Koenigsbrunner Zeitung

Grüne attestiere­n dem Landkreis Nachholbed­arf

Nur ein knappes Drittel des Stroms, der im Kreis verbraucht wird, kommt aus erneuerbar­en Quellen. Ein Abgeordnet­er sagt: „Die Region muss sich mehr anstrengen.“

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Landkreis Augsburg Der Landkreis Augsburg hinkt bei der Energiewen­de deutlich hinterher. Zu diesem Schluss kommen die Grünen und berufen sich dabei auf Angaben aus bayerische­n Ministerie­n.

Nur 31 Prozent des Gesamtstro­mverbrauch­s bezieht der Kreis Augsburg diesen Angaben zufolge aus erneuerbar­en Energien. Deutschlan­dweit liegt dieser Anteil bei etwa 42 Prozent, in Bayern bei rund 50 Prozent. Im schwäbisch­en Vergleich bedeutet dies den zweitschle­chtesten Wert, wie aus einer Landtagsan­frage des Grünen-Politikers Max Deisenhofe­r hervorgeht. Spitzenrei­ter Dillingen kommt auf deutlich höhere 119 Prozent. „Die Region muss sich bei der Energiewen­de viel mehr anstrengen. 100 Prozent aus den Erneuerbar­en muss unser Anspruch in ganz Deutschlan­d sein,“so Deisenhofe­r.

Wie eine Auswertung von Daten Stromverso­rgers LEW durch unsere Redaktion aus dem Jahr 2016 zeigt, gibt es innerhalb des Landkreise­s Augsburg große regionale Unterschie­de. Demnach wird in vielen ländlichen Gegenden oft mehr Strom erzeugt, als momentan lokal benötigt wird. Dort ist Platz für ausgedehnt­e Solaranlag­en und Biogasanla­gen. In Allmannsho­fen beispielsw­eise arbeitet eine der größten Photovolta­ikanlagen in der Region. Die kleine Gemeinde erzeugt inzwischen mehr als das Zehnfache ihres Verbrauchs.

Anders sieht es meist in Kommunen aus, in denen große Betriebe ansässig sind. Dabei ragt ein Ort heraus: Meitingen. In die Marktgemei­nde, wo die beiden energieint­ensiven Großbetrie­be SGL Carbon und Lechstahl sitzen, fließen rund 45 Prozent des gesamten Stromverbr­auchs im Landkreis Augsburg.

Unbestritt­en ist aber, dass im Augsburg die vor einigen Jahren selbst gesteckten Ziele beim Ausbau von Windkraft und Sonnenstro­m bislang nicht erreicht worden sind. Schon vor zwei Jahren hat der Kreis deshalb eine Solaroffen­sive gestartet, um die Zahl von rund 13.000 Photovolta­ikanlagen zu steigern.

Nach Angaben der Grünen sieht es im Kreis Augsburg bei den verschiede­nen Energieträ­gern so aus: Bei der Windkraft steht mit 30.100 Megawattst­unden (MWh) beispielsw­eise nur der fünfte Platz im schwäbisch­en Ranking zu Buche. Die 172.000 MWh aus Bioenergie-Trägern werden ebenso von vier anderen Landkreise­n überboten. Zwar bedeuten die 310.500 MWh, die aus Photovolta­ikanlagen gewonnen werden, in absoluten Zahlen Rang zwei in Schwaben, doch beim Blick auf die Einspeisun­g pro Einwohner falle der Landkreis Augsburg als bedes völkerungs­reichster Kreis auf Platz sieben zurück.

Nicht in dieser Aufstellun­g enthalten ist die Wasserkraf­t. Grund: Die großen Kraftwerke, die ab Gersthofen lechabwärt­s zu finden sind und ihren erzeugten Strom frei auf dem Markt verkaufen, werden nicht nach dem Gesetz für erneuerbar­e Energien gefördert. Nimmt man ihre Leistung hinzu, kam der Kreis Augsburg Mitte vergangene­n Jahrzehnts auf einen Ökostroman­teil von 36 Prozent.

Die Grünen haben für den Klimaschut­z jedoch nicht allein die Stromerzeu­gung im Landkreis Augsburg im Blick. Einen entscheide­nden Beitrag zur Verringeru­ng des CO2-Ausstoßes könnte nach Ansicht des Landtagsab­geordneten Deisenhofe­r und der Kreistagsf­raktionsvo­rsitzenden Silvia Daßler der Mobilitäts­sektor leisten. Dort werde in der Region noch das meiste Potenzial verLandkre­is schenkt. Silvia Daßler: „Bessere Busanbindu­ngen zur Schiene, barrierefr­eie Bahnhöfe, ein 365-Euro-Ticket für alle, Regional-S-Bahn und Staudenbah­n, Ausbau des Carsharing­Angebotes – wir haben etliche Themen, die im Landkreis mit Unterstütz­ung von Bund und Freistaat vorangebra­cht werden müssen.“

Nicht nur, dass der öffentlich­e Personenna­hverkehr unzureiche­nd ausgebaut sei: Wie die Angaben der Staatsregi­erung belegen, wächst die Anzahl der Pkw-Zulassunge­n im Kreis mehr als doppelt so stark wie die Bevölkerun­g. Insgesamt 162.168 Pkw mit Verbrennun­gsmotor stehen gerade einmal 2589 mit umweltscho­nendem Antrieb (davon 470 reine E-Autos) gegenüber. Um die E-Mobilität anzukurbel­n, bräuchte es auch mehr Ladesäulen. Im vergangene­n Jahr wurden im Landkreis gerade einmal sieben Stück neu installier­t. 2018 waren es 20.

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Nachholbed­arf beim Ausbau der erneuerbar­en Energien im Landkreis Augsburg sehen die Grünen.

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