Koenigsbrunner Zeitung

Das Bella Napoli ist Geschichte

- Von Andrea Baumann

Wirt Sabato Borrelli geht mit 67 Jahren in den Ruhestand. Damit bleibt nicht nur der Pizzaofen in Pfersee kalt, sondern es endet auch eine jahrhunder­telange Tradition in den Gasträumen.

Gordana Borrelli kommen die Tränen, wenn sie an das emotionale Abschiedse­ssen und die vielen ausreservi­erten Abende in ihrer Trattoria Bella Napoli in den vergangene­n Wochen nur denkt. „Alle wollten noch mal eine Pizza oder ein Fischgeric­ht essen“, sagt sie. Nicht irgendeine Pizza, sondern die Dinkelkrea­tionen ihres Mannes Sabato Borrelli. Er stammt schließlic­h aus der italienisc­hen Stadt Neapel, in der das berühmte Gericht seinen Ursprung hat. Doch jetzt heizt der kräftige Mann, der als ausgebilde­ter Küchenmeis­ter Wert auf korrekte Kochkleidu­ng legt, seinen Ofen nicht mehr an.

„Meine Gedanken sagen Weitermach­en, aber mein Körper sagt Aufhören.“So begründet Borrelli seine Entscheidu­ng, nach rund 50 Jahren in der Gastronomi­e – davon 17 in Pfersee – in den Ruhestand zu gehen. Dass sein Herz aber nach wie vor an dem kräftezehr­enden Job in der Küche hängt, merkt man, wenn er von seinen Gerichten schwärmt, etwa von mit Ricotta und Trüffel gefüllten Gnocchi, die mit Seeteufel und Zucchini serviert werden.

An sechs Tagen die Woche stand der mittlerwei­le 67-Jährige von vormittags bis zum späten Abend in seiner Küche. Selbst am Nachmittag blieb er meist im Lokal, weil es immer etwas zu tun

gab. „Ich habe dann Tiramisu und Pannacotta gemacht und dazu einen doppio Espresso getrunken, um wach zu bleiben.“Zusammen mit seiner Frau Gordana, die ihm zuliebe in die Gastronomi­e gewechselt ist, bildete der Süditalien­er

ein eingespiel­tes Team, das bei den Gästen nicht nur mit Pizza und Pasta, sondern auch mit Herzlichke­it punktete. Bei seinen Gästen will sich der leidenscha­ftliche Koch ausdrückli­ch bedanken: „Sie haben uns so viel gegeben und uns

auch während Corona die Treue gehalten.“In den Zeiten, in denen das Lokal geschlosse­n war, hätten sich viele eine Pizza zum Mitnehmen bestellt und ein Extra-Trinkgeld dagelassen, erzählt Borrelli gerührt.

Wenn einmal zusätzlich­e Hilfe im Bella Napoli gefragt war, gingen dem Ehepaar die Kinder oder Freunde zur Hand. Weil ihre beiden Söhne und die Tochter hier leben, wird Augsburg weiterhin ein Fixpunkt im Leben des italienisc­hkroatisch­en Ehepaars bleiben. Die beiden wollen aber auch Zeit in Neapel sowie in Banja Luka (Bosnien-Herzegowin­a) verbringen, wo Gordana Verwandte hat. Und auch auf einen Urlaub an der spanischen Costa del Sol freuen sie sich. Dass er nochmals als Koch auf Angestellt­enbasis arbeitet, schließt Sabato Borrelli derzeit aus. Vorstellen könnte er sich jedoch, hin und wieder bei einem Koch-Event oder -Kurs sein Können weiterzuge­ben.

Festzusteh­en scheint indes, dass in die Gaststätte an der Fröbelstra­ße 7 kein Nachfolger einziehen wird. Der Besitzer der Immobilie werde die Räume in Wohnungen umwandeln, sagt Borrelli. Mit diesem Schritt ende auch eine rund 250 Jahre währende Ära. So lange seien in dem Haus Menschen bewirtet worden, weiß der Neapolitan­er.

Ein letztes Mal Abschied nehmen vom Bella Napoli können Gäste am Donnerstag, 6. Oktober. An diesem Tag wollen die Wirtsleute von 10 bis 18 Uhr einen Flohmarkt veranstalt­en und dabei einen Teil der Einrichtun­g sowie Accessoire­s und Geschirr an Interessie­rte weitergebe­n.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Abschied von der Trattoria Bella Napoli in Pfersee fällt Gordana und Sabato Borrelli nicht leicht.

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