Corona-Lockerungen: Sind die Wirte vorbereitet?
Ab Montag dürfen Restaurants, Kinos und Theater in Bayern wieder öffnen. Der Landkreis Augsburg muss noch warten, denn die Inzidenz liegt über 100. Was Wirte und Kulturschaffende von dem Vorstoß halten
Ab Montag dürfen Biergärten und Kinos in Bayern wieder öffnen. Der Landkreis Augsburg muss aber noch warten. »Lokales
Landkreis Augsburg Ab Montag darf die Außengastronomie in Bayern wieder öffnen. Das gilt auch für Kinos, Theater oder Konzertsäle. Allerdings nur, wenn die Inzidenz stabil an fünf Tagen unter 100 liegt. Der Landkreis Augsburg muss also noch warten. Wirte und Kulturschaffende blicken skeptisch auf die angekündigten Lockerungen.
Alexander Rusch möchte noch keine Prognose abgeben, wann und in welcher Form er seine CineplexKinos in Königsbrunn und Meitingen öffnet. Mit der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung hatte er nicht gerechnet. „Wir müssen schauen, wie sich die CoronaZahlen im Landkreis entwickeln und auch sonst bleiben viele Fragen offen“, sagt der Kino-Betreiber.
Zunächst hat Rusch den Standort in Penzing im Landkreis Landsberg im Blick, weil dort die Inzidenz seit mehreren Tagen unter 100 liegt. „Die Erfahrungen können wir an den anderen Standorten nutzen, aber vor den Pfingstferien werden wir auch in Penzing nicht loslegen“, sagt Rusch. Der Kino-Betreiber bedass ein wirtschaftlicher Betrieb derzeit möglich ist: „Es sind keine Blockbuster greifbar und die Verleiher brauchen einen Vorlauf von etwa sechs Wochen. Wenn dann noch die Leute mit Masken im Kino sitzen müssen und kein Verzehr möglich ist, wird sich das nicht rechnen.“Er geht davon aus, dass in den Kinos höchstens 20 bis 25 Prozent der Plätze belegt werden können. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei erst bei einer Inzidenz unter 50 und mit weitere Lockerungen möglich.
Auch in der Singoldhalle in Bobingen lassen Veranstaltungen auf sich warten. Zwar gebe es ein Hygienekonzept, teilt Elisabeth Morhard von der Stadt mit. Allerdings könnten kulturelle Eigenveranstaltungen erst ab einer Größenordnung von 100 Gästen realisiert werden. „Kleinere Besuchermengen stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand und den hohen Zusatzkosten“, erklärt Morhard schriftlich.
Allerdings laufen erste Vorbereitungen für ein Sommerprogramm. Wie Morhard mitteilt, werden Online-Angebote wie Kindertheater und Open-Air-Veranstaltungen organisiert, die je nach Pandemie-Entwicklung alternativ zum Hallenprogramm umgesetzt werden.
Bei Frank Zott hält sich die Euphorie ebenfalls in Grenzen. Er bezweifelt, treibt das Gasthaus „Goldener Adler“in Mittelneufnach. Im Biergarten haben eigentlich bis zu 100 Gäste Platz, doch Zott sagt: „Ich mache mir noch keine Gedanken über eine Öffnung.“Die Inzidenz im Landkreis sei zu hoch und es gebe keine klaren Vorgaben. Wie die meisten Wirte bietet Zott Essen zum Mitnehmen an. Das rette ihn über die Krise, sagt er. Das Geschäft im vergangenen Sommer sei gut gelaufen. Das Hygienekonzept könne er schnell umsetzen. Aber Abstand und Maske würden heuer wohl nicht reichen. „Wenn ich jetzt noch sortieren soll, wer getestet, geimpft oder genesen ist, wird es kompliziert“, sagt Zott. Es gebe keine App, die das zentral erfasst.
Auch könne er als Wirt keine Corona-Schnelltests anbieten, denn das würde sich schlicht nicht rechnen. Mehrmals hatte Zott schon auf Lockerungen gehofft und wurde enttäuscht. „Da verliert man irgendwann die Lust“, sagt er. „Ich warte erstmal ab, auch wenn ich dann nicht der Erste bin, der öffnet.“
Ähnlich sieht es Jörg Zobel, der den Biergarten im Luitpoldpark in Schwabmünchen betreibt. Normalerweise kann er dort bis zu 180 Gäste bewirten, doch eine Öffnung liegt für ihn in weiter Ferne. Denn Zobel rechnet nicht damit, dass die Inzidenz im Landkreis in den nächsten zwei Wochen auf unter 100 sinkt – und dann auch stabil bleibt. „Bevor ich mich verrückt mache und dann enttäuscht werde, lasse ich die Entwicklungen lieber auf mich zukommen“, sagt Zobel. Noch sei völlig unklar, welche Forderungen seitens der Regierung an die Gastronomen gestellt werden. „Erst wenn ein konkretes Konzept vorliegt und die Inzidenz sinkt, denke ich über eine Öffnung nach“, sagt Zobel.
Auch beim Landratsamt konnte am Mittwoch niemand etwas zu den Corona-Auflagen in der Außengastronomie sagen. „Wir hatten diese Situation in den vergangenen Monaten schon mehrfach, als Änderungen angekündigt wurden, aber noch kein neuer Gesetzestext vorlag“, erklärt ein Sprecher des Landratsamtes auf Nachfrage. Die Anzahl der Gäste, der Mindestabstand – all das ergebe sich aus dem Hygienekonzept und der Maßnahmenverordnung. Anträge, die Gastronomen vor einer Öffnung einreichen müssen, gibt es dem Landratsamt zufolge jedoch nicht.