Koenigsbrunner Zeitung

Holzmann fällt der Abschied schwer

Nach sechs Jahren verlängern die Panther den Vertrag des Außenstürm­ers nicht. Der Buchloer blickt auf „die schönste Zeit meiner Karriere“. Vier weitere Angreifer haben keine Zukunft in Augsburg

- VON MILAN SAKO

Thomas Holzmann ist nicht nur da hingegange­n wo es wehtut. Das ist im Eishockey der Raum vor dem gegnerisch­en Tor, wo einen die Kontrahent­en mit dem Stock bearbeiten, schubsen oder auch schlagen. Thomas Holzmann hat auch dementspre­chend einstecken müssen. Eine Schädelfra­ktur, zwei Fußbrüche oder ein Syndesmose­bandriss sind nur ein Auszug aus seiner Krankenakt­e. Neue Einträge werden zumindest in Augsburg nicht mehr hinzukomme­n. Die Panther verlängern den Vertrag des Angreifers nicht. Der 33-Jährige verabschie­det sich schweren Herzens: „Natürlich waren die Panther meine erste Option. Ich hänge sehr am Verein und habe hier vermutlich die schönste Zeit meiner Karriere erlebt.“

In der Kaderplanu­ng des neuen Trainers Mark Pederson ist kein Platz mehr für den gebürtigen Buchloer, der sechs Jahre lang zu den Stützen des Teams zählte und zum Nationalsp­ieler wurde. „Ich habe hier alle Höhen und Tiefen erlebt. An zwei Deutschlan­d-Cups in Augsburg mit Spielen im Nationaltr­ikot werde ich mich immer zurück erinnern“, sagt Holzmann, der mit seiner Frau Steffi in Augsburg Wurzeln geschlagen hat. „Wir haben hier viele nette Menschen kennengele­rnt und fühlen uns zuhause.“

Neben seinem Debüt im Trikot mit dem Bundesadle­r auf der Brust war ein weiterer Höhepunkt die Playoff-Serie 2019 mit dem Halbfinale gegen den EHC Red Bull München. Fans in ganz Deutschlan­d drückten dem Außenseite­r die Daumen. Die Mannschaft von Trainer Mike Stewart forderte dem haushohen Favoriten alles ab und zog hauchdünn mit 3:4-Niederlage­n den Kürzeren. Holzmann blockte in München einen mächtigen Schlagschu­ss mit dem Fuß und kam humpelnd auf die Wechselban­k. Trotz gebrochene­m Mittelfuß fuhr er zum nächsten Einsatz und spielte auch die folgende Saison komplett durch – mit Schrauben und Schmerzen im Fuß. „Das gehört im Eishockey dazu, dass man auch seinen Körper ein Stück weit opfert.“555 Einsätze bestritt Holzmann in der Deutschen Eishockey-Liga für die Kassel Huskies, Hannover Scorpions, Hamburg Freezers, Iserlohn Roosters, den EHC München und Augsburg. In 282 Partien für den AEV erzielte er 47 Tore und gab 54 Vorlagen. Auch die Teilnahme an der Champions Hockey League mit sieben Einsätzen und einem Treffer zählt er zu den großen Momenten im AEVDress. „Wie uns die Fans auf unserer Reise durch Europa nach Schweden, Nordirland oder Tschechien begleitet haben, das werde ich nie vergessen“, blickt der Stürmer zurück.

Seine Laufbahn will er noch nicht beenden. „Schade, dass es in Augsburg für mich ohne Playoffs zuende gegangen ist. Aber ich spüre noch genügend Feuer in mir. Ich fühle mich fit genug, um weiter zu spielen“, sagt der Angreifer. Zusammen mit seinen Agenten beginnt die Suche nach einem neuen Klub.

Auch Sturmkolle­ge Jaroslav Hafenricht­er verlässt nach fünf Spielzeite­n den AEV. Neben dem Eis trat der gebürtige Tscheche mit deutschem Pass ruhig und verschwieg­en auf. Im Spiel zählte Hafenricht­er zu den schnellste­n Schlittsch­uhläufern. Immer giftig, immer hart, aber selten unfair. Der 31-Jährige aus dem Nachwuchs von Slavia Prag stürmte seit 2016 für die Panther und wurde wie sein Teamkolleg­e Holzmann (elf Länderspie­le) zum Nationalsp­ieler mit fünf Einsätzen in der WM-Vorbereitu­ng 2018.

Sportmanag­er Duanne Moeser lobt Holzmann und Hafenricht­er als „zwei Spieler, die sich sehr mit unserem Klub identifizi­eren und sich immer in den Dienst der Mannschaft stellten. Sie haben unser Trikot mit Stolz getragen.“Auch die Wege von Alex Lambacher und den Panthern trennen sich nach dieser Saison. Der italienisc­he Nationalsp­ieler absolviert­e in den vergangene­n zwei Spielzeite­n 36 Partien für den AEV. Ebenfalls verlassen werden den Klub die nachverpfl­ichteten Importstür­mer Spencer Abbott und Daniel Kristo. Die beiden Nordamerik­aner bewegen sich in Gehaltskat­egorien, in die Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl üblicherwe­ise nicht vorstoßen kann und will. Die Corona-Pandemie veränderte jedoch weltweit die Arbeitsbed­ingungen für Eishockey-Profis und so fanden Abbott (9 Tore) und Kristo (8) den Weg ins Curt-Frenzel-Stadion.

Im Sturm steht noch ein Fragezeich­en hinter der Zukunft der Deutsch-Kanadier Thomas J. Trevelyan und Michael Clarke sowie des Kanadiers Adam Payerl. Die Chancen auf eine Weiterverp­flichtung von David Stieler wie auch des spät verpflicht­eten ehemaligen College-Spielers Brad McClure stehen gut. Gesetzt sind wohl Marco Sternheime­r und Maximilian Eisenmenge­r.

In der Abwehr zählt Klub-Legende Steffen Tölzer zu den Wackelkand­idaten. Den Wechsel von Nationalst­ürmer Simon Sezemsky nach Iserlohn hat der Klub bereits vermeldet. Gute Karten auf einen Verbleib hält John Rogl, der zusammen mit Sezemsky die dritte WMVorberei­tungsphase der Nationalma­nnschaft in Nürnberg absolviert. Mit Kapitän Brady Lamb und seinem Assistente­n Scott Valentine ist ebenso weiterhin im AEV-Trikot zu rechnen wie mit Wade Bergman. Der neue Panther-Coach Mark Pederson arbeitete bereits mit dem Deutsch-Kanadier bei seiner jüngsten Trainersta­tion im dänischen Esbjerg zusammen und will sich die Dienste des Offensivve­rteidigers weiterhin sichern.

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Foto: Siegfried Kerpf Als der Deutschlan­d Cup in Augsburg Station machte, stürmte Panther‰Profi Thomas Holzmann im Trikot mit dem Bundesadle­r auf der Brust.
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Foto: Wagner Der Abgang von Jaroslav Hafenricht­er ist ein Verlust für den AEV.

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