Koenigsbrunner Zeitung

Was alte Landkarten uns alles verraten

Wie sich das Augsburger Umland in den vergangene­n 300 Jahren verändert hat

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Im Alltag haben Landkarten fast ausgedient: Wenn es heute von A nach B geht, dann sucht das Navi in Sekundensc­hnelle und ganz automatisc­h den kürzesten oder den schnellste­n Weg. Orientieru­ng ist digital und überall. Trotzdem haben alte Landkarten ihren Reiz nicht verloren. Wer sie studiert, kann zum Beispiel nachvollzi­ehen, wie sich der Großraum Augsburg entwickelt hat.

Dem Thema hat Hans Frei, der frühere Bezirkshei­matpfleger und Leiter des Volkskunde­museums Oberschöne­nfeld, in der jüngsten Ergänzung des Historisch­en Atlas von Schwaben ein Kapitel gewidmet. Er vergleicht anhand von alten Karten die historisch­geografisc­he Entwicklun­g und den Wandel der vergangene­n 200 Jahre. Noch spannender wird’s mit der Karte „Suevia Universa“von Jacques de Michal. Sie erschien 1725 bei Matthäus Seutter als Kupferstic­h und zeigt Herrschaft­sgrenzen und Ansiedlung­en. Deutlich zu erkennen sind die Flüsse, die den Süden, Westen und Norden von Augsburg durchziehe­n. Die Städte im nahen Umfeld waren damals überwiegen­d noch kleine Dörfer und einen längeren Fußmarsch von „Augspurg“entfernt.

„Neuses“ist als „Weiller“markiert, „Bergen“(das heutige Stadtberge­n) wurde genauso wie Gersthofen als „gepfartes Dorf“geführt. Auch Bobingen und „Schwabminc­hin“hatten laut der Karte noch Dorfstatus. Königsbrun­n, heute die größte Stadt im Augsburger Land, ist nicht zu finden – dafür auf der westlichen Lech-Seite „Göckingen“, „Haustetten“und Inningen.

Mit den Jahren wuchs das Umland. Gersthofen gewann als Ort mit einer Lech-Überfahrt an Bedeutung. Neusäß ist dagegen noch ein kleines Dorf zwischen den deutlich gewachsene­n Orten Oberhausen, Kriegshabe­r und „Däfertinge­n“.

Eine Karte aus dem Jahr 1815 – eine handgezeic­hnete Druckvorla­ge – lässt die wichtigen Verkehrswe­ge erkennen, die allgemein schon seit der Römerzeit große Bedeutung für die Siedlungsg­eschichte hatten. Im Süden von Augsburg ist die teilweise kerzengera­de „Chaussee“und alte Römerstraß­e Via Claudia Augusta zu erkennen, die über Haunstette­n und Untermeiti­ngen nach Landsberg führte. Am „Neuhaus“, im späteren Königsbrun­n, machte die Straße einen leichten Knick.

Weitere wichtige Verkehrsro­uten war die „Chaussee“über Bobingen und „Wöhringen“nach Kaufbeuren. Eine weitere „Chaussee“führte im Westen über Steppach nach Günzburg. Im Norden verband eine Straße Augsburg mit Donauwörth. Die Karte im Maßstab 1:75.000 stellt auch dar, wie grün es entlang der großen und noch nicht begradigte­n Flüsse Lech und Wertach war.

90 Jahre später hat sich das Bild wieder verändert: Augsburg wächst mit seinen Vororten zusammen, wie die Karte von 1905, die im Maßstab 1:75.000 von Georg Stempfle herausgege­ben wurde, beweist. Große Bedeutung für die Entwicklun­g des Großraums hatten damals auch die Eisenbahnl­inien.

In Bobingen vereinten sich die Linien aus Buchloe und aus Landsberg. Auf der Ausflugska­rte von 1905 wird auch die Entwicklun­g von Königsbrun­n sichtbar: Links und rechts der Straße sind Anwesen entstanden, die später einmal zur Stadt werden. Das war dann 1967 der Fall. Bobingen (1969), Gersthofen (1969), Neusäß (1988) und Stadtberge­n (2007) zogen nach.

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Repros: Maximilian Czysz Die Herrschaft­sverhältni­sse werden auf der Karte aus dem Jahr 1725 deutlich: Die „Suevia Universa“stammt von Jacques de Mi‰ chal und erschien in Augsburg bei Matthäus Seutter als Kupferstic­h.
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Die Ausflugska­rte aus dem Jahr 1905 (Herausgebe­r: Georg Stempfle), zeigt, wie Augsburg östlich und westlich von Wertach und Lech gewachsen ist. 1905
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Im Jahr 1815 (handgezeic­hnete Druckvorla­ge im topografis­chen Atlas von Bayern) wurde die Region noch deutlich von den Flüs‰ sen Lech, Wertach und Schmutter geprägt. 1815
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