Berufliche Abwechslung hilft ihm durch die Krise
Klarinettist David Schöndorfer kann wegen der Corona-Pandemie zurzeit nicht in seinem Hauptjob als Orchestermusiker arbeiten. Den Spaß an der Musik lässt er sich nicht nehmen, sondern gibt ihn weiter / Serie 3
Königsbrunn In unserer Serie „Musik im Lockdown“haben wir zwei ältere Profimusiker vorgestellt, die für ihren Lebensunterhalt nicht mehr auf die Einnahmen aus ihrer Kunst angewiesen sind. Bei Klarinettist David Schöndorfer aus Königsbrunn ist das anders. Er bekommt die Pandemie und die dadurch bedingten Einschränkungen zu spüren. In seinem Hauptberuf als stellvertretender Solo-Klarinettist der Münchner Symphoniker ist er seit März 2020 in Kurzarbeit.
Dass er sich schon immer recht breit aufgestellt habe, komme Schöndorfer nun in der Situation der Pandemie sehr zugute, wie er sagt. Neben der Orchesteranstellung unterrichtet er als Hauptfachdozent für Klarinette am Leopold-MozartZentrum der Universität Augsburg, wo er selbst 2006 als Jungstudent gelernt hatte. Zudem unterrichtet er an der Grund – und Höheren Schule der Europäischen Schule München. Es gelte, betont der Musiker, immer zunächst mit Spaß am Musizieren die eigene Freude daran und das Am-Ball-Bleiben zu fördern. Dabei nimmt er sich ein Vorbild an all seinen Lehrern, angefangen bei Giampiero Lucchini, bei dem er in Königsbrunn seinen allerersten Musikunterricht mit der Blockflöte erhielt.
„Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und habe auch sehr gern berufliche Abwechslung“, erklärt er dazu. Von einigen Kollegen wisse er aber schon, dass diese sich umorientieren mussten, weil die Hilfen nicht ausgereicht hatten oder sie keine Perspektiven mehr gesehen hätten. Denn zusätzlich zum Status der Kurzarbeit fallen die gängigen Nebeneinkünfte wie Orchesteraushilfen, Kammermusikauftritte, Festivals und anderes komplett weg.
Inzwischen habe der Königsbrunner Kulturpreisträger natürlich mit Online-Konzerten Erfahrung gesammelt und dabei Neues dazu gelernt. Vor ein paar Wochen sei er, der früher selbst in seiner Jugendzeit über acht Jahre als Teilnehmer die Wettbewerbe dort gewonnen habe, Jury-Mitglied bei „Jugend musiziert“gewesen. Es habe komplett online stattgefunden und sei dennoch eine tolle Erfahrung gewesen. Überhaupt sei er wie viele andere intensiv im Onlinesektor aktiv. Seine Musikschüler in München unterrichte er mittlerweile seit einem Jahr online, was auch sehr gut funktioniere. An der Uni Augsburg sei es oft ein Auf und Ab. Mal durfte man in Präsenz, mal nur online unterrichten. Bei den Studierenden gestalte sich Online-Unterricht deutlich schwieriger, da der Fokus des Unterrichts auf Feinheiten liege, die online kaum wahrnehmbar seien.
„Mir macht es sehr viel Spaß, jüngeren Klarinettisten mein Wissen weiterzugeben und auch zu sehen, wie sie es dann umsetzen und durch mein Dazutun ihr Studium erfolgreich abschließen oder Erfolge feiern, aber ich bedauere die erschwerten Umstände für sie“, sagt Schöndorfer. Diese könnten beispielsweise die Übungsräume nicht mehr nutzen, weil wegen der Pandemie alles abgeschlossen sei. Nicht jeder habe aber Nachbarn, die Verständnis für das auf das Zuhause verlegte Üben aufbrächten. Zudem fehle den jungen Musikern auch das gemeinsame Musizieren: Ein Vergleich und Austausch könne so nicht stattfinden, was aber auch wesentlich das individuelle Fortkommen erschwere.
Für ihn selbst sei vor allem schwierig, dass man nie richtig planen könne, da sich die äußeren Rahmenbedingungen immer wieder änderten. So ganz versehe er auch nicht, warum man beispielsweise nicht in einem Raum, der für normalerweise 100 Menschen Platz biete, mit sechs Musikern im entsprechenden Abstand Unterricht abhalten könne. Auch dass es sogar innerhalb eines Bundeslandes unterschiedliche Bedingungen gäbe, wie er es jetzt im Vergleich MünchenAugsburg erlebe, kann Schöndorfer nicht als schlüssig einordnen: „Natürlich habe ich mich immer an alles gehalten. Ich bin selbst in Sorge um Familienmitglieder, hoffe auf die jetzt zügigeren Impfungen und Tests. Aber nicht alles kann man nachvollziehen.“
Bei seiner eigenen hier in Königsbrunn laufenden Konzertreihe „Klangerfrischung“müsse er leider auch zum dritten Mal in Folge den Termin ausfallen lassen. Das tue ihm unglaublich weh, da diese Konzerte immer etwas sehr Besonderes für ihn gewesen seien. „Ich kann kaum abwarten, bis diese wieder möglich sind!“, unterstreicht Schöndorfer. Man habe hin und her überlegt, ob man diese auch online anbiete, sei aber zum Schluss gekommen, dass das Erlebnis der Konzertreihe im Gesamtpaket gelegen habe und somit online nicht nachempfindbar. Man plane aber eine Art Ersatz, um nicht noch ein weiteres Jahr, ohne hier Musik anzubieten, verstreichen zu lassen. Das Königsbrunner Stammpublikum kann sich also freuen.