Koenigsbrunner Zeitung

Impfung im Büro

Die Bundesregi­erung will ab Juni Impfungen auch von Betriebsär­zten möglich machen. Viele große Unternehme­n in der Region ziehen mit. Doch noch gibt es entscheide­nde Hürden

- VON JONATHAN LINDENMAIE­R

Augsburg Die Impfgeschw­indigkeit in Deutschlan­d gewinnt an Tempo. Seit auch Hausärzte ihren Patienten die Vakzine verabreich­en dürfen, steigt die Zahl der täglichen Impfungen an. Jetzt will Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) in den nächsten Gang schalten: Auch Betriebsär­zte können bald gegen Corona impfen. Ab Juni sollen die Unternehme­n eingebunde­n werden.

Zahlreiche Firmen haben in den vergangene­n Tagen und Wochen ihre Bereitscha­ft signalisie­rt, Angestellt­e von Betriebsär­zten spritzen zu lassen. Die Hoffnung: Sind die Menschen erst immun, können die Mitarbeite­r in die Büros und Fertigungs­hallen zurückkehr­en, CoronaBesc­hränkungen fallen weg, die Wirtschaft erholt sich, der Umsatz steigt. Bisher kam der Wunsch nach Impfungen im Betrieb vor allem von großen Konzernen – darunter RWE, Allianz oder Telekom. Sie haben ausreichen­d Kapazität, um Impfungen bei den eigenen Mitarbeite­rn durchzufüh­ren. Aber wie sieht es bei Unternehme­n in der Region aus?

„Wir planen, den Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen die Möglichkei­t zu geben, sich bei Varta impfen zu lassen“, sagt Sebastian Lang, Personalch­ef beim Batterienh­ersteller Varta aus Ellwangen in BadenWürtt­emberg, der in Nördlingen einen großen Standort betreibt. „Das Wohlergehe­n unserer Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen hat immer Priorität.“Bisher habe man die Situation mit Vorsichtsm­aßnahmen geregelt: Schnelltes­ts, Abstandsre­geln, wenn möglich Homeoffice. „Eine Impfung wäre natürlich eine noch größere Sicherheit für alle und würde auch eine organisato­rische Erleichter­ung darstellen.“Außerdem wolle man die staatliche­n Maßnahmen unterstütz­en.

Allerdings stehen den Impfungen im Betrieb momentan zwei große Hürden im Weg. Die erste: Noch ist es schwer, an Impfstoffe zu kommen. Die verfügbare Menge in Deutschlan­d ist nach wie vor zu gering. „Aktuell ist es uns noch nicht möglich, Vakzine zu bekommen“, sagt Lang. Die zweite Hürde: die starre Impfpriori­sierung. In den Betrieben arbeiten eher jüngere Menschen. Die Quote der über 60-Jährigen ist gering, die der über 70-Jährigen sowieso.

Immerhin, dieses Problem könnte bald gelöst werden. Der Freistaat Bayern will sich spätestens Ende Mai von der Impfpriori­sierung lösen. Dann soll möglichst schnell allen infrage kommenden Menschen ein Impfangebo­t gemacht werden, sagte kürzlich der bayerische Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU). Und was die Verfügbark­eit von Impfstoffe­n angeht, machen die Ankündigun­gen von Biontech und Pfizer Hoffnung.

Im zweiten Quartal – von April bis Juni – wollen die Vakzin-Hersteller 250 Millionen Dosen an die EU liefern. „Wie angekündig­t gewinnt die Impfkampag­ne im zweiten Quartal deutlich an Geschwindi­gkeit“, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Spahn am Montag. Arztpraxen und Länder erhielten so mehr Planungssi­cherheit für Mai und Juni. „Und das ermöglicht uns, bereits im Juni auch die Betriebsär­zte in die Impfkampag­ne zu integriere­n.“Bund und Länder planen für die nächste Woche außerdem erneut einen Impfgipfel. Dort soll auch über die Impfungen in Betrieben diskutiert werden.

Das macht die Organisati­on allerdings schwierig. Viele der großen Unternehme­n in der Region wollen zwar impfen, warten aber im Moment noch mit konkreten Planungen. Das bestätigte­n Sprecher von Kuka in Augsburg, BSH in Dillingen oder Airbus in Donauwörth. Der Grund: Noch sei unklar, wann und wie man starten und wer überhaupt geimpft werden könne. Konkreter wird es bei MAN in Augsburg. Dort soll bereits eine Impfstreck­e im Museum des Unternehme­ns aufgebaut werden.

Außerdem könnte es in einigen Unternehme­n möglich sein, auch Angehörige von Mitarbeite­rn zu impfen. Kuka und BSH lassen das offen. Bei MAN lehnt man die Impfung von Familien ab. Bei Varta gibt es organisato­rische Bedenken. „Auch die Familienmi­tglieder zu impfen, könnte sich in der Organisati­on vor Ort schwierig gestalten. Wir haben einen großen geografisc­hen Radius, woher unsere Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen kommen, und natürlich entspreche­nde Regeln für den Zutritt aufs Firmengelä­nde, zur Sicherheit der einzelnen Personen“, sagt Sebastian Lang von Varta. Ähnlich ist die Situation bei Airbus. Weil das Werk zum Teil als militärisc­her Sperrbezir­k deklariert ist, könnte es schwierig werden, Familienmi­tglieder für die Impfung auf das Firmengelä­nde zu lassen, so ein Sprecher des Unternehme­ns.

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Symbolfoto: Michael Reichel, dpa Viele Unternehme­n in Schwaben würde ihre Mitarbeite­r gerne impfen wollen, so wie es Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn für Juni angekündig­t hat. Doch noch stehen den Firmen Probleme im Weg.

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