60 Zuchtvögel weg
In einer Wehringer Kleingartenanlage sind 60 Tiere verschwunden. Hobbyzüchter Ercan Yalcinkaja geht davon aus, dass die Tiere gestohlen wurden. Warum er sogar glaubt, die Täter zu kennen
In einer Wehringer Kleingartenanlage sind 60 Tiere verschwunden. Hobbyzüchter Ercan Yalcinkaja geht davon aus, dass die Tiere gestohlen wurden.
Wehringen Fassungslos steht Hobby-Vogelzüchter Ercan Yalcinkaja vor seinen leeren Volieren. Statt dem Geträller von Stieglitz, Zeisig oder Girlitz liegt eine bleierne Stille über den Käfigen.
Unbekannte hatten auf dem Kleingartengrundstück in der Gartenstraße vermutlich zwischen Sonntag- und Montagabend mehrere Volieren geöffnet. Rund 60 gezüchtete Vögel sind verschwunden.
Ercan Yalcinkaja ist sich sicher: Es war ein Diebstahl. Er schließt aus, dass er selbst die Türen der Volieren aus Versehen offen gelassen hatte. Außerdem, so sagt der Vogelexperte aus Wehringen, seien die Tiere nicht an ein Leben in Freiheit gewöhnt. Wären sie durch eine offene Tür ausgerissen, wären viele von selbst wieder zurückgekommen.
Ein Grund, warum Yalcinkaja davon ausgeht, dass sich Diebe am Käfig zu schaffen gemacht haben: Viele der Vogel-Pärchen hatten bereits Nachwuchs im Nest. Dass sie freiwillig davongeflogen sein könnten, kann sich der Hobbyzüchter nicht vorstellen. „Bisher ist auf der Anlage noch nichts weggekommen“, sagt Yalcinkaja. Vor zwei Jahren seien einmal die Türen aufgebrochen worden. Doch die Täter hatten nur Getränke und Lebensmittel entwendet. Das Verschwinden der Vögel habe eine andere Qualität, meint der Wehringer.
Der Verlust sei beträchtlich nicht nur, weil ihm seine Vögel ans Herz gewachsen sind. Mehr als 6000 Euro schätzt Yalcinkaja den Preis, für den die gefiederten Tiere verkauft werden könnten.
Die Täter vermutet der Züchter im Bekanntenkreis. Denn die Schlösser an den Käfigtüren seien nicht aufgebrochen, sondern mit Schlüsseln geöffnet worden. Daraus schließt Yalcinkaja: Der Dieb wusste, wo die Schlüssel aufbewahrt sind. „Sonst hätten sie die niemals gefunden“, sagt er. Die Tatsache, dass eine neue, etwas abseits gelegene Voliere verschont geblieben ist, bestätige das. „Die kannten die Diebe noch nicht und wussten daher auch nicht, wo der Schlüssel versteckt ist“, sagt Yalcinkaja.
Dass ihm jemand einen bösen Streich spielen wollte, glaubt er nicht. Er habe mit niemandem Streit. Wenn ihm jemand einen Vogel abkaufen wollte, habe er das Tier meist verschenkt. Der Verlust der Tiere ist ein herber Schlag für den Hobbyzüchter: Fünf bis sechs Jahre werde es dauern, um mit den wenigen verbliebenen Vögeln seine Zucht und den alten Bestand wieder aufzubauen.
„Viel Arbeit, Zeit, Geld und Liebe sind einfach so dahin“, sagt Yalcinkaja. Tiere seien keine Gegenstände, sondern Lebewesen. „Die kann man doch nicht einfach stehlen.“Deshalb erstattete er umgehend Anzeige bei der Polizei. Die hat bislang noch keine Spur.
Yalcinkaja hat wenig Hoffnung, seine Tiere zurückzubekommen. Doch über Hinweise wäre er dennoch dankbar. Zeugen, die im Umfeld der Kleingar tenanlage verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder etwas zum Tather gang sagen können, sollten sich bei der Bobinger Polizei unter der Telefonnummer 08234/96060 melden.