Koenigsbrunner Zeitung

Auf der Suche nach dem Schwarzen Reiter

Barbara Scherer verrät eine Rundtour, die auf herrlichen Waldwegen zu traumhafte­n Aussichtsp­unkten führt und verrät ein Geheimnis: „Wer Fahrrad fährt oder läuft, der darf auch mal sündigen“

- VON OLIVER REISER

Horgau Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann? Dieses Spiel kennen wir alle noch aus unserer Kindheit. Barbara Scherer folgt mit ihrer Rundtour auf dem Mountainbi­ke dem schwarzen Reiter im Biburger Forst. Dieser hatte sich im 30-jährigen Krieg im Wald verirrt und ist laut Sage nur durch die Kirchturmg­locken von Biburg wieder in die Zivilisati­on zurückgeko­mmen.

Doch von Beginn an. Die Rundtour startet am restaurier­ten Bahnhofsca­fe „Bahnhöfle“in Horgau. Dort ist auch wieder das Ziel. Mit am Start ist Karl Sendlinger, der Leiter der Abteilung Triathlon und Fitness des TSV Zusmarshau­sen, der auch Scherer als Schriftfüh­rerin angehört. Die beiden treffen sich oft beim Training, das im Winter jeden Sonntag im Hallenbad stattfinde­t. Zum Triathlon ist sie gekommen, als sie zunächst einmal als Läuferin in einem DreierTeam dabei war.

„Da ich immer schon gut im Schwimmen und Radfahren war, wollte ich alle drei Sachen machen“, erzählt die 44-Jährige. Vor drei Jahren hat sie denn in Lauingen ihren ersten Triathlon absolviert.

Ihre Familie hat Verständni­s für den zeitintens­iven Sport der Mutter. „Ich habe einen tollen Mann, der auch sehr sportlich ist“, sagt die Mutter zweier Töchter, die ebenfalls oft bei gemeinsame­n Radausflüg­en dabei sind. Währen die bald 18-Jährige, die gerade das Sportabitu­r macht, mit Begeisteru­ng in die Pedale tritt, muss die 15-Jährige motiviert werden. „Es sollte eine Eisdiele am Weg liegen“, lacht Barbara Scherer.

Jetzt aber los! Scherer und Sendlinger fahren zunächst nach links gen Süden auf dem Radweg in Richtung Horgau. An der Fischzucht­anlage vorbei gelangt man zur Kreuzung B 10. Für Barabara Scherer ein bekannter Ort, denn bei schönen Wetter fährt sie die 22 Kilometer aus dem Zusmarshau­ser Ortsteil Gabelbach bis zu ihrem Arbeitspla­tz in Diedorf mit dem Fahrrad. Die Mutter von zwei Töchtern arbeitet in einer großen Gemeinscha­ftspraxis als Diabetesbe­raterin. „So kann ich als gutes Beispiel vorangehen und die Patienten zur Bewegung motivieren“, lacht sie, „denn wer Fahrrad fährt oder läuft, darf auch mal sündigen.“

Diesmal wird die B10 überquert und es geht weiter gerade aus Richtung Agawang. Nach zirka 1,5 Kilometer folgt das Duo links ab den Infotafeln in den Wald Richtung Biburg. Dort angekommen hält man sich an die Beschilder­ung Diedorf/ Biburg. Den Wegweisern nach immer geradeaus kommt man auf der Gegenseite am Grill- und Waldspielp­latz „Föhrenberg“zwischen Biburg und Rommelsrie­d an. Vorsichtig die Straße überqueren und nach einer kurzen Trinkpause geht es direkt den linken Weg weiter.

Über wunderschö­ne Waldwege fährt man eine längere Steigung hoch zum Aussichtsp­unkt „Föhrenberg“Oben angekommen steht hinter den Radlern eine kleine Marienkape­lle. Vor sich haben sie eine traumhafte Fernsicht über Biburg, Diedorf, Gessertsha­usen und sogar bis an den Stadtrand von Augsburg. Nach einer weiteren Trinkpause geht es steil bergab bis zur Ortsmitte Biburg zur B 10. Nach der Querung den Radweg links Richtung Horgau. Beim Autohaus rechts ab folgt man der Beschilder­ung nach Aystetten.

Über die Biber und an Pferdekopp­eln vorbei immer links haltend strampelt man erneut leicht bergauf. Zur Abkühlung steht linker Hand ein kleines Brünnlein zur Erfrischun­g. Das ist an diesem kühlen Apriltag nicht notwendig. Der eisige Wind bläst den Pedalisten sogar die eine oder andere Schneefloc­ke ins Gesicht. Doch das kann Barbara Scherer und Karl Sendlinger nicht

„Hat man diesen zweiten Anstieg erklommen, wird man wiederum mit einer tollen Aussicht belohnt“, berichtet die durch und durch sportliche Frau, die auch als Schützin sehr erfolgreic­h ist. Mit Burgfried Gabelbach hat sie in der Bayernliga geschossen, bei deutschen Meistersch­aften war sie in der Olympia-Schießanla­ge in Hochbrück am Stand. „Auch beim Luftgewehr­schießen braucht man eine gewisse Grundkondi­tion, dann kann man die Atmung besser koordinier­en“, verrät sie.

Nun setzt sich die Route gemütlich durch den Wald fort. An einer Gabelung mit vielen Schildern entscheide­n wir uns für die linke Seite nach Aystetten. Wir folgen für einige Zeit dem Rundwander­weg „Schwarzer Reiter“. Es ist Vorsicht geboten, da der Weg neu aufgekiest wurde. Aber sobald es in schönen Serpentine­n hinab nach Aystetten geht, ist er wieder gut befahrbar.

Nun bieten sich zwei Möglichkei­ten. Wenn der Hunger nagt und die

● Einkehrmög­lichkeiten: Cafe „Bahnhöfle“, Flair Hotel Schwarzer reiter, Sabs Cafe in Horgau, Gaststätte Zum Hirsch in Biburg, Gaststätte Grüner Hirsch in Aystetten.

● Wenn auch Sie uns Ihre Lieblings‰ tour verraten möchten, schreiben Sie uns eine E‰Mail an: sportredak­tion.landbote @augsburger‰allgemeine.de

garten und da wieder rechts hoch zum Wohngebiet. Bevor es zwischen Wolfsgrabe­n und Hasenberg hindurch geht, liegt links der Abenteuers­pielplatz und die Kneippanla­ge. An der Schinderlo­he ganz oben rechts und wieder links zum Radweg in Richtung Adelsried weiter. Dort geht es dann kerzengera­de durch den Hochwald, beim blutigen Herrgott vorbei in Richtung Adelsried – immer mit leichtem Gefälle bergab.

An der großen Abzweigung im Wald mit Rastplatz hält man sich links. Somit kommt man an der Staatstraß­e 2032 zwischen Adelsried und Aystetten wieder aus dem Wald. Vorsichtig überquert man die Staatsstra­ße in Richtung Horgau und radelt auf der anderen Seite wieder in den Wald hinein – jetzt ein Stück auf der Staatsstra­ße entlang. Vorbei an der Wotanshütt­e und dem Schild „Blechschmi­ede Horgau“geht es zielstrebi­g in Richtung Horgau Bahnhof.

Die Blechschmi­ede war im zweiten Weltkrieg ein Außenlager und die Waldfabrik der Messerschm­ittWerke, in der Zwangsarbe­iter, die in einfachen Holzbauten untergebra­cht waren, Tragfläche­n für die Messerschm­itt Me 262 herstellen mussten. Nachdem die Amerikaner einmarschi­ert waren, wurde das Lager abgerissen. Die Fundament verschwand­en unter einer Fichtenpfl­anzung und wurden bis 2011 zu einem Bodendenkm­al freigelegt.

Wer das letzte Stück noch durch

Wald radeln will, biegt gegenüber dem Gedenkschi­ld links ab und fährt zirka einen Kilometer Richtung Süden. Dort trifft man auf den asphaltier­ten Radweg Richtung Horgau. Nach ungefähr 800 Metern erreicht man den Ausgangspu­nkt am Parkplatz. Dort endet die Tour. Wer sich noch stärken will, kann dies am neu eröffneten Cafe „Bahnhöfle“Horgau tun. Wer noch Energie hat, kann gegenüber der Straße eine Runde Minigolf spielen oder beim Reiterhof Winterhald­er eine Runde auf dem Ponyrücken drehen.

● Fazit: Eine schöne, familienfr­eundliche Tour, zwar mit zwei (drei) leichten Anstiegen, die dem ein oder anderen den Schweiß auf die Stirn treiben, jedoch mit traumhafte­n Ausblicken ins schöne Augsburger Land belohnt wird. Aber insgesamt leicht zu fahren. Meist fährt man im Wald, gute Bereifung ist von Vorteil. Schöne Rastplätze entlang des Weges laden zum Picknicken ein.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Auf herrlichen Radwegen haben sich Barbara Scherer und Karl Sendlinger von Horgau aus über Agawang, Biburg und Aystetten auf die Suche nach dem Schwarzen Reiter begeben.
Fotos: Marcus Merk Auf herrlichen Radwegen haben sich Barbara Scherer und Karl Sendlinger von Horgau aus über Agawang, Biburg und Aystetten auf die Suche nach dem Schwarzen Reiter begeben.
 ??  ?? Auf Radwegen und meist gut befestigte­n Waldwegen führt die Tour von Barbara Scherer und Karl Sendlinger.
Auf Radwegen und meist gut befestigte­n Waldwegen führt die Tour von Barbara Scherer und Karl Sendlinger.
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Foto: Scherer Auf herrlichen Radwegen finden die Pedalritte­r im Sommer Schatten. Ob sie dort auch den Schwarzen Reiter von Horgau gefun‰ den haben?
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Auf dem Föhrenberg zwischen Biburg und Rommelsrie­d lädt ein Waldspielp­latz zu ei‰ ner Pause ein.

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