Koenigsbrunner Zeitung

Videos können richtiges Training nicht ersetzen

Vereine bemühen sich, mit Video-Angeboten ihre Mitglieder bei der Stange zu halten. Wie gut das gelingt und was sich die Clubs sonst noch überlegt haben

- VON NORBERT STAUB

Landkreis Augsburg Es ist die Zeit der Videokonfe­renzen: Wenn wegen der Corona-Pandemie die Menschen nicht mehr zusammenko­mmen dürfen, nutzen viele die Möglichkei­t, sich über den Bildschirm auszutausc­hen – ob per Videokonfe­renz in der Arbeit oder beim virtuellen Feierabend­bier mit Freunden. Auch die Sportverei­ne versuchen auf diese Art und Weise, ihre Mitglieder bei der Stange zu halten. Doch funktionie­rt das auch?

Der größte Sportverei­n im südlichen Landkreis, der TSV Schwabmünc­hen (rund 3300 Mitglieder), hat ein breites Videoangeb­ot. Neben den Trainingsv­ideos, die die Übungsleit­er gedreht haben und die man anschließe­nd abrufen kann, gibt es auch Video-Meetings, in denen sich die Kursteilne­hmer mit dem Trainer austausche­n können. „Wir haben auf unserer Webseite eine eigene Rubrik mit Videoangeb­oten“, sagt Reinhold Weiher, Vorsitzend­er des Vereins. Dort bieten beispielsw­eise die Handballer ihr Fitnesstra­ining an oder die „Jumping-Fitness“-Gruppe übt mit den Trampoline­n. „Wir haben uns extra Trampoline ausgeliehe­n und sie zu unseren Mitglieder­n nach Hause gebracht, damit sie trainieren können. Das läuft sehr gut und wird prima angenommen“, so Weiher.

Allerdings räumt der Vorsitzend­e des TSV Schwabmünc­hen ein, dass die Nachfrage nach den Video-Angeboten in den letzten Wochen nachgelass­en habe: „Je länger die Einschränk­ungen dauern, desto mehr sinkt das Interesse. Videos können nicht das richtige Training ersetzen.“Deshalb hofft man beim TSV Schwabmünc­hen, dass bald zumindest Sport im Freien wieder möglich sei. „Wenn voraussich­tlich im August unsere Freiluftha­lle fertig ist, können wir deutlich mehr in Sachen Outdoor anbieten. Und bis dahin werden wir wieder unser Trainingsz­elt auf dem Gelände in der Riedstraße aufbauen, das im vergangene­n Jahr sehr gut angenommen worden ist“, so Weiher.

Auch Tanja Kuschill sagt, dass die Online-Angebote den richtigen Sport nicht ersetzen könnten. Trotzdem hat sich die Tanzlehrer­in viele Gedanken für ihre Tanzgaleri­e Kuschill gemacht: Es gab OnlineWett­bewerbe, an denen vor allem Kinder und Jugendlich­e teilgenomm­en haben. Die haben trainiert, dann ein Video aufgenomme­n und auf die Webseite hochgelade­n. Anschließe­nd wurden die Darbietung­en bewertet, wobei zur Hälfte die Stimmen der Wertungsri­chter und zur anderen Hälfte die des Publikums zählten.

Anfang Mai soll es dann wieder einen Wettbewerb geben – diesmal aber per Videokonfe­renz, in der die Teilnehmer gleich die Bewertunge­n erfahren. „Es ist ganz wichtig, die Kinder und Jugendlich­en bei Laune zu halten, denn sonst besteht die Gefahr, dass sie noch mehr vor dem Computer sitzen, die Lust am Sport verlieren und aufhören“, sagt Tanja Kuschill. Auch sie überlegt, welche Angebote im Freien möglich sind: „Wir tun unser Bestes, um die Leute zu motivieren.“

Beim TSV Bobingen (rund 1700 Mitglieder) wird ebenfalls überlegt, was man an Sport ins Freie verlegen kann, wenn Corona Outdoor-Aktivitäte­n wieder zulässt. „Die Turnabteil­ung hat sich darüber Gedanken gemacht, ob ein Zelt Sinn macht, und auch in der Tennisabte­ilung gibt es ähnliche Überlegung­en, damit auch Sport im Winter möglich ist. Aber das ist natürlich auch eine Kostenfrag­e“, sagt der Vereinsvor­sitzende Erwin Treischl. Beim TSV Bobingen sind vor allem die Turner in Sachen Video-Angebote aktiv.

Beim TSV Königsbrun­n sei die Resonanz auf die Videoangeb­ote positiv, sagt Wilfried Semmlinger, der den Großverein (rund 2000 Mitglieder) bis zur Wahl eines neuen Vorsitzend­en gemeinsam mit Peter Schwind, der Stefan Hintermayr führt: „Vor allem bei den Kindern kommt das sehr gut an.“Doch auch er merkt, dass das Interesse nach dem langen Lockdown nachlässt, und hofft auf Aktivitäte­n im Freien: „Für ein Zelt fehlt uns das Gelände, aber wir wollen die Chancen nutzen, wenn Sport im Freien wieder möglich ist. Die Basketball­er können auf den Freiplatz gehen, die Volleyball­er auf den Beachplatz und die Schwimmer wie im letzten Jahr auch im Ilsesee trainieren, wenn es das Wetter und die Beschränku­ngen zulassen.“

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Foto: Jonas Walzberg, dpa (Symbolbild) Viele Sportverei­ne und Fitnessstu­dios bieten im Lockdown Video‰Übungsstun­den an.

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