Ernüchterung beim FC Bayern
Meister-Party in Mainz fällt nach 1:2-Niederlage aus. Und hinter den Kulissen nehmen die Gespräche über den Flick-Abschied Fahrt auf
Mainz Die Bayern-Bosse um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge waren nach dem seltsam blutleeren Auftritt des designierten deutschen Meisters in Mainz genauso schnell verschwunden wie die enttäuschten Profis. Kein Jubel, keine Siegerfotos – die fest eingeplante Fußball-Titelfeier der Münchner musste nach dem unerwarteten 1:2 (0:2) beim Tabellenzwölften am Samstag verschoben werden. „Es ist schade, dass wir nicht den Schritt gehen konnten“, sagte Trainer Hansi Flick: „Diese Niederlage muss ich erst einmal verdauen.“
Zweifel an der 31. Meisterschaft ließ der 56-Jährige trotz des Patzers kurz vor der Ziellinie nicht aufkommen. „Wir brauchen noch einen Sieg. Ich gehe davon aus, dass wir den auch holen“, betonte Flick. In der zweiwöchigen Bundesligapause gilt Flicks Fokus aber nicht nur dem Saisonendspurt. Für den Erfolgstrainer stehen entscheidende Gespräche mit der Bayern-Führung über die von ihm gewünschte vorzeitige Auflösung seines bis Sommer 2023 gültigen Vertrages an. „Wir haben vereinbart, dass wir uns nach dem Spiel in Mainz zusammensetzen“, sagte Rummenigge der Bild am Sonntag.
Bei den Verhandlungen wird es auch um das Thema Geld gehen. „Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist“, betonte Rummenigge. „Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisches erreicht hat und mit dessen Arbeit wir sehr glücklich sind.“Vor allem Rummenigge wollte Flick nie verlieren. Die Bayern dürften wie ihr Trainer an einer schnellen Lösung interessiert sein, um ihre eigenen Planungen für die kommende Spielzeit zügig vorantreiben zu können und wieder Ruhe ins Umfeld zu bekommen. Vor allem Sportdirektor Hasan Salihamidzic war zuletzt zum Zielobjekt des Fanfrusts geworden. Es sei „nicht fair, wie die Öffentlichkeit aktuell mit Hasan umgeht“, kritisierte Rummenigge.
Vor seinem Abschied, den ihm der Rekordmeister wohl nicht verwehren wird, will Flick aber noch den fünften Meisterstern klarmachen. Warum dies in Mainz nicht gelang, lag für ihn auf der Hand. „Die Mannschaft hat auf dem Platz von der Intensität nicht so gewirkt, wie wir das kennen. Es hat etwas langsam ausgeschaut“, sagte Flick.
Nationaltorwart Manuel Neuer, der beim ersten Gegentor von Jonathan Burkardt (3. Minute) unglücklich aussah und bei Treffer Nummer zwei von Robin Quaison (37.) machtlos war, sah es ähnlich. „Gerade was in der ersten Halbzeit passiert ist, war zu wenig von uns. So kannst du dieses Spiel nicht angehen und gewinnen“, kritisierte der Kapitän. „Die Körpersprache und das Engagement von uns, den Ball haben zu wollen und von hinten herauszuspielen, waren zu wenig.“
Wenn es überhaupt etwas Positives gab, war es der Treffer von Robert Lewandowski tief in der Nachspielzeit. Mit dem 36. Saisontor kam der Weltfußballer dem Bundesligarekord von Gerd Müller (40 Tore) wieder ein kleines Stück näher. Ansonsten verlief das Comeback des Stürmers nach rund vierwöchiger Verletzungspause eher unauffällig. „Robert hat sicher nicht aus der
Mannschaft herausgestochen“, umschrieb Flick diplomatisch die ausbaufähige Leistung von Lewandowski.
Mainz Zentner – St. Juste, Hack, Niakhaté – da Costa (89. Brosinski), Latza, Barreiro Martins (90. Kohr), Mwene – Quaison (68. Boetius) – Burkardt (46. Öztunali), Onisiwo (80. Glatzel)
Bayern München Neuer – Pavard, Boa teng, Alaba (70. Gnabry), Davies – Kim mich, Goretzka (46. Nianzou) – L. Sané (46. ChoupoMoting), T. Müller, Coman (46. Musiala) – Lewandowski
Tore 1:0 Burkardt (3.), 2:0 Quaison (37.), 2:1 Lewandowski (90.+4) Schiedsrichter Osmers (Hannover)