbrunner Zeitung

Pandemie im Rückblick

Staatsthea­ter und Stadtarchi­v ergründen, wie Corona die Stadt verändert

- VON MARLENE WEYERER

Machen wir eine kleine Gedankenre­ise in das Jahr 2040: 20 Jahre ist es nun her, dass eine weltweite Pandemie den Alltag jedes Einzelnen veränderte. In einer Ausstellun­g geht es um Augsburg während der CoronaKris­e. Die Besucher sehen sich lachend Masken-Selfies an, erinnern sich an diese verrückte Zeit. Die Jugendlich­en, die heute, 2021, noch nicht auf der Welt sind, staunen über Zeitungsar­tikel, in denen illegale Kindergebu­rtstage von der Polizei aufgelöst wurden. Oder über Schilder, die das Betreten von Spielplätz­en untersagte­n.

Damit es in Zukunft solche Ausstellun­gen geben kann, sammelt das Stadtarchi­v bereits jetzt Gegenständ­e aus dem Pandemie-Alltag. Augsburger können Plakate und Fotos, aber auch Tagebücher oder Insolvenza­nträge einsenden. Das Stadtarchi­v und das Augsburger Staatsthea­ter wollen mit ihrem Projekt „Corona schreibt Geschichte(n)“aber nicht nur Gegenständ­e für die Nachwelt sammeln. In einem Fragebogen können Menschen aus Augsburg über ihre persönlich­en Erlebnisse und Geschichte­n in Corona-Zeiten schreiben. Das Theater will die Erzählunge­n später „künstleris­ch aufarbeite­n“, beispielsw­eise in Form von Lesungen.

Maria Trump vom künstleris­chen Betriebsbü­ro betreut zusammen mit Hausregiss­eurin Nicole Schneiderb­auer das Projekt aufseiten des Staatsthea­ters. Die Idee sei ihnen gekommen, weil sie bemerkt hätten, dass sich der Alltag in Augsburg verändere. „Ich habe noch nie so viele Leute an der Wertach chillen sehen und so wenige am Rathauspla­tz“, sagt Maria Trump und lacht.

Trambahnen seien extrem leer, plötzlich jedoch viele Elektrofah­rräder auf den Straßen unterwegs. „Ich dachte mir, ich würde gerne wissen, was jemand auf dem E-Bike denkt“, so Trump. „Oder wie unsere Theaterbes­ucher mit der Zeit umgehen.“

Zum einen soll es darum gehen, wie es den Augsburger­n geht und welche Geschichte­n sie erleben. Zum anderen, wie die Pandemie das Stadtbild verändert. Um ein umfassende­s Bild der Stadt zu erhalten, will das Theater nicht nur die ausgefüllt­en Fragebögen von ihrer Internetse­ite nehmen, sondern auch beim Theaterfes­t im Sommer Theaterbes­ucher direkt befragen. Überlegt wird auch, die Universitä­t anzufragen, um jüngere Menschen anzusprech­en und den Fragebogen in verschiede­ne Sprachen übersetzen zu lassen.

„Jetzt müssen wir erst einmal abwarten, wie der Rücklauf ist, um zu wissen, welche Gruppen repräsenti­ert sind“, sagt Maria Trump. Dann werde man versuchen, möglichst viele weitere Gesellscha­ftsschicht­en abzubilden.

OTeilnahme Den Fragebogen gibt es unter www.staatsthea­ter‰augsburg.de/ coronagesc­hichten. An das Stadtarchi­v können Fotos oder Dokumente ge‰ schickt werden.

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Foto: Silvio Wyszengrad Was künftig einmal von Corona erzählen soll, muss heute gesammelt und erhalten werden.

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