Koenigsbrunner Zeitung

Ein Teil der Schüler fährt bald günstiger

Zum August kommt ein 365-Euro-Abo für Schüler und Azubis in Augsburg. Einem Teil des Stadtrats reicht das aber noch nicht

- VON STEFAN KROG

Bus und Straßenbah­n werden für einen Teil der Augsburger Schüler ab August günstiger, für einige Schüler aber auch teurer. Hintergrun­d ist, dass der Augsburger Tarif- und Verkehrsve­rbund (AVV) ab August ein ganzjährig gültiges 365-EuroTicket für Schüler und Azubis einführen wird. Für Schüler, die bisher schon kostenlos zur Schule fahren durften, weil Elternhaus und Schule weit genug voneinande­r entfernt liegen (bei weiterführ­enden Schulen sind es drei Kilometer), ändert sich nichts. Bei den Schülern, die so nah bei der Schule wohnen, dass sie keinen Anspruch auf die Kostenfrei­heit des Schulwegs haben, wird es aber Auswirkung­en geben.

Denn seit 2018 zahlte die Stadt diesen Schülern einen Zuschuss zum Schülertic­ket. Das Ziel war es, die Ungleichhe­iten etwas zu glätten. Statt regulär 37,10 Euro mussten Schüler für die Zone 10 nur 26,60 Euro pro Monat (der Abschluss eines Abos für elf Monate war verpflicht­end) zahlen, für Zonen 10 und 20 zusammen (Innenraum) waren es wegen der städtische­n Förderung 38 statt 54 Euro pro Monat.

Der Großteil der selbst zahlenden Schüler nutzt derzeit beide Preisstufe­n – zahlt also 418 Euro für das elfmonatig­e Schuljahr. Das 365-EuroTicket wird ihnen eine Ersparnis bringen, zumal es im ganzen Verbundgeb­iet gilt und auch in den Sommerferi­en voll nutzbar ist. Für die Schüler, die nur in einer Preisstufe unterwegs sind, wird es hingegen teurer (365 Euro für zwölf Monate statt 292,60 Euro für elf Monate). Schüler, die nur im Winter den Nahverkehr nutzen und im Sommer radeln, müssen wie bisher reguläre Schüler-Monatstick­ets kaufen (37,10 Euro bzw. 54 Euro).

Im Stadtrat erntete das Vorhaben mit dem 365-Euro-Schüler-Ticket, das ein Ende der städtische­n Bezuschuss­ung bedeutet, Lob. Allerdings machten mehrere Stadträte deutlich, dass sie das 365-Euro-Abo zügig für alle Fahrgastgr­uppen haben wollten, und zwar ohne die bisherige 9-Uhr-Sperrzeit. Peter Grab (WSA) erinnerte an die mittlerwei­le wieder abgeschwäc­hte Ankündigun­g von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), bis spätestens 2030 365-Euro-Abos in den bayerische­n Ballungsrä­umen zu bezuschuss­en.

Dirk Wurm (Sozialfrak­tion, SPD) sprach angesichts des Schülerabo­s von einem „mikroskopi­sch kleinen Schritt hin zu bezahlbare­n Tarifen“. Die Stadt müsse mutig vorangehen, um gemeinsam mit nachfolgen­den Kommunen ein Signal an den Freistaat zu senden. „So wie bisher kann man nicht weitermach­en: eine zwanghafte Umstellung aufs Abo, indem man Gelegenhei­tsfahrten kräftig verteuert“, so Wurm. Auch Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) sagte, man solle den notwendige­n Schritt zum 365-Euro-Abo nicht in viele kleine Schritte aufteilen. So komme man nicht ans Ziel.

Zuletzt hatten auch CSU und Grüne signalisie­rt, dass man sich darüber vertieft Gedanken mache müsse. Die Grünen hatten das 365-Euro-Abo im Wahlkampf gefordert, im Koalitions­vertrag des Regierungs­bündnisses heißt es, dass ein solches Abo „langfristi­g“kommen solle. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte im Stadtrat, man müsse „so ehrlich sein, dass es um eine Finanzieru­ngsfrage geht. Wir als Stadt Augsburg können das nicht selbst bezahlen.“Sie sei mit dem Freistaat in Gesprächen deswegen.

Zuletzt stellten die Stadtwerke eine Beispielre­chnung zu dem Thema auf: Zu den bisher schon bekannten zwölf bis 13 Millionen Euro Weniger-Einnahmen aus dem Fahrkarten­verkauf kämen rund 54 Millionen Euro an Anschub-Investitio­nen für mehr Fahrzeuge und Abstellmög­lichkeiten hinzu, so Geschäftsf­ührer Walter Casazza. Aufgrund von erwartbare­n Fahrgastzu­wächsen gehen die Stadtwerke davon aus, 13 zusätzlich­e TRams kaufen zu müssen. Gerechnet sind diese Zahlen auf die Nach-Corona-Zeit. Auch die neue AVV-Geschäftsf­ührerin Linda Kisabaka äußerte sich zuletzt differenzi­ert. Niedrigere Fahrpreise alleine seien – abgesehen von der nötigen Gegenfinan­zierung – nicht das Patentreze­pt, um die Fahrgastza­hlen zu erhöhen.

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