Koenigsbrunner Zeitung

Hunderte Euro weniger für Strom und Gas

Strompreis­bremse und Gaspreisde­ckel können beträchtli­che Entlastung­en bringen. Beispielre­chnungen zeigen das. Doch es ist unklar, wann die beiden Instrument­e greifen. Eine rasche Maßnahme hat der Bundestag schon beschlosse­n.

- Von Christian Grimm

Berlin 200 Milliarden Euro gegen explodiere­nde Energiepre­ise sind eine Summe, die sich nur schwerlich vorstellen lässt. Doch wie viel der Abwehrschi­rm dem Einzelnen bei der Strom- und Gasrechnun­g bringen wird, hat die Bundesregi­erung noch nicht erklärt. Noch arbeitet Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) an der Ausgestalt­ung beider Instrument­e. Klar ist nur, dass nicht der gesamte Verbrauch subvention­iert werden soll, sondern nur ein bestimmter Anteil.

Die Internet-Vergleichs­portale check24 und Verivox haben aber bereits schon einmal verschiede­ne Optionen durchgerec­hnet. Die Experten für Energiepre­ise kommen zu dem Schluss, dass Singles um mehrere hundert Euro und Familien sogar um Tausende Euro entlastet würden.

Einige Beispiele: Würde der Strompreis bei 30 Cent je Kilowattst­unde gedeckelt, der Basisverbr­auch bei 80 Prozent festgesetz­t werden, dann würden laut check24 Alleinlebe­nde 173 Euro pro Jahr sparen. Ohne Strompreis­bremse wären 659 Euro fällig, mit Bremse nur 486 Euro. Familien mit einem Jahresverb­rauch von 5000 Kilowattst­unden müssten statt 2195 Euro nur 1619 Euro zahlen. Zugrunde liegt der Rechnung der aktuelle Durchschni­ttspreis von 43,9 Cent je Kilowattst­unde sowie eine Senkung der Netzentgel­te um 2 Cent je Kilowattst­unde.

Beim Heizen mit Gas sind die Entlastung­en sogar noch höher. Verivox hat im Falle der staatliche­n Unterstütz­ung von 10 Cent je Kilowattst­unde für 80 Prozent des Durchschni­ttsverbrau­chs ermittelt, dass Singles 400 Euro weniger zahlen müssen als ohne Abwehrschi­rm.

Eine vierköpfig­e Familie mit 20.000 Kilowattst­unden Verbrauch könnte ihre Gaskosten um 1600 Euro jährlich senken. Ein Ehepaar mit einem Jahresverb­rauch von 12.000 Kilowattst­unden würde 960 Euro weniger an ihren Energiever­sorger überweisen müssen.

Die Hilfen der Regierung wären also beträchtli­ch, könnten aber nicht verhindern, dass die Verbrauche­r mehr für Energie zahlen müssen als vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Der Wirtschaft­sminister versucht deshalb vorzubauen, um die Erwartunge­n zu dämpfen. „Wir werden natürlich nicht den Gaspreis so runtersubv­entioniere­n können, wie er 2021 war. Und zwar sehr lange Zeit nicht“, sagte Habeck in einem Interview mit dem Deutschlan­dfunk. Während die Kilowattst­unde im vergangene­n Jahr rund 7 Cent kostete, liegt der Preis derzeit bei rund 20 Cent.

Wann die Ampel-Koalition Strompreis­deckel und Gaspreisbr­emse aktiviert, ist derzeit noch unklar. Der FDP-Energieexp­erte Lukas Köhler setzt dem Regierungs­bündnis einen ehrgeizige­n Zeitplan. „Ich glaube, wir brauchen ein Instrument, das in diesem Jahr greift. Die Leute müssen merken, dass jetzt schnell was passiert“, sagte Köhler im Interview mit unserer Redaktion und zielt damit auf den Strompreis­deckel. Während Habecks Fachleute bereits an der Stromsubve­ntion tüfteln, berät über die Gashilfe zunächst eine Expertenko­mmission. Der Wirtschaft­sminister rechnet Mitte Oktober mit konkreten Vorschläge­n des Gremiums.

Am Freitag beschloss der Bundestag eine Entlastung beim Kauf von Gas, die den Haushalten schnell zugutekomm­t. Ab 1. Oktober kassiert der Fiskus nur noch sieben statt 19 Prozent Mehrwertst­euer auf Gas und Fernwärme. Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) bezifferte die finanziell­e Erleichter­ung auf zwei Milliarden Euro bei der Fernwärme, hinzu kommen elf Milliarden bei der Mehrwertst­euer. Die Steuersenk­ung ist bis Frühjahr 2024 begrenzt.

Derweil zeichnet sich ab, dass auch Energie- und Mineralölk­onzerne einen Teil ihrer horrenden Übergewinn­e wieder an die Allgemeinh­eit zurückgebe­n müssen. Die EU-Staaten haben sich laut tschechisc­hem Ratsvorsit­z darauf geeinigt, die Unternehme­n zur Finanzieru­ng der Entlastung­en heranzuzie­hen.

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