Immer mit dem Guten rechnen Mut tut gut
Autorin Martina Haggenmüller schwirren viele Zahlen im Kopf herum. Nur wenige sind wirklich wichtig für sie
Ausrechnen, aufrechnen, hochrechnen, einrechnen, berechnen, vorrechnen, verrechnen, Mathe war noch nie mein Ding! Zwischen Primzahlen und Prozenten, Kalkulationen und Wahrscheinlichkeiten kam ich mir schon immer verlassen vor. Im Moment geht es mir genauso. Mehrmals täglich neue Ziffern und Zahlen. Dabei stelle ich mir viele Fragen: Wie viele Infizierte? Wie viele Geimpfte? Wie viele Kranke? Wie viele Todesopfer? Wie viele Genesene? Wie viele Betten und Beatmungsgeräte? Wie viele Insolvenzen? Wie viele neue Mutationen? Wie viele Impfdosen in welchem Zeitraum? Wie viele Privilegien und ab wann und für wen?
Unübersichtliche Daten, ständig wechselnde Werte und Regeln mit neuen Zahlen, ständiges Starren auf den Inzidenzwert lassen den Ton in Diskussionen leider rauer werden. Wie damals in der Schule schwirrt mir der Kopf, ich schalte ab, besonders beim Streit um die Zahlen. Ich überlege, was denn meine Zahlen sind. Ich reihe sie wie an einen roten Faden und verbinde sie mit Erinnerungen. Was wir kennen, das sind unsere Zahlen.
Die besonderen Jahreszahlen, die Geburtstage der für uns wichtigen Menschen, die Arbeitsjahre, Beziehungsjahre, Erlebnisse, Glückszahlen. Wann haben wir so manches abgearbeitet, wo hoch gepokert? Welche Zeiten sind verflogen, und welche Tage wurden gezählt?
Bestimmt werden die Jahre 2020/2021 in besonderer Erinnerung bleiben. Zählen wir am besten nicht wie die Mathematiker. Sind wir dankbar für das, was in unseren Zahlen steckt. Denn das gehört zu uns, ist einmalig und kann uns niemand nehmen. Rechnen wir nicht auf und vor allem: Rechnen wir nicht ab. Rechnen wir vertrauensvoll mit dem Guten. Wünschen und gönnen wir uns gegenseitig hunderttausend schöne Momente, gerade jetzt. Auch wenn es mühsam ist, erwarten wir doch auf dem letzten Streckenabschnitt einfach mal viel – wir dürfen das.