Als das „Elektrische“in die Dörfer kam
Anton Leinauer begann 1951 als Ein-Mann-Betrieb in Konradshofen. Die Firmengeschichte liest sich wie eine spannende Chronik der Wirtschaftswunderzeit
Seit 70 Jahren gibt es Elektro Leinauer GmbH in Konradshofen. Anton Leinauer fing 1951 an. Eigentlich hatte sein Vater ganz andere Pläne für ihn.
Anton Leinauers gleichnamiger Vater war Wagnermeister. In seiner Werkstatt in der Konradshofer Hauptstraße fertigte und reparierte er Wagenräder für Fuhrwerke und führte alle in der Landwirtschaft benötigten Holzarbeiten und -reparaturen aus. Sohn Anton sollte auf Wunsch des Vaters beruflich in seine Fußstapfen treten. Doch der Sohn fand keinen rechten Gefallen am Wagner-Handwerk. Ihn faszinierte mehr „das Elektrische“. In Fischach begann er bei seinem Lehrmeister Franz Hörtensteiner eine dreijährige Ausbildung zum Elektriker. Kaum damit fertig, begann der Zweite Weltkrieg.
Den Kriegseinsatz und die anschließende Gefangenschaft in Russland überstand Anton Leinauer – bis auf ein paar kleine Granatsplitter an der Hand – nahezu unversehrt. Nach seiner Rückkehr in die Heimat machte er sich bald darauf in der väterlichen Werkstatt in seinem erlernten Beruf selbstständig. Sein Vater war 1940 bei einem tragischen Betriebsunfall ums Leben gekommen. 1952 läuteten für Anton Leinauer und Rita Baur – die Tochter aus dem Nachbarhof – in St. Ottilien die Hochzeitsglocken. 1953 und 1955 wurden die Kinder Renate und Hubert geboren.
In den kargen Jahren der Nachkriegszeit war das Spektrum der nachgefragten Elektroarbeiten noch relativ überschaubar. Die Haustechnik in den Wohnhäusern beschränkte sich in der Regel auf eine elektrische Lampe in jedem Zimmer und auf ein paar im Haus verteilte Steckdosen. übernahm der junge Familienvater in den Anfangsjahren auf den Baustellen rund um seinen Heimatort häufig auch gleich die Spenglerund Installationsarbeiten. Zusammen mit seinem Schwager Georg Baur transportierte er Dachrinnen und anderes Material auf seinem voll bepackten Sachs-Motorrad und in Rucksäcken zu den Baustellen.
In der beginnenden Wirtschaftswunderzeit füllten sich die Auftragsbücher für den Elektro-Meister immer mehr. Arbeit für die junDeshalb ge Firma gab es jetzt mehr als genug. Wie überall im Land, war auch in den Stauden ein regelrechter Bauboom zu spüren. Ein Meilenstein in der Firmengeschichte war die Netzumstellung auf 220/380 Volt durch die Lech-Elektrizitätswerke zu Beginn der 1960er-Jahre. Jetzt begann die große Zeit der elektrischen Haushaltsgeräte. Kühlschränke, Elektroherde, Waschmaschinen, Wäscheschleudern, Bügeleisen und Gefriertruhen traten zur Freude der Hausfrauen ihren Siegeszug an.
Im ersten Laden, der 1962 am Wohnhaus entstand, präsentierte Ehefrau Rita hier ihren staunenden Kunden die neuen Haushaltshelfer. Derweil zog am Horizont schon das TV-Zeitalter herauf – zunächst noch in Schwarz-Weiß, ab 1967 dann auch in Farbe. Ein Pantoffelkino stand schon bald in jedem Wohnzimmer. Sohn Hubert Leinauer erkannte das Potenzial, das die Fernsehsparte für den Familienbetrieb bedeutete. Der heutige Firmenchef absolvierte zunächst eine Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker und anschließend noch eine zweite Ausbildung zum Elektroinstallateur. 1988 übernahm er vom Vater die Geschäftsführung. Zeitgleich wurde das Ladengeschäft umgebaut und um einen Ausstellungsraum vergrößert.
Im Laufe der Jahre wurde das Unternehmen immer größer: Waren es Mitte der 1990er-Jahre noch 15 Beschäftigte, so sind es aktuell 25 Mitarbeitende. Das Geschäftsgebiet erstreckt sich in einem großen Radius bis nach Augsburg, Landsberg, Friedberg und Mindelheim. Im Mai 2014 trat Tochter Carolin Werner in die Geschäftsführung ein. Gemeinsam mit ihren Eltern führt die 34-Jährige mit Ehemann Daniel an ihrer Seite den mittelständischen Familienbetrieb inzwischen in der dritten Generation.