Das Bella Napoli ist Geschichte
Wirt Sabato Borrelli geht mit 67 Jahren in den Ruhestand. Damit bleibt nicht nur der Pizzaofen in Pfersee kalt, sondern es endet auch eine jahrhundertelange Tradition in den Gasträumen.
Gordana Borrelli kommen die Tränen, wenn sie an das emotionale Abschiedsessen und die vielen ausreservierten Abende in ihrer Trattoria Bella Napoli in den vergangenen Wochen nur denkt. „Alle wollten noch mal eine Pizza oder ein Fischgericht essen“, sagt sie. Nicht irgendeine Pizza, sondern die Dinkelkreationen ihres Mannes Sabato Borrelli. Er stammt schließlich aus der italienischen Stadt Neapel, in der das berühmte Gericht seinen Ursprung hat. Doch jetzt heizt der kräftige Mann, der als ausgebildeter Küchenmeister Wert auf korrekte Kochkleidung legt, seinen Ofen nicht mehr an.
„Meine Gedanken sagen Weitermachen, aber mein Körper sagt Aufhören.“So begründet Borrelli seine Entscheidung, nach rund 50 Jahren in der Gastronomie – davon 17 in Pfersee – in den Ruhestand zu gehen. Dass sein Herz aber nach wie vor an dem kräftezehrenden Job in der Küche hängt, merkt man, wenn er von seinen Gerichten schwärmt, etwa von mit Ricotta und Trüffel gefüllten Gnocchi, die mit Seeteufel und Zucchini serviert werden.
An sechs Tagen die Woche stand der mittlerweile 67-Jährige von vormittags bis zum späten Abend in seiner Küche. Selbst am Nachmittag blieb er meist im Lokal, weil es immer etwas zu tun
gab. „Ich habe dann Tiramisu und Pannacotta gemacht und dazu einen doppio Espresso getrunken, um wach zu bleiben.“Zusammen mit seiner Frau Gordana, die ihm zuliebe in die Gastronomie gewechselt ist, bildete der Süditaliener
ein eingespieltes Team, das bei den Gästen nicht nur mit Pizza und Pasta, sondern auch mit Herzlichkeit punktete. Bei seinen Gästen will sich der leidenschaftliche Koch ausdrücklich bedanken: „Sie haben uns so viel gegeben und uns
auch während Corona die Treue gehalten.“In den Zeiten, in denen das Lokal geschlossen war, hätten sich viele eine Pizza zum Mitnehmen bestellt und ein Extra-Trinkgeld dagelassen, erzählt Borrelli gerührt.
Wenn einmal zusätzliche Hilfe im Bella Napoli gefragt war, gingen dem Ehepaar die Kinder oder Freunde zur Hand. Weil ihre beiden Söhne und die Tochter hier leben, wird Augsburg weiterhin ein Fixpunkt im Leben des italienischkroatischen Ehepaars bleiben. Die beiden wollen aber auch Zeit in Neapel sowie in Banja Luka (Bosnien-Herzegowina) verbringen, wo Gordana Verwandte hat. Und auch auf einen Urlaub an der spanischen Costa del Sol freuen sie sich. Dass er nochmals als Koch auf Angestelltenbasis arbeitet, schließt Sabato Borrelli derzeit aus. Vorstellen könnte er sich jedoch, hin und wieder bei einem Koch-Event oder -Kurs sein Können weiterzugeben.
Festzustehen scheint indes, dass in die Gaststätte an der Fröbelstraße 7 kein Nachfolger einziehen wird. Der Besitzer der Immobilie werde die Räume in Wohnungen umwandeln, sagt Borrelli. Mit diesem Schritt ende auch eine rund 250 Jahre währende Ära. So lange seien in dem Haus Menschen bewirtet worden, weiß der Neapolitaner.
Ein letztes Mal Abschied nehmen vom Bella Napoli können Gäste am Donnerstag, 6. Oktober. An diesem Tag wollen die Wirtsleute von 10 bis 18 Uhr einen Flohmarkt veranstalten und dabei einen Teil der Einrichtung sowie Accessoires und Geschirr an Interessierte weitergeben.