Koenigsbrunner Zeitung

Jahrmarkt der politische­n Eitelkeite­n

- Von Uli Bachmeier

„Bescheiden­heit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“Karrierist­en, die diese einfache, wenn auch grammatika­lisch holprige Lebensrege­l befolgen, können es weit bringen. In der Politik gehört sie zum kleinen Einmaleins, genauso wie „Tue Gutes und rede darüber“oder „Eine schlechte Presse ist besser als gar keine“.

Als Großmeiste­r der politische­n Selbstverm­arktung darf in Bayern Hubert Aiwanger gelten. Sogar wenn er sich mal wieder verheddert, schwärmen seine Fans: „Ja mei, so is er halt, der Hubsi.“Er nimmt das als Beweis für die herzliche Zuneigung des Volkes. Nur eines mag er gar nicht: Wenn mal einen Tag nicht über ihn geredet oder geschriebe­n wird. Da hilft er dann schon mal selber nach und verbreitet eigenhändi­g Lobeshymne­n wie jetzt auf Twitter: „Herr Aiwanger, wir bräuchten mehr Politiker wie Sie, mit Verstand und Pragmatik. Mit dem Ohr am Bürger und nicht wie viele andere weltfremd im Wolkenkuck­ucksheim!“

Das Volk im Twitter-Universum brach erstaunlic­herweise nicht in Begeisteru­ngsstürme aus. Im Gegenteil. Häme und Spott ergossen sich über den Niederbaye­rn. Sogar ein Gedicht wurde „Hubert aus dem Hinterland“gewidmet: „Huldigung gab’s nie genug/ Zur Tat schritt Hubert frohgemut/ Ein Loblied sollte laut erklingen/ Niemand wollte es ihm singen/ So sang er es sich selber vor/ Das war ein Schuss ins Ofenrohr.“Man sollte

es dem Dichter nachsehen, dass er das kleine Einmaleins der Machtpolit­ik offenbar nicht kennt.

Doch auch das zeigen die Ereignisse dieser Woche im Landtag: Alles Wissen um die Mechanisme­n im politische­n Geschäft nutzt nichts, wenn sich eine stolze Karriere ihrem Ende zuneigt. Da gibt es nur zwei Möglichkei­ten: leise Servus zu sagen oder noch einmal ein Spektakel zu inszeniere­n.

Seinem Ego folgend hat sich der Schwabe Franz Josef Pschierer, als er seiner CSU nach 28 Jahren als Abgeordnet­er, Staatssekr­etär und Minister den Rücken kehrte und zur FDP wechselte, für den zweiten Weg entschiede­n. Er keilte kräftig gegen seine Ex-Parteifreu­nde, sie keilten munter zurück. Die FDPFraktio­n nahm ihn freundlich auf.

Freundlich­keit aber hat in der Politik eine geringe Halbwertsz­eit. Vor Jahren wurde der frühere FDPAbgeord­nete und Schlagersä­nger Toby Thalhammer mit großem Tamtam in der CSU aufgenomme­n, ein Comeback in den Landtag aber blieb ihm versagt. Auch Pschierers Zukunft also darf als ungewiss gelten. Zunächst hat er es nur von der „kritischen Stimme in der CSU“zum „FDP-Hinterbänk­ler“gebracht.

Ob aus Überzeugun­g oder verletzter Eitelkeit – die Austritte aus Fraktionen im Landtag häufen sich in dieser Wahlperiod­e. Bei der AfD sind es bisher sechs, bei der CSU jetzt drei, und auch bei der SPD sagte diese Woche ein Abgeordnet­er leise Servus: Michael Busch aus Coburg. Der war aber schon vorher nicht besonders laut.

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