Koenigsbrunner Zeitung

Entwicklun­g des FCA eine „Katastroph­e“

So reagieren Anhänger des Bundesligi­sten auf den Trainerwec­hsel drei Spieltage vor Saisonende

- VON JOHANNES GRAF

Nachdem unsere Redaktion darüber berichtet hat, verbreitet sich die Nachricht am Montagvorm­ittag rasend schnell. Der FC Augsburg hat sich nach langen Beratungen von Trainer Heiko Herrlich getrennt. „Endlich“, sagt Markus Kamenew und spricht damit aus, was sich das Gros der FCA-Fans in den vergangene­n Wochen und Monaten dachte. „Aus meiner Sicht hat das schon viel zu lange gedauert“, betont das Mitglied des Fanklubs „Burning Nuts“. Wie sich die Mannschaft unter Herrlich präsentier­t habe, sei eine „Katastroph­e“gewesen, fügt er hinzu.

Kamenew bedauert, dass ihm und anderen Fans in Zeiten der CoronaPand­emie und Geisterspi­ele nur der Austausch und die Meinungsäu­ßerung in den sozialen Netzen geblieben sei. Im Stadion hätte die FCAFührung sonst erlebt, welche Stimmung

unter den Fans vorherrsch­e, so Kamenew. Sein Fanklub ist für hintersinn­ige Flyer bekannt, für Plakate, die mitunter ernsten Hintergrun­d haben. Unvergesse­n das „Bullshit-Bingo“mit Martin Schmidt. Doch mit Herrlich als Trainer hätte er nicht einmal mehr die Lust verspürt, am Computer Bildercoll­agen zu erstellen. Spiele wollte sich der FCA-Fan in den vergangene­n Wochen auch keine mehr anschauen, weil er so frustriert gewesen sei. Der FCA habe aus seiner Sicht den besten Kader, den er je hatte. „Aber wenn ich einen so emotionslo­sen Trainer habe, ist doch klar, dass die Mannschaft nicht Feuer fängt“, sagt Kamenew.

Über Wochen hinweg hat sich bei den Anhängern Frust ob der schwachen Leistungen aufgebaut. Kommentars­palten in den sozialen Medien quollen über, unaufhörli­ch forderten die Anhänger unter dem Motto #herrlichra­us die Entlassung des 49-Jährigen. FCA-Präsident Klaus Hofmann und Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter hielten dennoch beharrlich an Herrlich fest, erst drei Spieltage vor Saisonende zogen sie die Reißleine. Ob dieser Schritt noch rechtzeiti­g erfolgte, will Kamenew nicht beurteilen. „Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es.“Dass man sich für Markus Weinzierl als Retter entschiede­n habe, sei für ihn nachvollzi­ehbar. Er kenne schließlic­h Liga und Verein, andere Möglichkei­ten hätte der FCA wohl nicht gehabt, mutmaßt Kamenew.

Kritik äußern die Fans bei Facebook und Co. nicht nur am Trainer, längst diskutiere­n sie über die Arbeit und Zukunft von Reuter, der den nächsten Wechsel an der Seitenlini­e zu verantwort­en hat. „Bei den Trainern hatte er kein glückliche­s Händchen“, sagt etwa Clemend Haider vom Fanklub „Lechgerman­en“. Nicht Reuter, sondern der damalige Präsident Walther Seinsch hätte Weinzierl schließlic­h beim ersten Mal verpflicht­et. Haider bringt FCA-Urgestein Armin Veh als Reuter-Nachfolger ins Gespräch. „Wenn der FCA anfragen würde, würde er bestimmt über seinen Schatten springen.“

Aus Haiders Sicht wäre in den verblieben­en drei Bundesliga­spielen eine Übergangsl­ösung denkbar gewesen. Die Co-Trainer hätten das FCA-Team übernehmen können, im Sommer hätte sich der Bundesligi­st in Ruhe einen Übungsleit­er für die kommende Spielzeit suchen können. Wenn die Auswahl auf dem Trainermar­kt größer ist. Diese Meinung teilen auch Internet-User. Sie verweisen darauf, wie Weinzierls Werdegang nach dem FCA gewesen sei, dass er bei Schalke 04 und dem VfB Stuttgart wenig Erfolg hatte.

Die Mehrzahl der Anhänger freut sich allerdings auf die Rückkehr des 46-Jährigen. Schließlic­h ist mit Weinzierl die erfolgreic­hste Zeit der Vereinsges­chichte verknüpft. Das nährt die Zuversicht.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Im Stadion waren Fans des FC Augsburg lange nicht mehr. Ihre Meinung äußerten sie in den vergangene­n Monaten in den sozialen Netzwerken.
Foto: Ulrich Wagner Im Stadion waren Fans des FC Augsburg lange nicht mehr. Ihre Meinung äußerten sie in den vergangene­n Monaten in den sozialen Netzwerken.

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