Volle Wasserbecken, leere Liegeplätze
Bayerns Schwimmbäder sind meist startklar. Nur die Besucher fehlen noch. Wann es losgehen kann und wie hoch die Ansteckungsgefahr im kühlen Nass ist
Augsburg Mit einem Sprung ins kühle Wasser Corona einfach mal vergessen. Das wäre für viele sicher genau das Richtige, wenn die Temperaturen am Wochenende wieder nach oben klettern und es langsam heiß wird. Spätestens dann freuen sich viele Wasserratten auf die bevorstehende Freibadsaison. Doch das Planschen im Schwimmbecken, die Pommes oder das Eis am Freibad-Kiosk lassen wohl noch auf sich warten. Wie im Vorjahr fällt die Öffnung aufgrund der Pandemie im Mai erst einmal ins Wasser. Wann es losgehen kann, weiß noch niemand. Trotzdem bereiten sich Bayerns Freibäder auf die Badesaison vor.
An vielen Becken wird geschrubbt, gestrichen und montiert. Denn wenn die Pandemie-Lage öffentliches Baden wieder zulässt, dann wollen die Freizeitanlagen startklar sein. Egal ob in Augsburg oder im Allgäu – alle Freibäder werden für den Sommer vorbereitet. Auch das Freibad Fischach im Landkreis Augsburg: Seit ein paar Wochen machen die Mitarbeiter alles für eine mögliche Öffnung fertig. Das Bad wird geputzt, repariert, hergerichtet und startklar gemacht. „In der 15. Kalenderwoche wurde das Wasser in die Schwimmbecken eingelassen und jetzt muss sich – wie in jedem Naturfreibad – die Biologie über einige Wochen aufbauen, sodass wir Mitte Mai eigentlich startklar wären“, erzählt Marion Halamay vom Rathaus Fischach. Trotzdem kann das Bad nur öffnen, wenn die Vorschriften und die Infektionsschutzmaßnahmen-Verordnung dies erlauben. Halamay und ihr Team erarbeiten ein Hygieneschutzkonzept und wollen unter anderem ein Zählsystem am Eingang des Naturfreibades integrieren: „Es wird immer die aktuell sich im Bad befindliche Personenanzahl auf unserer Homepage beziehungsweise an der Kasse sichtbar sein, da nach den Vorschriften der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen die Personenanzahl begrenzt ist. Wir werden ein Kartenzahlgerät in Einsatz bringen und hoffen, dass diese Vorarbeiten nicht umsonst waren.“
Dass Mühen und Vorbereitungen nicht umsonst waren, hoffen auch die Mitarbeiter der Therme Lindau. Ab diesem Frühling sollte die Anlage am Bodenseeufer eröffnen und für ein ganzjähriges Schwimmen, Entspannen und Genießen sorgen. Doch das Strand- und Freibad muss der Eröffnung wohl noch warten. „Wir wollten Mitte Mai öffnen – warten aber noch auf die Auflagen“, sagt Werkleiter Florian Schneider. Seiner Ansicht nach wäre es schade, wenn sich die Einweihung der Therme in die Länge zöge. Trotzdem ist Schneider zuversichtlich, denn der Landkreis Lindau ist momentan bei einer Inzidenz unter 100: „Ich gehe von einer eingeschränkten Öffnung der Frei- und Seebäder zu oder nach den Pfingstferien aus.“
Wenn möglich will zu den Ferien auch das Günzburger Waldbad und das Donaubad in Neu-Ulm öffnen. Nachdem in den Bädern geputzt, und alle Becken startklar gemacht werden, tüfteln die Betreiber an einem Hygienekonzept. „Wir gehen davon aus, dass möglicherweise zusätzliche Vorgaben wie zum Beispiel die Luca-App erfolgen“, meint Lothar Böck, erster Vorstand der Stadtwerke Günzburg. Auch feste Badezeiten pro Tag könnten überall eingeführt werden. „Damit können die Besucherströme gesteuert werden und Besuchszahlen-Höchstgrenzen können gehalten werden“, erklärt Paul Martin, Geschäftsführer des Donaubades in Neu-Ulm. Bereits im vergangenen Jahr setzte er auf dieses System.
Im vergangenen Corona-Sommer herrschten in allen Freibäder einheitliche Hygieneregeln, wie eine begrenzte Anzahl an Gästen auf der Liegewiese und in den Becken. Außerdem mussten sich die Besucher online registrieren, um mögliche Kontakte nachverfolgen zu können. Überall standen Desinfektionsspender, es herrschte Maskenpflicht und es galten Abstandsregeln. Obwohl es viel zu berücksichtigen gab, zogen die Freibäder eine positive Bilanz der vergangenen Saison – so auch Peter Mayer, Mitarbeiter des Alpenbad Pfronten im Allgäu: „Alle Gäste hielten sich an die Vorgaben und es gab keine positiven CoronaFälle.“
Doch wie groß ist eigentlich die Ansteckungsgefahr in einem Freimit bad? Virologen des Imperial College London haben die Auswirkungen unterschiedlicher Chlorkonzent rationen im Wasser auf das Coronavirusunt ersucht und festg es tel lt:Gechl ortes Badewasser kann das Virus in nur 30 Sekunden regelrecht ausschalten. Die Ergebnisse legten nahe, dass das Risiko einer Covid19-Übertragung über Schwimmbadwasser „unglaublich“gering ist, berichteten die Forscher. „Wir haben diese Experimente in unseren Hochs ich er heits laboratorien in London durchgeführt“, erklärte Studienautorin Wendy Barclay vom Imperial College London in einer Berichterstattung des Daily Mail. Schließlich sei im vergangenen Sommer auch keine Corona-Infektion nach einem Freibadbesuch bekannt geworden. „Ich habe mit vielen Freibadkollegen telefoniert und niemand hatte einen Fall“, erzählt Martin Gruber vom Freibad Nördlingen. „Jetzt müssen nur noch die Auflagen kommen und dann steht der Freibadsaison nichts im Weg.“
Die Hoffnung liegt auf den Pfingstferien