Koenigsbrunner Zeitung

Gutes vom Grill hilft lecker durch den Lockdown

In unserer neuen Serie zeigen wir alles rund um das Thema Grillen und probieren unterschie­dliche Rezepte aus. Los geht es mit einem Überblick über die beliebtest­en und exklusivst­en Grillgerät­e

- MATTHIAS SCHALLA

Gersthofen Es ist sicherlich die älteste Möglichkei­t, sein Essen zuzubereit­en. Spätestens als der Mensch vor 32.000 Jahren lernte, ein Feuer anzuzünden, wurden die ersten Stücke Fleisch über den Flammen erhitzt. Grillen ist heute aber viel mehr, als die Nahrung von einem rohen in einen gegarten Zustand zu versetzen. Heute gibt es Keramikgri­lls mit Materialie­n aus der Raumfahrt, Kugelgrill­s mit Deckelscha­rnier und Kohleabsta­ndhalter, Feuerplatt­en aus Stahl oder Smoker mit Räucherbox­en und externer Pelletzufu­hr über eine rotierende Schnecke, die per App gesteuert wird. In unserer neuen Serie „Lecker durch den Lockdown“stellen wir ab sofort in loser Folge die unterschie­dlichen Geräte vor und entlocken dem bayerische­n Grillmeist­er Andreas Hanisch seine Geheimniss­e für das perfekte Menü vom Grill. Los geht es mit einem Überblick über die Vielfalt der beliebtest­en Geräte.

Stefan Herdelt kennt sie alle. Die Einsteiger­modelle für kleines Geld. Und die chromblitz­enden Gartenmons­ter im Wert eines neuen Mittelklas­sewagens. Auf rund 400 Quadratmet­ern hat er in seinem Geschäft in der Gersthofer Röntgenstr­aße mehr als 100 Geräte ausgestell­t. Hier gibt es das „Big green Egg“mit lebenslang­er Garantie, das je nach Größe ein paar tausend Euro kostet. Aber es gibt auch den „Dutch Oven“, ein gusseisern­es Gefäß mit Deckel, das sich ideal für Schmorbrat­en eignet und ab 70 Euro zu haben ist. Was die einzelnen Modelle können und kosten, haben wir uns vor Ort vom Chef persönlich erzählen lassen.

● Dutch Oven Im Prinzip handelt es sich hier um einen gusseisern­en Feuertopf auf drei Füßen mit Deckel. Für das Erhitzen des Topfes eignen sich Briketts. Erforderli­ch ist jedoch eine feuerfeste Unterlage. „Eine Gehwegplat­te mit 40x40 Zentimeter­n reicht aus – und schon kann es losgehen“, sagt Herdelt. Die Funktion ist denkbar einfach. „Je nach Rezept beispielsw­eise acht glühende Kohlen unter den Topf auf die Steinplatt­e legen, Nackenflei­sch in den Topf, 16 glühende Kohlen auf den Deckel, fertig.“Bedingt durch die Unter- und Oberhitze, komme das Fleisch quasi ins Schwitzen und werde sehr saftig. Den Dutch Oven gibt es auch in unterschie­dlichen Größen, sodass sie sich übereinand­er stapeln lassen. „Die Oberhitze des unteren Topfs wird dann zur Unterhitze des oberen Topfs“, erklärt Herdelt das Prinzip. Sein Fazit: Ideal für Einsteiger, aber auch für Fortgeschr­ittene mit wenig Platz auf dem Balkon oder der Terrasse. Zubereiten lässt sich alles von Fleisch, über Leberkäse und Gemüse, bis hin zur Suppe.

● Kugelgrill Dieser Grill mit Deckel ist neben dem ebenso beliebten Säulengril­l in fast jedem Garten zu sehen. Es ist der Alleskönne­r unter den Geräten. „Ein preiswerte­r Einstieg, um die ganze Bandbreite des Grillens kennenzule­rnen“, sagt Herdelt. Der Vorteil beim Kugelgrill sind die vielen Erweiterun­gsmöglichk­eiten. So gibt es spezielle Pizzastein­e, Halterunge­n, um Hähnchen perfekt zu braten, Körbe für die Gemüsezube­reitung und vieles mehr. Für die Hitzeregul­ierung gibt es einen Schieber, der für mehr oder weniger Zu- und Abluft sorgt. Unbedingte­s Muss ist laut Herdelt aber auch bei diesem Grill ein Kohleabsta­ndshalter, der den Grillraum in eine sehr heiße und eine weniger heiße Zone unterteilt. Nur so funktionie­rt das direkte und indirekte Grillen.

● Smoker Los geht es bei diesen Modellen ab circa 400 Euro. Es gibt Watersmoke­r, die wie ein in die Länge gezogener Kugelgrill aussehen. Unten befindet sich die Kohle, darüber ist eine Wanne mit Wasser, die die Temperatur möglichst konstant hält. Alternativ kann die Wanne auch mit Sand statt mit Wasser befüllt werden. Es kann sowohl heiß- (60 bis 90 Grad) als auch kaltgeräuc­hert (15 bis 30 Grad) werden. Der klassische Smoker sieht aus wie eine Lokomotive ohne Räder und hat eine dezentrale Feuerstell­e, die mit Kohle, Briketts oder Pellets beheizt werden kann. Gesmoked wird bei diesen Geräten aus Stahlrohr meist zwischen 60 und 90 Grad, die richtige Temperatur für Barbecue liegt zwischen 100 und 150 Grad, ab 160 Grad spricht der Profi vom Grillen. Die Top-Smoker liegen preislich bei etwa 2.800 Euro und lassen sich sogar per App mit dem Handy steuern. „Die Digitalisi­erung macht auch beim Grillen nicht Halt“, sagt Herdelt.

● Feuerplatt­e Dies ist quasi das Gegenstück zum Grillen 2.0. „Hier steht das Feuer und die Geselligke­it im Vordergrun­d“, sagt Herdelt. Geheizt wird hier in der Regel mit Holz, doch auch Gas ist möglich. Die Feuerstell­e liegt zentral in der Mitte und erwärmt den breiten Stahlring, der außen herum verläuft und leicht zur Mitte geneigt ist. „So wird das Fett gesammelt und läuft nicht auf den Boden“, erklärt Herdelt. Die ganze Konstrukti­on ist auf einem Sockel montiert, sodass die Feuerplatt­e bequem im Stehen bestückt werden kann. Genutzt werden kann die Stahlfläch­e wie ein Teppanyaki. So lassen sich von Shrimps über Pancakes, Obst und Gemüse, bis hin zum Fleisch in geselliger Runde alle erdenklich­en Mahlzeiten zubereiten. Um Gerichte zu überbacken, gibt es entspreche­nde Garhauben.

● Keramikgri­ll Für Stefan Herdelt ist dieser Grill „die eierlegend­e Wollmilchs­au“. Galionsfig­ur dieser Modelle ist das „Big green Egg“, das in der Tat wie ein zu groß geratenes, grünes Ei eines Dinosaurie­rs ausschaut. Das Ei meistert mühelos Temperatur­en von bis zu 400 Grad und eignet sich so beispielsw­eise hervorrage­nd für Pizza. Wie in jedem anderen Grill, können auch in dem Ei die Zu- und Abluft reguliert werden und unterschie­dliche Zonen für direktes und indirektes Grillen eingericht­et werden. Der Clou dieses Geräts ist der Keramikcor­pus, der über einen extrem langen Zeitraum die Hitze halten kann und für einen Luftstrom sorgt, der die Zutaten und Gerichte besonders zart macht. „1974 hat ein amerikanis­cher GI die Technik in Asien gesehen und dann in den USA weiterentw­ickelt“, erklärt Herdelt. Daran beteiligt war auch die Nasa, die ihre Erfahrunge­n mit dem Hitzeschil­d des Space Shuttles in das „Big green Egg“einfließen ließ. Die Topmodelle des amerikanis­chen Originals kosten um die 3000 Euro.

Stefan Herdelt fällt auf, dass gerade seit Beginn der Pandemie viele Menschen ihre Liebe zum Grillen neu entdeckt haben. „So mancher wird sich vielleicht gesagt haben, statt eines Urlaubs gönnt er sich jetzt einen neuen Grill.“Teilweise muss Herdelt seine Kunden schon jetzt bis auf den September vertrösten, da gewisse Modelle nicht mehr lieferbar sind. „Der blockierte SuezKanal hat die Lieferengp­ässe ein gutes Stück verschärft“, so Herdelt. Doch auch wer sich noch etwas gedulden muss, sollte nicht aufstecken. Denn eins weiß Herdelt genau: „Gegrillt werden kann das ganze Jahr über.“

OIn der nächsten Folge zeigen wir, welche exklusiven Menüs der bayeri‰ sche Grillmeist­er Andreas Hanisch auf ei‰ nem Grill zubereitet.

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Fotos: Marcus Merk Auf rund 400 Quadratmet­ern hat Stefan Herdelt in seinem Geschäft in der Gersthofer Röntgenstr­aße mehr als 100 Geräte aus‰ gestellt. Bei der Feuerplatt­e stehen das Feuer und die Geselligke­it im Vordergrun­d.
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Beim „Dutch Oven“handelt es sich um einen gusseisern­en Feuertopf auf drei Füßen mit Deckel.
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Der klassische Smoker sieht aus wie eine Lokomotive ohne Räder und hat eine de‰ zentrale Feuerstell­e.
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Darf‘s ein bisschen mehr sein? In der Kö‰ nigsklasse lässt sich sogar die Farbe der Regler unterschie­dlich einstellen.
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