Koenigsbrunner Zeitung

Ein Heimatlose­r über Heimat

Andreas Altmann über einen in Mode gekommenen Begriff

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Was kann Heimat für einen Weltreisen­den wie Andreas Altmann sein? Ein paar Erklärungs­versuche des Autors: „Mein Hauptwohns­itz ist die deutsche Sprache, nebenbei wohne ich in Paris.“Oder: „Sprache als Heimat, gefährlich­e Heimat, allerschön­ste Heimat.“Oder: „Freunde sind Heimat.“Aber auch: „Heimat ist ein wunderschö­nes Wort. Wie warm es schwingt.“

Man sieht, selbst ein redegewand­ter Globetrott­er wie Altmann tut sich nicht leicht mit dem Begriff, auch wenn er so schön warm schwingt. Und doch ist der Autor überzeugt davon, dass er der Richtige für diese „Gebrauchsa­nweisung für Heimat“ist: „Dass dieses Buch ein Heimatlose­r schreibt, ist eine gute Idee. Sagen wir, er hat seine ‚natürliche‘ Heimat verloren, nein, er hat sie verlassen. Im Laufschrit­t, fluchend, unter Tränen der Freude, unter Tränen frisch bezogener Prügel.“Sein Geburtsort Altötting ist für Altmann alles andere als Heimat, dieser bayerische Wallfahrts­ort ist für ihn Erinnerung an die Schrecken seiner Kindheit in einem bigotten Elternhaus. Also musste er sich eine andere Heimat suchen, und er fand sie in der Welt. Darüber schreibt er in diesem Buch, erzählt von den

Städten, die er besucht, von Frauen, die er geliebt, von Lehren, die er gelernt hat.

Es ist der typische AltmannSou­nd, der diese Seiten durchzieht, erfrischen­d ehrlich und ganz weit weg von rigorosen Gender-Regeln. Man liest die Anekdoten aus aller Welt, die sich unter dem Motto „Das Glück des Augenblick­s“finden, und grinst über die kuriose Begebenhei­t in München, als ein Poser in einer Wirtschaft vom Stuhl fiel und alle anderen sich vor Lachen kaum halten können. Und man schmunzelt über den „Sapeur“in Brazzavill­e, der mit Eleganz gegen die Trostlosig­keit seiner Umgebung rebelliert. Von Kapitel zu Kapitel begleitet man Altmann durch sein Leben und seine Reisen und auf der Suche nach Heimat. Zum Schluss soll er noch einmal selbst zu Wort kommen: „Hier (auf der Erde) muss ich heimisch werden. Gelingt mir das, bin ich das geworden, was mir als Traum seit meiner Jugend durch den Kopf schwirrt, ein Weltbürger. Das wäre einer, der in der Welt zu Hause ist.“Lilo Solcher

» Info: Andreas Altmann. Gebrauchs‰ anweisung für Heimat

Piper‰Verlag, 220 S., 15 Euro

Der Globetrott­er Andreas Altmann schreibt jetzt über Heimat – auf seine ganz eigene Art und Weise.

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Foto: Frank Leonhardt/dpa

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