Sie schlugen zwei Männer krankenhausreif
Nach Gewaltexzess landen drei junge Männer vor Gericht
Landkreis Augsburg In den frühen Morgenstunden eines Herbsttags 2020 kommt es zu einem Gewaltexzess: Drei junge Männer schlagen stark alkoholisiert vor einem Freizeitzentrum im südlichen Landkreis Augsburg auf einen Mann ein. Einen weiteren Mann, der zu Hilfe eilt, verprügeln sie ebenfalls. Sogar ein Schlagring kommt dabei zum Einsatz.
Am Dienstag standen diese drei jungen Männer nun vor dem Augsburger Amtsgericht und mussten sich wegen Körperverletzung und dem Besitz einer verbotenen Waffe verantworten. Sich selber zur Tat äußern wollte allerdings keiner der drei Männer.
Als beim Prozess der Tatverlauf zur Sprache kam, zeigte sich, wie viel Gewalt im Spiel war: Ein 20-Jähriger schlägt nach einem Streit auf sein Opfer ein. Der Mann sitzt auf der Rückbank eines Autos. Der 20-Jährige will ihn dazu bringen, auszusteigen. Der Mann verlässt schließlich wehrlos das Auto, richtet sich auf – und erhält seitlich von hinten den nächsten Schlag. Dieser stammt vom zweiten Angeklagten, einem 31-jährigen Mann mit über drei Promille Alkohol im Blut.
Das Opfer verliert daraufhin das Bewusstsein und geht zu Boden.
Ein Mann will helfen und wird ebenfalls angegriffen
Dennoch hören die Männer nicht auf und schlagen gemeinsam mit dem dritten Angeklagten, einem 19-Jährigen, weiter auf den Bewusstlosen ein. Laut Anklageschrift prügeln sie „mit Füßen und voller Kraft auf den Körper und den Kopf“ein. Der dritte Angeklagte, in diesen frühen Morgenstunden mit 1,4 Promille unterwegs, setzt dabei sogar einen Schlagring ein.
Ein Zeuge beobachtet das Geschehen – er nähert sich dem Schlägertrupp, um zu helfen, doch kommt nicht weit. Der 31-jährige Angeklagte holt mit der Faust aus und schlägt auch ihm ins Gesicht. Das Ergebnis: Eine Gehirnerschütterung, eine blutende Platzwunde und Prellungen für den Mann, der nur helfen will.
Den Mann, der von den drei aus dem Auto geprügelt wird, erwischt es jedoch noch schlimmer. Er erleidet unter anderem Sprunggelenksbrüche, verschiedene Bänderrisse und eine geplatzte Arterie am Auge. Zweimal muss er operiert werden, erklärte er vor Gericht.
Richter Günther Baumann bezeichnete die Beweislage zu Beginn der Verhandlung als „sehr dicht“– nach Notwehr sähe das Verhalten der drei jungen Männer nicht aus. Er wollte dennoch den Angeklagten die Chance geben, selber zu sprechen. Bisher ist nur einer der drei strafrechtlich in Erscheinung getreten, die anderen beiden sind unbescholten. Reden wollten sie aber trotzdem nicht.
Um das Verfahren zu vereinfachen, gab es eine Verständigung zwischen Richter Baumann, den Verteidigern der drei jungen Männer und Staatsanwältin Melanie Gogolov. Voraussetzung dafür war, dass die drei Angeklagten die Vorwürfe einräumen. So kam es dann auch.
Den 20-Jährigen und den ein Jahr jüngeren Mann erwartet nun eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten beziehungsweise sechs Monaten zur Bewährung nach Jugendstrafrecht.
Der 31-Jährige erhielt ein Jahr und vier Monate, ebenfalls zur Bewährung ausgesetzt. Zusätzlich müssen die ersten beiden Angeklagten ein Schmerzensgeld in Höhe von 900 Euro und der dritte Angeklagte in Höhe von 300 Euro an ihre beiden Opfer zahlen.