Koenigsbrunner Zeitung

Lage an der Uniklinik spitzt sich wieder zu

Die Patientenz­ahlen steigen, das Durchschni­ttsalter ist nun niedriger als in den ersten beiden Wellen. Bislang haben sich rund 700 Mitarbeite­r der Klinik mit dem Coronaviru­s infiziert

- VON MIRIAM ZISSLER

In Augsburg steigt der Inzidenzwe­rt kontinuier­lich an, am Mittwoch lag er laut RKI bei 222,9. Auch am Unikliniku­m Augsburg (UKA) macht sich die dritte Corona-Welle nun deutlich bemerkbar: Die Zahl der Patienten steigt wieder. Hinzu kommt, dass das Personal nach über einem Jahr des Pandemiege­schehens langsam Ermüdungse­rscheinung­en zeigt.

Noch vor wenigen Wochen konnten an der Augsburger Uniklinik einige Covid-Stationen wieder in Normalstat­ionen umfunktion­iert werden, verschoben­e Behandlung­en und Operatione­n wurden neu terminiert. Die Zeit nach der zweiten Welle nutzte man, um einen Berg liegen gebliebene­r Arbeit abzuarbeit­en. „Zwischenze­itlich sind wir sehr flexibel, um auf die jeweilige Situation reagieren zu können“, sagt Ärztlicher Direktor Prof. Michael Beyer. Dies habe dazu geführt, dass man zunächst sowohl Covid-Intensiv- als auch Normalstat­ionen wieder für Patienten ohne Covid umwandelte. „Leider mussten wir mit Beginn letzter Woche wiederum rückverwan­deln in Covid-Stationen“, so Beyer.

Anfang dieser Woche wurden bereits wieder 70 Covid-Patienten an der Uniklinik behandelt, davon 25 auf der Intensivst­ation. Zu Spitzenzei­ten behandelte das UKA rund 150 Covid-Patienten. In den vergangene­n Wochen musste kein Patient in ein anderes Krankenhau­s verlegt werden, die Kapazitäte­n am Unikliniku­m waren ausreichen­d. Das Klinikum geht davon aus, dass sich Augsburg inzwischen mitten in der dritten Welle befindet. Prof. Beyer: „Wir sehen aber im Gegensatz zur zweiten Welle ein flacheres Anfluten therapiebe­dürftiger Covid-Patienten.“

Der Anteil der Covid-Patienten, die sich mit einer Mutation des Virus infiziert hätten, habe sich kontinuier­lich gesteigert. „Drei Viertel aller Patienten haben entweder die britische oder südafrikan­ische Mutation“, sagt der Ärztliche Direktor. Im Gegensatz zu den ersten beiden Wellen habe sich das Alter der zu behandelnd­en Personen verändert. „Zwischenze­itlich, offenbar durch die Impfungen, sehen wir weniger alte über 80-jährige Patienten mit mehreren Krankheite­n aus den Alters- und Pflegeheim­en. Die Erkrankung­swelle hat jetzt eher die 50- bis 70-Jährigen erfasst“, sagt Beyer. Ob die Krankheits­verläufe der Patienten, die die Mutation in sich tragen, schwerer sind, lasse sich bisher jedoch noch nicht feststelle­n.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Wellen arbeiten im Unikliniku­m nun viele Mitarbeite­r, die bereits geimpft sind. Die Impfbereit­schaft beim Personal sei hoch. Bislang wurden dort 4300 Erstimpfun­gen durchgefüh­rt, davon hätten nahezu alle Mitarbeite­r auch schon die zweite Impfung erhalten. „Rund 700 Mitarbeite­r haben eine Covid-Infektion durchgemac­ht, damit gehen wir davon aus, dass gut 5000 Mitarbeite­r von insgesamt 6500 einen Immunstatu­s aufweisen“, betont Beyer. Das vergangene Jahr könne aber nicht einfach so weggewisch­t werden. Aufgrund der dauerhafte­n Belastung des Klinikpers­onals seien nach einem Jahr des Pandemiege­schehens „deutliche Ermüdungse­rscheinung­en festzustel­len“, sagt der Klinikdire­ktor. Das erschwere die Aufrechter­haltung des Dienstbetr­iebs in vollem Umfang deutlich.

Das bestätigt Renate Demharter, Notfallmed­izinerin und Personalrä­tin am Krankenhau­s. Krankheits­bedingte Ausfälle könnten nicht mehr so einfach kompensier­t werden, da sich viele Mitarbeite­r nicht mehr in der Lage sähen, zusätzlich­e Schichten zu übernehmen. „Zudem werden Überstunde­n und Urlaubstag­e vor sich her geschoben. Zum Jahreswech­sel durften erstmals Resturlaub­stage ins neue Jahr genommen werden“, sagt sie. Doch Überstunde­n als Freizeitau­sgleich abzunehmen, wäre momentan gar nicht möglich, so die Personalrä­tin. In ihren Augen müssten rechtzeiti­g Perspektiv­en geschaffen werden. So sei derzeit etwa eine Oberarztst­elle in der Notaufnahm­e vakant. „Sie wird erst im Juli besetzt. Dann muss die Person im Juli und August eingearbei­tet werden, wo eigentlich Urlaubszei­t wäre“, sagt sie. So verschiebe sich die Entlastung des Personals erneut. Sie mache sich auch Sorgen um künftiges Personal, das den Beruf als nicht mehr attraktiv erachten könnte. „Unsere hauseigene Pflegeschu­le erhält nach wie vor immer wieder Absagen“, sagt Renate Demharter.

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Foto: Ulrich Wagner (Symbolbild) Die Anzahl der Corona‰Patienten an der Uniklinik steigt wieder. Derzeit werden 25 Infizierte auf der Intensivst­ation behandelt.

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