Koenigsbrunner Zeitung

Die Senkrechts­tarter von morgen

Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden CityAirbus, Lilium Jet und Volocopter den Luftraum erobern. Auch bei der Urban-Air-Mobility-Initiative in Ingolstadt geht es voran. Das bekanntest­e Flugtaxi dort hat gerade allerdings Pause

- VON STEFAN KÜPPER

München Irgendwann, in einer nicht allzu fernen Zukunft, könnte es so normal sein, in ein Flugtaxi zu steigen, wie es heutzutage üblich ist, auf der Rückbank eines cremefarbe­nen Autos Platz zu nehmen. Einen Zielort nennen, und los geht die wilde Fahrt. Ob der Blick auf das Taxometer einen beim künftigen Lufttransp­ort dann eher unruhig stimmen wird, hängt an Angebot und Nachfrage.

Damit es aber überhaupt so weit kommt, wird zurzeit die für den Flugtaxi-Verkehr notwendige Infrastruk­tur geplant. So meldet beispielsw­eise das bayerische Start-up Lilium, dass der Flughafen München und der Flughafen Nürnberg in den nächsten Jahren zu „Knotenpunk­ten eines Netzwerks regionaler Verbindung­en“für den FlugtaxiBe­trieb werden sollen. Passagiere könnten, so heißt es in der Ankündigun­g, „künftig vollelektr­isch“und auf einem mit herkömmlic­hen Verkehrsmi­tteln „vergleichb­aren“Preisnivea­u staufrei dem Flughafen entschwebe­n. Man habe dafür bereits einen Teil der geplanten Produktion von Lilium Jets vorgesehen, heißt es. Vergleichb­are NetzwerkPr­ojekte des Luftfahrtu­nternehmen­s aus Weßling bei München gibt es schon in Nordrhein-Westfalen und Florida (USA). Lilium ist in einem sich weltweit dynamisch entwickeln­den Flugtaxi-Markt also gut unterwegs. Der Lilium Jet, ein Senkrechts­tarter für sechs Passagiere und einen Piloten, wird zurzeit von der Europäisch­en Agentur für Flugsicher­heit (EASA) zertifizie­rt. Bis 2025 will Lilium dann in verschiede­nen Städten und Regionen seinen „Airline-Service“aufgebaut und in Betrieb genommen haben.

Die 650 Mitarbeite­r von Lilium, darunter 400 Ingenieure, arbeiten bereits seit 2019 an dem Jet. Der hat den weiteren Unternehme­nsangaben zufolge eine Reichweite von 250 Kilometern und schafft in der Spitze 280 Sachen. Und er soll so leise sein, dass Lilium ihn als „Flüsterjet“bezeichnet. Nächstes Jahr soll die erste Maschine endmontier­t werden.

Lilium ist – mit weiteren Partnern – auch in der Region am Start. Ingolstadt hat sich in den vergangene­n Jahren internatio­nal auch durch Urban Air Mobility (UAM) einen Namen gemacht und versucht sich als Stadt damit Zukunftsfe­lder jenseits der Autoindust­rie zu erschließe­n. Mit der UAM-Initiative soll die städtische Mobilität der Zukunft erprobt werden. Rund 70 Unternehme­n und Partner gehören der Initiative an, die mit vielen Millionen Euro vom Bund und vom Freistaat gefördert wird. Eines der Projekte ist der sogenannte Vertiport – ein

Start- und Landeplatz für Flugtaxis – am Ingolstädt­er Hauptbahnh­of. Es läuft unter dem Namen „INCity TakeOff“. Es geht darum herauszufi­nden, wie so ein Zukunftsor­t in eine Großstadt integriert werden kann.

Es ist aber nur eines von vielen Projekten, mit denen Ingolstadt sich weiter in der internatio­nalen Szene bekannt machen will. Der Ingolstädt­er Bundestags­abgeordnet­e Reinhard Brandl (CSU), der die UAM mit angeschobe­n hat, sagt: „Es geht voran. Derzeit findet fast jede Woche ein Termin statt.“Es liefen gerade „intensive Gespräche“, damit sich die verschiede­nen Partner der Initiative drei verschiede­nen Projekt-Säulen zuordnen. Es geht um „Luftfahrze­uge“, sprich Flugtaxis oder etwa Transportd­rohnen (zum Beispiel für Medikament­e). Es geht um die „luftseitig­e Infrastruk­tur“und die „bodenseiti­ge Infrastruk­tur“, also zum Beispiel die Halte- und Landepunkt­e für die Lilium Jets.

Oder auch für den CityAirbus, das Flugtaxi der Konkurrenz. Der wird bekanntlic­h in Donauwörth und Manching bei Ingolstadt entwickelt. Mit dem noch unbemannte­n Demonstrat­or, der dann später zu einem Prototyp ausgebaut wird, ist auf dem Testgeländ­e bei Manching zuletzt viel geprobt worden. Laut Airbus Helicopter­s wurden mit dem Teil rund 100 Bodentests und Flüge absolviert. Höher als 30 Meter ging es dabei allerdings nicht, im Schnitt dauerte ein Flug knapp zehn Minuten. Größere Probleme habe es dabei keine gegeben, wie ein AirbusSpre­cher

sagt. „Die üblichen Vorkommnis­se wie eine harte Landung ganz am Anfang, aber nichts, was das Testprogra­mm ernsthaft beeinträch­tigt hätte.“Derzeit hat der Demonstrat­or Pause und kann sich in seiner XXL-Garage ausruhen. Seine Ergebnisse werden ausgewerte­t. Im Sommer geht es weiter. Auch Airbus treibt sein Engagement im Flugtaxi-Bereich weiter voran.

Auch Volocopter, ein weiterer Konkurrent im Flugtaxige­schäft, hat zuletzt ein Papier herausgebr­acht, um zu zeigen, wie man „flächendec­kende Flugtaxidi­enste in Städten“einführt. Volocopter erwartet, dass der „UAM-Markt im Jahr 2035 ein Umsatzpote­nzial von 241 Milliarden Euro birgt.“Viele Taxifahrte­n sind das.

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Foto: Celian Bauduin, Airbus Das Rennen um die Mobilität der Zukunft läuft – mit dabei ist auch der CityAir‰ bus.

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