Viele Schaufenster bleiben dunkel
Die Energiepreise bleiben trotz verschiedener Gegenmaßnahmen hoch. Der Einzelhandel steuert dagegen, was allerdings auch die Kunden zu spüren bekommen.
Pünktlich um 20.30 Uhr gehen im Modepark Röther in der Jakobervorstadt die Lichter aus. Wegen der Energiekrise hat das FamilienUnternehmen entschieden, die Beleuchtung am Abend abzuschalten. Auch tagsüber wird gespart. „Wir haben auf eine ZweidrittelBeleuchtung umgestellt“, sagt Filialleiterin Brigitte Leonhardt. Beim Modehaus Wöhrl in der Innenstadt ist noch früher Schluss mit dem Lichterzauber. Mit Ladenschluss um 19 Uhr wird hier sämtliche Beleuchtung eingestellt. Waren es im vergangenen Jahr die Corona-Regeln, die den Einzelhandel umtrieben, sind es in diesem Herbst und Winter die enorm gestiegenen Energiepreise und die vom Bund erlassene Energieeinsparverordnung. Mit Folgen, die auch die Kundinnen und Kunden zu spüren bekommen könnten.
Nicht nur bei diesen beiden Häusern setzt man aufs Stromsparen. Weil manche Handelsflächen in Augsburg noch nicht auf LED umgerüstet sind, können mit dem frühen Abschalten der Beleuchtung deutlich Kosten reduziert werden.
Zudem werden die in der Energieeinsparverordnung vorgegebenen 19 Grad für Innenräume eingehalten. Nachdem die Kundinnen und Kunden ohnehin mit Jacke kämen, seien etwas niedrigere Temperaturen kein Problem, sagen Beschäftigte verschiedener Geschäfte. So sieht es auch Tanja Gugelmann, die die Nile-Filiale in der Annastraße führt. Auch ihr Haus wird die 19 Grad einhalten und bleibt fortan nach Ladenschluss dunkel. „Das passt zur Unternehmensphilosophie, bei der Nachhaltigkeit im Fokus steht.“Auch Karstadt, Jack and Jones oder Lush beleuchten aktuell nach Ladenschluss nicht mehr. Die Heizung ist bei vielen Geschäften ebenfalls noch aus. Läuft sie an, bleiben die Türen geschlossen – auch das ist in der Energieeinsparverordnung geregelt. Für Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen sei das aber ein Hindernis.
Für den Schwäbischen Handelsverband sind diese Entscheidungen vieler Händler nicht verwunderlich. Immerhin seien die Kosten für Strom und Heizung eine enorme Herausforderung. Zwar könnte der von der Bundesregierung beschlossene Strom- und Gaspreisdeckel den Kostendruck mildern, so Schwaben-Geschäftsführer Andreas Gärtner, doch noch sind die Rahmenbedingungen und die Höhe der Kostendeckel nicht bekannt. Gespart werden muss wohl weiter. „Je nach Größe und Ausstattung eines Geschäfts kann das frühe Abschalten der Beleuchtung einen deutlichen Einspareffekt haben“, ordnet Andreas Gärtner ein. Das bestätigt auch Thomas Gesch, Technischer Leiter der City-Galerie.
Auch dort soll sich die Nebenkostenabrechnung der Mieter in Grenzen halten. Gesch und sein Team haben daher zuletzt verschiedene Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen ergriffen – auch beim Strom. „Wir konnten so eine Reduktion übers Jahr gerechnet von 200.000 Kilowattstunden erreichen. Auch Heizung und Lüftung wurden optimiert.“
Weil die Energiekosten für die
Handelsunternehmen immer entscheidender werden, gehen unter Beschäftigten bereits Gerüchte um, Geschäfte müssten sich Gedanken über verkürzte Öffnungszeiten machen. Zumal schon zu bemerken sei, dass Inflation und Energiepreissteigerungen auf die Umsatzzahlen drücken. Darauf angesprochen sagt Handelsverbandschef Andreas Gärtner: „Die Energiekrise, gepaart mit Personalmangel und möglichen Ausfällen durch Corona, könnte tatsächlich dazu führen, dass Unternehmen gezwungen sind, ihre Öffnungszeiten anzupassen, auch wenn der beschlossene Gas- und Strompreisdeckel nun etwas die Brisanz aus dieser Diskussion nimmt.“Auch andere Ideen würden derzeit diskutiert. Darunter ein „Green Monday“(grüner Montag), an dem die Geschäfte geschlossen bleiben. Damit könnte die Heizung über das Wochenende bis Dienstag aus bleiben. Im Umland gebe es bereits Unternehmen, die einen Nachmittag die Woche schließen.
Dass der Handel bei all den Debatten um die Energiekosten auch Normalität braucht, findet Ulrich Mayer. Er ist Vorsitzender des Handelsverbands Augsburg und führt den Tabak- und Spirituosen-Laden No.7 in der Steingasse. „Beleuchtete Schaufenster sind ein wichtiges Werbemittel für den Handel. Darauf zu verzichten, könnte am Ende, wenn Kunden ausbleiben, teurer kommen, als den Strom zu bezahlen“, ist er sicher. Für alle, die bereits auf LED umgestellt hätten, wie er selbst, seien die Einsparmöglichkeiten ohnehin begrenzt. Auch die Debatte um die Notwendigkeit von Weihnachtsbeleuchtung findet er daher schwierig. „Wir brauchen doch nach Corona wieder Normalität und eine Stimmung, die uns von den derzeit schwierigen Themen ablenkt.“
Nicht nur in seinen Schaufenstern, sondern auch in der City-Galerie wird es daher in diesem Jahr wieder eine Weihnachtsbeleuchtung geben. Laut Thomas Gesch in leicht abgespeckter Version, aber dennoch schön. Wie auch in den vergangenen Jahren, käme der Stromverbrauch dafür auch nicht eins zu eins obendrauf. „Ist die Weihnachtsbeleuchtung an, können wir an anderen Stellen die Beleuchtung herunter fahren“, erzählt er. So könne man den aktuellen Anforderungen gerecht werden.
„Beleuchtete Schaufenster sind ein wichtiges Werbemittel.“
Ulrich Mayer, Handelsverband