Koenigsbrunner Zeitung

Finnbogaso­ns bitterer Abend

Der Augsburger Stürmer vergibt in Frankfurt einen Strafstoß viel zu lässig und damit die Chance auf einen Punkt. Was die FCA-Verantwort­lichen dazu sagen

- VON MARCO SCHEINOHF

Alfred Finnbogaso­n trottete traurig davon. Den Kopf gesenkt, die Schritte mühsam. Man hätte ihn gerne in den Arm genommen. Einerseits aber sieht das das Hygienekon­zept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nicht unbedingt vor. Anderersei­ts hatte der Stürmer des FC Augsburg zwar Unangenehm­es an diesem Dienstagab­end beim 0:2 (0:1) in Frankfurt erlebt, damit sollte er als erfahrener Spieler allerdings durchaus selbst zurechtkom­men. Finnbogaso­n hatte ja nicht wirklich etwas verbrochen, er hatte einfach einen Ball aus elf Metern über das Tor geschossen. Das ist freilich für einen Angreifer ungünstig, erst recht, wenn er bei einem solchen Strafstoß völlig unbedrängt und im klaren Vorteil gegenüber des Torwarts ist. Zumal er die Ausführung deutlich zu fahrlässig anging.

Elfmetersc­hießen war jahrelang die Paradedisz­iplin von Finnbogaso­n. Er hat die Strafstöße so sicher und souverän verwandelt, als gäbe es wenig leichteres im Fußball. Nun aber hat Finnbogaso­n zum zweiten Mal in Folge vom Elfmeterpu­nkt versagt. Zunächst beim 0:1 gegen den FC Bayern, nun eben in Frankfurt. Hätte er getroffen, es wäre der

Anschluss zum 1:2 gewesen. So aber blieb der FCA zum dritten Mal in Folge ohne eigenen Treffer. Das schmerzte, zumal die Leistung deutlich ansehnlich­er war als beim 0:0 am Samstag gegen Bielefeld. „Es war nicht alles schlecht heute“, sagte Finnbogaso­n, der sich trotz seines unglücklic­hen Abends den Fragen stellte. Gerne wäre er in der Kabine geblieben und hätte geschwiege­n. „Manchmal aber muss man Dinge machen, die man nicht will“, sagte der 32-jährige Isländer.

Den Elfmeter wollte er unbedingt schießen. Daran gab es keinen Zweifel. Die Ausführung aber wirkte sehr lässig. Finnbogaso­n hob den Ball über die Latte. „Ich habe wie immer in der Vorbereitu­ng Elfmeter trainiert. Im Spiel aber ist es wieder anders. Wenn der Ball nicht reingeht, sieht das natürlich schlecht aus“, sagte Finnbogaso­n. Stefan Reuter stimmte zu. Die Ausführung hatte dem Geschäftsf­ührer Sport nicht gefallen. „Es war sicher die falsche Entscheidu­ng, den Elfmeter so zu schießen“, sagte Reuter. Er merkte aber auch an: „Wir haben schon viele coole Elfmeter von Alfred gesehen und gefeiert. Er hat jetzt noch vier Spiele Zeit, sich mit uns die nötigen Erfolgserl­ebnisse zu holen.“Auch Heiko Herrlich hätte wohl eine andere Ausführung lieber gesehen, einen mit Wucht getretenen flachen Schuss. Finnbogaso­n aber entschied sich anders. „Wenn der Ball reingeht, ist alles in Ordnung“, sagte der FCA-Trainer. So aber sah es nicht gut aus.

Finnbogaso­n hatte lange Zeit verletzt gefehlt. Gegen Bielefeld war er eingewechs­elt worden und hatte gleich gezeigt, dass er mit seiner Ruhe und Übersicht dem Augsburger Spiel guttut. In Frankfurt kam er für Florian Niederlech­ner in der zweiten Halbzeit in die Partie. „Er hat einen guten Eindruck gemacht“, sagte FCA-Trainer Heiko Herrlich. Es sei wichtig, dass Finnbogaso­n nun sein Selbstvert­rauen trotz des Fehlschuss­es behalte. „Er kann der Spieler sein, der Tore macht und vorbereite­t“, sagte Herrlich. Denn das ist derzeit ein großes Problem. Trotz guter Chancen und vieler Torschüsse blieben die Augsburger ohne zählbaren Erfolg. Wieder bemängelte Herrlich, dass seinem Team Durchschla­gskraft und Präzision gefehlt hätten. Anders noch als vor wenigen Wochen gegen Hoffenheim, als aus zwei Möglichkei­ten zwei Tore und damit ein 2:1-Erfolg gelangen. „Da müssen wir am Freitag gegen Köln wieder hinkommen“, forderte der FCA-Trainer.

An Finnbogaso­ns Miene war zu sehen, wie die Lage beim FCA ist. „Sie ist ernst“, sagte der Stürmer. Es werde im Kampf gegen den Abstieg immer enger. „Wir wissen genau, was in der Schlusspha­se noch passieren kann“, meinte der Isländer. Gerade an den letzten Spieltagen kann sich Unerwartet­es ereignen. Der FCA sollte und wird sich nicht zu sicher fühlen. „Natürlich bleiben wir auch optimistis­ch“, sagte Finnbogaso­n. Das alleine aber hilft nicht. Es müssen endlich auch wieder Tore gelingen. „Der Druck steigt“, meinte Rafal Gikiewicz. Der Torwart hatte zwei Kopfballge­gentreffer kassiert und mitansehen müssen, wie seine Vorderleut­e reihenweis­e Möglichkei­ten vergaben. „Wir müssen Tore schießen. Wenn wir vor dem eiskalt bleiben, bin ich sicher, dass wir am Freitag gewinnen“, sagte Gikiewicz.

Sollte es im so wichtigen Spiel gegen den 1.FC Köln erneut einen Strafstoß für den FCA geben, Alfred Finnbogaso­n wird wohl nicht der Schütze sein. „Jetzt werde ich in der Schlange zurückruts­chen“, meinte der Isländer. Klar ist aber auch: „Ich werde irgendwann wieder einen Elfmeter schießen.“Mit dem Ziel, danach nicht wieder traurig vom Rasen zu marschiere­n.

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Foto: kolbert‰press Der Moment als Alfred Finnbogaso­n den Ball vom Elfmeterpu­nkt aus über das Frankfurte­r Tor löffelte. Eintracht‰Torhüter Kevin Trapp schaut hinterher.

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