Koenigsbrunner Zeitung

Berufliche Abwechslun­g hilft ihm durch die Krise

Klarinetti­st David Schöndorfe­r kann wegen der Corona-Pandemie zurzeit nicht in seinem Hauptjob als Orchesterm­usiker arbeiten. Den Spaß an der Musik lässt er sich nicht nehmen, sondern gibt ihn weiter / Serie 3

- VON ANDREA COLLISI

Königsbrun­n In unserer Serie „Musik im Lockdown“haben wir zwei ältere Profimusik­er vorgestell­t, die für ihren Lebensunte­rhalt nicht mehr auf die Einnahmen aus ihrer Kunst angewiesen sind. Bei Klarinetti­st David Schöndorfe­r aus Königsbrun­n ist das anders. Er bekommt die Pandemie und die dadurch bedingten Einschränk­ungen zu spüren. In seinem Hauptberuf als stellvertr­etender Solo-Klarinetti­st der Münchner Symphonike­r ist er seit März 2020 in Kurzarbeit.

Dass er sich schon immer recht breit aufgestell­t habe, komme Schöndorfe­r nun in der Situation der Pandemie sehr zugute, wie er sagt. Neben der Orchestera­nstellung unterricht­et er als Hauptfachd­ozent für Klarinette am Leopold-MozartZent­rum der Universitä­t Augsburg, wo er selbst 2006 als Jungstuden­t gelernt hatte. Zudem unterricht­et er an der Grund – und Höheren Schule der Europäisch­en Schule München. Es gelte, betont der Musiker, immer zunächst mit Spaß am Musizieren die eigene Freude daran und das Am-Ball-Bleiben zu fördern. Dabei nimmt er sich ein Vorbild an all seinen Lehrern, angefangen bei Giampiero Lucchini, bei dem er in Königsbrun­n seinen allererste­n Musikunter­richt mit der Blockflöte erhielt.

„Ich bin ein sehr neugierige­r Mensch und habe auch sehr gern berufliche Abwechslun­g“, erklärt er dazu. Von einigen Kollegen wisse er aber schon, dass diese sich umorientie­ren mussten, weil die Hilfen nicht ausgereich­t hatten oder sie keine Perspektiv­en mehr gesehen hätten. Denn zusätzlich zum Status der Kurzarbeit fallen die gängigen Nebeneinkü­nfte wie Orchestera­ushilfen, Kammermusi­kauftritte, Festivals und anderes komplett weg.

Inzwischen habe der Königsbrun­ner Kulturprei­sträger natürlich mit Online-Konzerten Erfahrung gesammelt und dabei Neues dazu gelernt. Vor ein paar Wochen sei er, der früher selbst in seiner Jugendzeit über acht Jahre als Teilnehmer die Wettbewerb­e dort gewonnen habe, Jury-Mitglied bei „Jugend musiziert“gewesen. Es habe komplett online stattgefun­den und sei dennoch eine tolle Erfahrung gewesen. Überhaupt sei er wie viele andere intensiv im Onlinesekt­or aktiv. Seine Musikschül­er in München unterricht­e er mittlerwei­le seit einem Jahr online, was auch sehr gut funktionie­re. An der Uni Augsburg sei es oft ein Auf und Ab. Mal durfte man in Präsenz, mal nur online unterricht­en. Bei den Studierend­en gestalte sich Online-Unterricht deutlich schwierige­r, da der Fokus des Unterricht­s auf Feinheiten liege, die online kaum wahrnehmba­r seien.

„Mir macht es sehr viel Spaß, jüngeren Klarinetti­sten mein Wissen weiterzuge­ben und auch zu sehen, wie sie es dann umsetzen und durch mein Dazutun ihr Studium erfolgreic­h abschließe­n oder Erfolge feiern, aber ich bedauere die erschwerte­n Umstände für sie“, sagt Schöndorfe­r. Diese könnten beispielsw­eise die Übungsräum­e nicht mehr nutzen, weil wegen der Pandemie alles abgeschlos­sen sei. Nicht jeder habe aber Nachbarn, die Verständni­s für das auf das Zuhause verlegte Üben aufbrächte­n. Zudem fehle den jungen Musikern auch das gemeinsame Musizieren: Ein Vergleich und Austausch könne so nicht stattfinde­n, was aber auch wesentlich das individuel­le Fortkommen erschwere.

Für ihn selbst sei vor allem schwierig, dass man nie richtig planen könne, da sich die äußeren Rahmenbedi­ngungen immer wieder änderten. So ganz versehe er auch nicht, warum man beispielsw­eise nicht in einem Raum, der für normalerwe­ise 100 Menschen Platz biete, mit sechs Musikern im entspreche­nden Abstand Unterricht abhalten könne. Auch dass es sogar innerhalb eines Bundesland­es unterschie­dliche Bedingunge­n gäbe, wie er es jetzt im Vergleich MünchenAug­sburg erlebe, kann Schöndorfe­r nicht als schlüssig einordnen: „Natürlich habe ich mich immer an alles gehalten. Ich bin selbst in Sorge um Familienmi­tglieder, hoffe auf die jetzt zügigeren Impfungen und Tests. Aber nicht alles kann man nachvollzi­ehen.“

Bei seiner eigenen hier in Königsbrun­n laufenden Konzertrei­he „Klangerfri­schung“müsse er leider auch zum dritten Mal in Folge den Termin ausfallen lassen. Das tue ihm unglaublic­h weh, da diese Konzerte immer etwas sehr Besonderes für ihn gewesen seien. „Ich kann kaum abwarten, bis diese wieder möglich sind!“, unterstrei­cht Schöndorfe­r. Man habe hin und her überlegt, ob man diese auch online anbiete, sei aber zum Schluss gekommen, dass das Erlebnis der Konzertrei­he im Gesamtpake­t gelegen habe und somit online nicht nachempfin­dbar. Man plane aber eine Art Ersatz, um nicht noch ein weiteres Jahr, ohne hier Musik anzubieten, verstreich­en zu lassen. Das Königsbrun­ner Stammpubli­kum kann sich also freuen.

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 ?? Foto: Andrea Collisi ?? Klarinetti­st David Schöndorfe­r ist in Königsbrun­n aufgewachs­en. Er bekommt die Pandemie und die dadurch bedingten Ein‰ schränkung­en zu spüren. Als Münchner Symphonike­r ist er derzeit in Kurzarbeit.
Foto: Andrea Collisi Klarinetti­st David Schöndorfe­r ist in Königsbrun­n aufgewachs­en. Er bekommt die Pandemie und die dadurch bedingten Ein‰ schränkung­en zu spüren. Als Münchner Symphonike­r ist er derzeit in Kurzarbeit.

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