Premium Aerotec: Mitarbeiter wieder in Sorge
Airbus will seine Tochter aufspalten. Die Beschäftigten und Arbeitnehmervertreter des Luftfahrtzulieferers fürchten, dass das weitere Arbeitsplätze kosten kann. Die Stimmung vor dem Werkstor ist angespannt
Die Mitarbeiter des Augsburger Luftfahrtzulieferers Premium Aerotec, eine Tochter des Airbus-Konzerns, kommen nicht zur Ruhe. Weil das Werk zuletzt nicht ausgelastet war, strich das Unternehmen am Hauptsitz in Augsburg Stellen. Zuletzt hatten 500 Beschäftigte ein Freiwilligenprogramm genutzt und sind bei Premium Aerotec ausgeschieden – teils gegen Abfindungen bis zu 350 000 Euro hoch. Zwar war es zwischenzeitlich gelungen, die zunächst von der Airbus-Führung nicht ausgeschlossenen massenhaften betriebsbedingten Kündigungen vollständig abzuwehren. Doch jetzt gibt es neue Aufregung: Airbus will das Werk in Augsburg, wo noch gut 2800 Menschen beschäftigt sind, aufspalten. Das wurde am Mittwochabend bekannt.
Teil soll sich auf die Produktion von Strukturbauteilen, wie etwa größeren Rumpfsegmenten konzentrieren und würde mit anderen Airbus-Bereichen, in denen ähnliche Bauteile entstehen, zusammengelegt. Der andere Teil wäre auf die Fertigung von Einzelteilen spezialisiert und würde ausgegliedert. Dieser Teil, das Werk IV mit aktuell rund 2200 Mitarbeitern, soll dann auch Kunden außerhalb der Airbus-Familie bedienen können, stünde aber unter einem enormen Kostendruck. Ein Verkauf oder ein Ausbluten dieses Teilbereichs könnte drohen, fürchten Arbeitnehmervertreter. Das hätte mittelfristig womöglich auch den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge.
„Viele sind echt geschockt“, kommentiert Augsburgs IG-MetallChef Michael Leppek, der am Donnerstag gegen Mittag zusammen mit dem Betriebsrat die Mitarbeiter
die aktuellsten Entwicklungen informierte, die neuesten Nachrichten. Die Tatsache, dass der Abbau von Arbeitsplätzen doch ohne betriebsbedingte Kündigungen gelungen sei, habe zunächst dazu geführt, dass Mitarbeiter dachten, nun endlich in ruhigere Fahrwasser zu kommen. Die neuen Entwicklungen seien daher ein „Nackenschlag“.
„Da hätte ich lieber die Abfindung genommen und wäre gegangen“, kommentiert eine 47-Jährige und erntet Zustimmung von umstehenden Kollegen. „Wenn ein Teil ausgegliedert wird, wird Premium Aerotec komplett auseinandergerissen. Wenn wir jetzt klein beigeben, sieht es düster aus“, ist ein Mitarbeiter sicher, der seit 23 Jahren bei dem Luftfahrtzulieferer beschäftigt ist. „Wir haben ja schon mehrere Krisen gehabt, aber so ernst war es glaube ich noch nie“, meint ein weiterer Kollege. Viele der BeschäftigEin ten setzen ihre Hoffnungen jetzt auf die Politik. „Wenn die den Stopp rein hauen, dann geht es vielleicht weiter“, hofft eine Mitarbeiterin.
Betriebsratsvorsitzender Sebastian Kunzendorf hat bereits angekündigt, die Politik – wie schon bei den letzten Krisen – mit ins Boot holen zu wollen. Augsburgs Bundestagsabgeordneter Volker Ullrich (CSU) sagt: „Für die Mitarbeiter, die dem Werk die Treue halten, und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beigetragen haben, ist eine erneute Hängepartie unzumutbar. Sie brauchen eine längerfristige Perspektive am Standort Augsburg.“Er habe sich bereits in einem Schreiben an Airbus-Chef Guillaume Faury gewandt und um Aufklärung und ein sattelfestes Konzept für die Zukunft des Augsburger Werks gebeten. Für Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle hätte ein weiterer Arbeitsplatzabbau bei Preüber mium Aerotec „verheerende Folgen“. Doch noch könne man sich nicht konkret zu den Auswirkungen der Airbus-Pläne für den Standort Augsburg äußern. „Wir wissen nicht, wie sich der angekündigte Umbau bei Airbus auf Premium Aerotec tatsächlich auswirken wird“, so Hübschle. Nach wie vor stünde man aber im engen Austausch mit Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaft. Auch die Augsburger Allianz für Arbeit – ein Gremium aus Wirtschaftskammern, Gewerkschaften, Arbeitsagentur und Vertretern der Stadt – befasse sich regelmäßig mit dem Thema und könne bei Bedarf weiterführende Maßnahmen starten. „Wir könnten auch an die entsprechenden Ministerien herantreten und weitere Partner mit einbinden“, so Hübschle weiter. Welche Maßnahmen getroffen werden, hänge jedoch von der weiteren Entwicklung ab.