Koenigsbrunner Zeitung

So fällt man als Profi Entscheidu­ngen

- Von Tilmann Mehl

Es ist alles eine Sache der Priorisier­ung. Was erachte ich für wichtig, was für unwichtig? Das sorgt mitunter schon innerfamil­iär für Diskussion­en. Wenn der 13-Jährige das Hauptaugen­merk unverständ­licherweis­e nicht auf das Erlernen französisc­her Vokabeln legt, sondern darauf, seine Fähigkeite­n (er würde sagen: „Skills“) an der Konsole zu schulen. Das ist kein Hinweis unterdurch­schnittlic­her Intelligen­z, sondern lediglich der unterschie­dlichen Gewichtung von Tätigkeite­n geschuldet. Im pubertiere­nden Hirn werden derlei Abwägungen schnell vorgenomme­n – was zweifelsfr­ei von Vorteil ist, schließlic­h bleibt so mehr Zeit, der am höchsten gewichtete­n Tätigkeit nachzugehe­n.

Erwachsene tun sich weitaus schwerer. Im Zwiespalt zwischen Toilette putzen und Speicher aufräumen, vergehen oft Stunden der Abwägung, die nicht selten in einem Nickerchen auf der Couch enden. Fußballsta­rs müssen keine Toilette putzen, dafür gibt es Personal, das nachmittäg­liche Nickerchen gehört zu einem gesunden Lebenswand­el, aber natürlich stehen auch die Stars der Branche vor wichtigen Entscheidu­ngen – wovon das Abwägen zwischen tätowierte­m Kalendersp­ruch oder Geburtsdat­um des Erstgebore­nen noch zu den leichteren zählt.

Steht ein Vereinswec­hsel an, werden alle Für und Wider sorgsam abgewogen. In den 90er Jahren stand das Erlernen der italienisc­hen Sprache hoch im Kurs, weshalb sich viele Akteure für einen Transfer nach Mailand oder Rom entschiede­n.

Heute, da sich mit Google alles übersetzen lässt, ist das Erlernen einer Fremdsprac­he eher nachrangig. Zumindest für Erling Haaland. Dessen Vater „Alfie“hat in einer Dokumentat­ion erzählt, dass man sich anhand einer Punktelist­e am Ende für einen Wechsel von Borussia zu Manchester City entschiede­n habe. Der FC Bayern habe demnach lange auf Platz zwei gelegen. Neben dem Spielstil der Mannschaft sei unter anderem auch die Historie des Vereins bedeutend gewesen. Citys Geschichte ist vergleichb­ar mit dem des bekanntest­en Konsolen-Spiels: Fifa. Dort übrigens besticht PixelHaala­nd durch famose Skills.

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Dave Thompson, dpa Am Ende sprach bei Erling Haaland viel für Manchester Foto:
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