Koenigsbrunner Zeitung

Wie geht es den Bienen im Augsburger Land?

Zwei Jahre ist das erfolgreic­he Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“jetzt her. Was von den Zielen geblieben ist und wie es den Insekten im Landkreis geht

- VON JANA TALLEVI

Neusäß Er ist zum Symbol des landkreisw­eiten Schutzes der Bienen geworden: Der Bienenpark in Neusäß, gleich beim großen Spielplatz am Weldenbahn­radweg zwischen Ottmarshau­sen und Hammel. Im vergangene­n Oktober wurde er offiziell eingeweiht, die Planungen liegen jedoch schon weiter zurück als das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“, das vor gut zwei Jahren den Artenschut­z in den Mittelpunk­t stellte. Der Neusässer Bürgermeis­ter Richard Greiner hat das Projekt jetzt im Ausschuss für Umwelt und Energie vorgestell­t. Das Besondere: Dort gibt es Tipps zum Nachmachen für alle.

Denn das ist gut zwei Jahre nach dem Volksbegeh­ren das Positive, findet der Vorsitzend­e des Kreisverba­nds der Imkerinnen und Imker im Landkreis Augsburg, Rainer Holzapfel: Dass das Thema Arten- und Naturschut­z seitdem viel stärker im öffentlich­en Bewusstsei­n verankert ist und von Bayern ausstrahle­nd nun auch in der Bundespoli­tik viel stärker beachtet wird. „Ob sich aber auch im Verhalten der Menschen etwas ändert, das wird sich noch zeigen.“

Die Bedrohung bestimmter Insektenun­d Tierarten habe sich noch nicht verändert. „Aber da müssen wir unbedingt bremsen und diese Tiere nicht noch weiter gefährden“, so der Vertreter der Imkerinnen und Imker im Landkreis Augsburg. Die Biene sei weiterhin gefährdet, auch durch immer stärkere Umwelteinf­lüsse wie Krankheite­n durch Milben und Viren. Um sie zu schützen, könne jeder Einzelne spürbar etwas tun. Im eigenen Garten oder auf dem Balkon. Weil viele heimische Insekten in ihrem gesamten Leben mit einem Umkreis von wenigen hundert Metern auskommen, kann auch ein Reihenhaus­garten zum wertvollen Habitat vieler Arten werden. Wie das funktionie­ren kann, zeigt der Bienenpark in Neusäß. Dort ist in einem Pavillon ein Freiluft-Umweltklas­senzimmer für Grundschul­klassen entstanden. Doch Bürgermeis­ter Richard Greiner ist es wichtig, ein Angebot für alle Generation­en zu schaffen. „Auf den 2000 Quadratmet­ern des Bienenpark­s ist in einer ganzen Reihe von Hochbeeten zu sehen, wie eine bienenfreu­ndliche Bepflanzun­g aussehen kann. Wir haben einen Imker aus Neusäß, der sich um den Park kümmert. Er bietet sogar Samenmisch­ungen mit heimischen Pflanzen an.“Im Fokus des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“, das schließlic­h im Februar 2019 abgehalten wurde, ging es je

nicht so sehr um Privatgärt­en, sondern eher um die Landwirtsc­haft. Und das ärgert den Bezirksges­chäftsführ­er des Bayerische­n Bauernverb­ands in Augsburg, Markus Müller, noch heute. „Vieles war und ist zu einseitig, aber auch nicht praktikabe­l. Wir haben in vielen Bereichen alle Hände voll zu tun, um für den starren theoretisc­hen Gesetzgebu­ngstext praktikabl­e Vorgaben zu erreichen.“Ein besonders prägnantes Beispiel sei die Frist für das Walzverbot, mit dem Bodenbrüte­r geschützt werden sollen. Weil in den vergangene­n Jahren das Wetter nicht passte, musste der eigentlich gesetzlich festgesetz­te Termin für die letzte Walz am 15. März immer wieder verschoben werden. „Die Natur und das Wetter haben ihre eigenen Gesetze. Diese sind weder durch starre Fristen noch durch theoretisc­he Vorgaben zu regeln“, so Müller. Von Anfang an nicht ganz gerecht sei gewesen, dass das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“ausgerechn­et in Bayern stattfand, sagt der Pressespre­cher des Bayerische­n Bauernverb­ands, Markus Drexler. Müller ergänzt: „Bayern ist bei Agrarumwel­tprogramme­n absoluter Vorreiter“im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern. „In Bayern sind über 40 Prozent der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche­n mit Agrarumwel­tprogramme­n in den Bereichen Biodiversi­tät, Artenvielf­alt, Klima-, Boden- und Wasserschu­tz belegt. Dies gilt es anzuerkenn­en.“Nur mit solchen Ausgleichs­programmen könne man die Bauern auch überzeugen, sich zu beteiligen. Nur sei der Gesetzgebe­r in einigen Fällen noch nicht so weit, dass das auch umgesetzt werden kann, sagt Markus Drexler und nennt die Gewässerst­reifen. Erst seit wenigen Wochen gibt es aus Brüssel die Zusage, dass es in diesem Bereich Ausdoch gleichszah­lungen für Landwirte geben wird, wenn sie sich beteiligen.

Was die Landwirte ärgert: Während sie in die Pflicht genommen werden, bleiben die Kommunen völlig außen vor. Doch das wäre nötig. Markus Müller: „Durch ungezügelt­en Flächenver­brauch verschwind­et nicht nur fruchtbare­r Boden als Existenzgr­undlage für die Landwirtsf­amilien, sondern Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Für die Landwirtsc­haft ist dieser Widerspruc­h unauflösba­r.“

Das sieht auch Imker Rainer Holzapfel ähnlich. Dennoch will er die Landwirtsc­haft nicht aus der Pflicht nehmen. „Es geht hier nicht so sehr um den einzelnen Landwirt, sondern um das System unserer Landwirtsc­haft. Das steckt in einer Sackgasse.“Doch zurück zu den Kommunen: Nicht nur im Flächenver­brauch, auch bei der Ausweisung von Neubaugebi­eten könnten Kommunen ein Zeichen setzen und in Bebauungsp­länen festlegen, wie private Grünfläche­n gestaltet werden sollen: mit Obstbäumen oder nahrhaften Sträuchern. Und wenn die Städte und Gemeinden dann ihre eigenen Grünfläche­n selbst noch so gestalten, werde das Ganze glaubhaft. „Das Thema darf nicht nur mit dem Verstand erfasst werden, es muss ins Herz eindringen. Da gibt es gute Beispiele im Kreis, nicht nur Neusäß, auch Kutzenhaus­en und Ustersbach betreiben wirklichen Artenschut­z. »Aufgefalle­n

OInfo Ein Tipp vom Vorsitzend­en des Kreisverba­nds der Imker im Augsbur‰ ger Land: Das Buch „Die Insektenwi­ese“von Ernst Rieger, erschienen im Topp‰ Verlag. „Das ist inzwischen zu meiner Bi‰ bel geworden, wenn es um Fragen rund um den Garten geht.“

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Oft sind es die eher unauffälli­gen, mitunter auch unerwünsch­ten Pflanzen, die Bienen und anderen Insekten eine gute Nahrungs‰ grundlage bieten. Nach wie vor sind zahlreiche Arten bedroht.

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