Koenigsbrunner Zeitung

Grüner Impfpass ab Juni?

EU arbeitet an einem fälschungs­sicheren QR-Code

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Griechenla­nd, Kroatien und etliche andere sind schon vorgepresc­ht. Wer den vollen Impfschutz hat oder eine Covid-19-Infektion überstande­n hat, darf bereits jetzt ohne Test und Quarantäne einreisen und sich an den Stränden tummeln. Die meisten anderen warten noch – vor allem auf den grünen Impfpass, den die EU seit Wochen vorbereite­t.

Die Union arbeitet an einem fälschungs­sicheren QR-Code, der in der dazugehöri­gen App nur wenige Informatio­nen speichert: Namen, Impfstoff und Impfdatum des Inhabers plus einer digitalen Signatur. Wer diesen Code auf seinem Mobiltelef­on, seinem Pad oder ausgedruck­t auf Papier vorweisen kann, dem sollen sich zunächst innerhalb der Union die Grenzen wieder öffnen. Grenzbeamt­e, Airlines, Hotels, Restaurant­s und andere Anbieter können dann per Scan den Gesundheit­sstatus der Person auslesen, ohne dass dabei Datenschut­z-Standards verletzt werden.

Als Start gibt die EU-Kommission den 1. Juni 2021 an, andere sprechen von Ende Juni. Die kleine Ungenauigk­eit hat ihren Grund: In Brüssel weiß man, dass es nicht nur darum gehen darf, Personen mit vollem Impfschutz ihre Rechte wiederzuge­ben. Auch der FairnessGr­undsatz soll beachtet werden. Das heißt: Der Impfpass kann erst dann kommen, wenn alle die Chance

Wann der Pass startet, ist noch nicht klar

hatten, eine Impfung zu bekommen.

Erst in der Vorwoche hat Kommission­schefin Ursula von der Leyen betont, angesichts des immer breiteren Stroms an zur Verfügung stehenden Impfstoffe­n – ein neuer Vertrag über 1,8 Milliarden Dosen mit Biontech/Pfizer steht wohl kurz vor dem Abschluss – könne das gesteckte Ziel früher als bisher erwartet werden: Demnach wäre es nämlich schon bis Juli möglich, 70 Prozent aller Erwachsene­n in der Union ein Impfangebo­t zu machen. Wer nicht geimpft werden möchte, dürfte dann natürlich trotzdem reisen, muss aber die Auflagen der Mitgliedst­aaten akzeptiere­n: Dann werden Tests und in den meisten Ländern auch Quarantäne-Zeiten fällig.

Die EU-Kommission baut derzeit die technische Infrastruk­tur auf, denn das Zertifikat selbst bleibt Sache der Mitgliedst­aaten. Die Codes werden in allen EU-Ländern nach den gleichen Maßstäben bereitgest­ellt, sodass sie überall gelesen werden können. Allein in der Bundesrepu­blik müssen 40 Impfzentre­n und rund 55000 Praxen angeschlos­sen werden, um den Code zu generieren und dann digital der geimpften Person zur Verfügung zu stellen. Nach der Einführung soll dies parallel zum Piks geschehen. Wer bis dahin bereits geimpft ist, kann sich nachträgli­ch seinen Code beim Arzt oder in den Impfzentra­len abholen.

In Brüssel würde man das digitale Dokument gerne als Türöffner verstehen, der Einkaufen, Restaurant­und Theater-Besuche, Hotel-Aufenthalt­e, Flüge oder Bahnreisen möglich macht. Doch diese Details sollen die Mitgliedst­aaten festlegen und dabei zugleich bestimmen, ob jedes Unternehme­n und jeder Betrieb das Recht hat, den QR-Code auszulesen – zumal in Deutschlan­d geplant ist, den grünen Impfpass der EU im 2022 Jahr mit der Gesundheit­skarte zu verschmelz­en.

Offen ist, wie lange ein Impf-Zertifikat seine Gültigkeit behält. Bisher geht man in Brüssel von rund sechs Monaten aus. Ob diese Frist auch verlängert werden kann, müssen die Mediziner beantworte­n. Denn das hängt allein davon ab, wie lange der Impfschutz anhält.

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