So wollen die Rehkitzretter den Tieren helfen
Natur Kitze sollen eine Chance haben: Ein neu gegründeter Verein aus Emersacker will dem tierischen Nachwuchs den Tod durch Mähwerke ersparen. Die Ehrenamtlichen setzen auf Kommunikation und moderne Technik
Emersacker Vor gut einem Jahr machte die traurige Nachricht die Runde: Ein Hirsch hatte sich in einem Waldstück bei Emersacker in einem Drahtzaun verfangen. Er konnte sich nicht mehr befreien und musste schließlich erschossen werden. Seither hat sich in Emersacker viel getan in Sachen Tier- und Naturschutz. Ein neu gegründeter Verein hat sich jetzt der Rettung der Rehkitze verschrieben. Er heißt „Kitzhilfe und Schutz der Natur – Holzwinkel“und hat sich viel vorgenommen.
Um möglichst viele Tiere vor dem Tod durch landwirtschaftliche Geräte zu retten, haben Jörg Haslinger, Iris Madlener, Eveline Baumann, Johann Haslinger, Siegfried Karner und Thomas Schonbucher den Verein vor Kurzem aus der Taufe gehoben. Warum es ein Verein sein musste, erklärt Thomas Schonbucher so: „Zunächst ging es darum, die Kommunikationsstrukturen zwischen Landwirten, Flurpächtern, Jägern und der Kitzhilfe zu verbessern.“
In einem nächsten Schritt gilt es, die Ausbildung der inzwischen dreißig Vereinsmitglieder möglichst strukturiert und noch in diesem Jahr zu beginnen. „Ein Verein bringt die Möglichkeit, mit Spenden und Förderung eine zweite Drohne mit Wärmebildkamera zu beschaffen“, hofft Thomas Schonbucher. „Dies gestattet uns, mehrere Flächen gleichzeitig zu beobachten.“Das bedeutet aber auch, Piloten und CoPiloten auszubilden, um Bilder einer Wärmebildkamera zu interpretieren, so Schonbucher weiter. Mithilfe der Drohnen können die Tiere im hohen Gras aus der Luft erkannt werden. Das macht einen großen Unterschied, wie Thomas Schonbucher aus eigener Erfahrung weiß: „Wir standen nur noch einen Schritt vor dem jungen Reh, hätten es aber ohne Hilfe der Drohne nicht gesehen.“
Auslöser für die Gründung des Vereins war der Hirsch, der sich in dem Drahtzaun verheddert hatte (wir berichteten). Damals war eine mehrtägige Müllsammelaktion in den Wäldern und Fluren gefolgt, bei denen sehr viele Bürgerinnen und Bürger aus Emersacker mitgemacht hatten.
Anfang Juni fanden sich dann spontan 25 Helfer mit der Idee zusammen, die jungen Rehe vor dem Mähtod zu bewahren. Die Tiere fallen der Wiesenmahd jedes Jahr in großer Zahl zum Opfer. Der Anblick eines jungen Rehs, das unter eine Maschine gekommen ist, ist für die meisten nur schwer zu ertragen. „Die Rehkitze flüchten in den ersten beiden Wochen nach ihrer Geburt nicht, sondern bleiben im hohen Gras liegen“, berichtet Iris Madlener. So haben sie keine Chance, wenn die Mähmaschine kommt.
Bis zur Wiesenmahd im Frühjahr des Jahres 2022 soll eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägern und Kitzrettern entstanden sein. Die Beteiligten müssen beispielsweise rechtzeitig informiert werden, wann gemäht wird. Auch fanden die Vereinsmitglieder, dass es wenig sinnvoll sei, die Kitze aus dem Feld zu retten, wenn die Rehmutter ihr Junges dann wieder in das hohe Gras zurückführt. Auch deshalb sei die Zusammenarbeit mit den Landwirten wichtig. Nach den formellen Aufgaben, die noch erledigt werden müssen, soll mit den Helfern im Spätherbst das Training der Kitzsuche beginnen.