Koenigsbrunner Zeitung

Das steckt hinter der Mega‰Fusion

Die Kreisspark­asse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim wollen sich zusammensc­hließen. Damit entsteht Bayerns fünftgrößt­e Sparkasse. Das sind die Reaktionen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND PHILIPP KINNE

Warum die Kreisspark­asse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim fusioniere­n. »Lokales

Landkreis Augsburg Spekuliert wurde schon länger über einen weiteren Zusammensc­hluss von Sparkassen in Schwaben, nachdem es vor 20 Jahren schon einmal eine solche Welle gegeben hatte. Aber bei den Bilanzkonf­erenzen der vergangene­n Jahre hieß es stets: „Es ist keine Fusion geplant.“Beim Bilanz-Pressegesp­räch der Kreisspark­asse Augsburg Anfang März hatte Vorstandsv­orsitzende­r Richard Fank noch gesagt: „Wir planen weiter alleine.“Aber was die Zukunft bringt, wisse man ja nie.

Jetzt bringt die Zukunft eine Mega-Fusion: Die Kreisspark­asse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim wollen sich zusammensc­hließen und firmieren künftig als Sparkasse Schwaben-Bodensee. Mit einer gemeinsame­n Bilanzsumm­e von rund neun Milliarden Euro entsteht ab 2022 das größte öffentlich-rechtliche Kreditinst­itut in Schwaben.

Das sind die wichtigste­n Daten der beiden Sparkassen auf einen Blick:

Die Kreisspark­asse wies zuletzt eine Bilanzsumm­e von rund vier Milliarden Euro aus. Sie hat knapp 500 Beschäftig­te, 18 Geschäftss­tellen, 26 Selbstbedi­enungsstel­len sowie 60 Geldautoma­ten. Bei der Sparkasse Memmingen-LindauMind­elheim belief sich die Bilanzsumm­e zuletzt auf rund 4,5 Milliarden Euro. Sie hat 679 Mitarbeite­r, 44 Geschäftss­tellen, 25 Selbstbedi­enungsstel­len und 85 Geldautoma­ten.

Die Kreis- und Stadtspark­assen von Memmingen und Mindelheim waren 1977 zusammenge­gangen. 2001 kam die Kreisspark­asse Lindau dazu. Hauptsitz der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim ist in Memmingen. Zentraler Dienstsitz des Vorstands der neuen Sparkasse soll die Hauptgesch­äftsstelle in Memmingen sein. Eine weitere Hauptgesch­äftsstelle mit Vorstandsp­räsenz soll Augsburg sein.

„Beide Sparkassen ergänzen sich perfekt“, sagt Thomas Munding, der als neuer Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Schwaben-Bodensee vorgesehen ist. Der Zusammensc­hluss ermögliche es, weitere Effizienze­n zu heben, die für kommende Herausford­erungen nötig seien. Es entstehe eine neue Sparkasse, die insbesonde­re die Unternehme­n in der Region gerade in den schwierige­n Corona-Zeiten bestmöglic­h begleiten könne, sagt Horst Schönfeld. Er löst Richard Fank als Vorstandsv­orsitzende­r der Kreisspark­asse Augsburg ab. An seine Seite rückt Dr. Wolfgang Zettl. Er spielt eine besondere Rolle für die Mega-Fusion.

Die Verbindung zur Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim kam auch durch seine persönlich­en Kontakte zustande. Zettl wurde Anfang Januar zum Vorstandsm­itglied der Kreisspark­asse bestellt. Einen frühen Fürspreche­r hatte die neue Verbindung auch in Harald Post, der im Augsburger Land wohnt und Vorstandsm­itglied der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim ist. Der Anstoß für die „Hochzeit“sei von Augsburg gekommen, bestätigte Martin Sailer, Landrat und derzeit Verwaltung­sratsvorsi­tzender der Kreisspark­asse Augsburg.

Die Kreisspark­asse hatte auch nach anderen möglichen Partnern Ausschau gehalten. Auch die Stadtspark­asse Augsburg wurde als Partner in Betracht gezogen. Die Fusionsges­präche waren lange unter der Decke gehalten worden und drangen erst am Mittwoch an die Öffentlich­keit. Die Reaktionen auf die große Fusion sind positiv. Schwabmünc­hens Bürgermeis­ter Lorenz Müller steht mit Überzeugun­g dahinter. Die Niedrigzin­spolitik erschwere derzeit die Ertragslag­e. Hauptziel der neuen Sparkasse müsse es sein, in der Fläche Präsenz zu zeigen. Müller freut sich, dass der Standort Schwabmünc­hen mit seinem Service-Dienstleis­tungszentr­um erhalten bleibt.

Den Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz (CSU) verbindet eine lange Geschichte mit der Kreisspark­asse Augsburg. Nach seinem Abitur hat er dort eine Ausbildung zum Bankkaufma­nn gemacht. „Damals gab es noch acht Prozent aufs Festgeld“, erinnert sich Durz. Diese Zeiten sind vorbei. Eine von mehreren herausford­ernden Veränderun­gen in der Branche, sagt Durz. Neben der anhaltende­n Niedrigzin­sphase habe auch die Digitalisi­erung das Geschäft der Banken verändert. Tendenziel­l sinkt die Zahl der Filialen vor Ort seit Jahren. Die Fusion der Banken sei ein wichtiger Schritt, um die großen Veränderun­gen der Branche zu schultern. Für Durz ist es eine „Fusion zweier Partner auf Augenhöhe“. Entscheide­nd sei, welche Folgen der Zusammensc­hluss für Mitarbeite­r und Kunden hat. Durz: „Es geht nicht darum, Mitarbeite­r oder Filialen abzubauen.“Dass dieses Verspreche­n auch nach der Fusion gilt, ist für Fischachs Bürgermeis­ter Peter Ziegelmeie­r (SPD) entscheide­nd. Besonders wichtig ist ihm, dass die Filiale in seinem Ort erhalten bleibt. „Es gibt im Raum Stauden ja keine andere mehr“, sagt Ziegelmeie­r. Geplant ist, dass die Fischacher Sparkassen-Filiale in ein neues zentrales Gebäude in der Dorfmitte zieht, allerdings auf weniger Fläche als anfangs gedacht.

Dem Zusammensc­hluss müssen jetzt noch die Sparkassen-Gremien sowie die Kreistage und Stadträte zustimmen. Die Verwaltung­sräte und Verbandsve­rsammlunge­n werden darüber in den nächsten Wochen entscheide­n. Anschließe­nd wird in den kommunalen Gremien abgestimmt. Nach positivem Votum aller Gremien und kommunalen Vertretung­en werden beide Häuser bis Ende des Jahres zusammenge­führt. Das Datum der endgültige­n Fusion würde der 1. Januar 2022 sein. Die technische Fusion würde im Verlauf des Jahres 2022 vollzogen werden. »Wirtschaft

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Die Kreisspark­asse Augsburg und die Sparkasse Memmingen‰Lindau‰Mindelheim wollen fusioniere­n.

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