Wo Kinder gratis in Schulen frühstücken können
Der Verein „brotZeit“kümmert sich darum, dass Mädchen und Jungen nicht hungrig im Klassenzimmer sitzen. In Augsburg machen drei Schulen mit, weitere können sich bewerben
In wohl jedem Klassenzimmer sitzen Schülerinnen und Schüler, die mit knurrenden Mägen dem Unterricht folgen. Die Gründe, warum sie nicht gefrühstückt haben, sind unterschiedlich: Mal sind die Kinder auf sich allein gestellt, weil die Eltern schon früh außer Haus müssen – oder noch schlafen. Mal kriegen die Mädchen und Jungen frühmorgens keinen Bissen runter. Dieses Problem kennt auch das Förderzentrum Ulrichschule. Hier wird ein Großteil der Kinder mit dem Bus gebracht, viele werden sehr zeitig abgeholt. Damit sie Energie für Mathe und Deutsch tanken können, dürfen sie sich vor dem Unterricht im Schülercafé an einem Frühstücksbüfett bedienen. Mehr als 30 Schülerinnen und Schüler nähmen das kostenlose Angebot täglich wahr, sagt Konrektorin Sandra Losleben. „Müsli ist der Hit, Käsebrote essen sie auch sehr gerne.“
Dass sich die Erst- bis Viertklässler ein wenig wie im Hotel fühlen können, haben sie dem Verein „brotZeit“zu verdanken. 2009 auf Initiative der Schauspielerin Uschi Glas gegründet, versorgt er mittlerweile deutschlandweit an 266 Schulen insgesamt mehr als 10.000 Mädchen und Jungen in den Jahrgangsstufen eins bis vier mit der ersten Mahlzeit des Tages. Möglich wird das mithilfe von Sponsoren – ein großer Lebensmitteldiscounter spendet die Waren –, außerdem mit Fördergeldern des Familienministeriums und rund 1400 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die das Frühstück aufbauen und ausge
ben. In Augsburg beteiligen sich laut Projektleiter Christoph Mayer aktuell neben der Ulrichschule in der Innenstadt noch die JohannStrauß-Grundschule in Haunstetten sowie die Löweneck-Grundschule in Oberhausen an der Aktion.
seinen Worten hat der Verein aber noch Kapazitäten und Finanzmittel, um in der drittgrößten Stadt Bayerns weitere Grund- oder Förderschulen mit ins Boot zu holen. An den interessierten Schulen sollte es geeignete Räume für das
Frühstück geben. „Wir statten die Schulen mit Kühl- und Gefrierschränken aus, die Schulen bestellen selbst aus einem Warenkorb die gewünschten Nahrungsmittel.“Es handle sich dabei um frische Ware und nicht um das, was in den SuperNach märkten übrig geblieben sei, betont Mayer. Im Schnitt, so der Projektleiter, nähmen pro Schule 40 bis 60 von ihren Erziehungsberechtigten angemeldete Kinder teil. Bewerbungen der Schulen sind möglich unter: mayer@brotzeit.schule, Infos gibt es auch unter: www.brotzeitfuerkinder.com.
Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) sieht Bedarf für dieses Angebot und begrüßt dessen geplante Ausweitung auf bis zu 15 Augsburger Schulen. „Schulleitungen schildern mir immer wieder, dass Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen. Und auch ein Pausenbrot ist keine Selbstverständlichkeit bei vielen Kindern.“Der Verein bietet nach ihren Worten mehr als eine ausgewogene Mahlzeit an. Die Aktion habe sich auch zu einer wichtigen Kommunikationseinrichtung in den Schulen entwickelt. „Gerade jetzt ist es wichtig, dass Kinder wieder das Miteinander erleben.“
Beliebt ist in Augsburg seit vielen Jahren auch die Initiative „Gesunde Pause“. In der Regel schließen sich hier laut Bürgermeisterin Wild Eltern zusammen, um den Schülerinnen und Schülern einmal in der Woche in den Pausen einen gesunden Snack anzubieten, etwa Fruchtspieße, Müsli mit Joghurt, Gemüse mit Dip und Ähnliches. Gefördert werde die „Gesunde Pause“in den Schulen wie auch vergleichbare Aktivitäten in den Kitas über das EUSchulfruchtprogramm, mit dem bevorzugt regionales und saisonales Obst, Gemüse, Milch und ausgewählte Milchprodukte beschafft werden könnten.