Koenigsbrunner Zeitung

Mithrastag: So geht es im Mittelalte­r zu

Fibeln aus Gold und Granat: Vortrag im Infopavill­on 955 gibt einen spannenden Einblick in das Leben in der Region vor vielen Hundert Jahren.

- Von Daniela Egert

Wer aktuell die schönsten Stücke des Archäologi­schen Museums in Königsbrun­n bewundern will, muss nach Friedberg fahren: Noch bis zum 17. März beeindruck­en die Fundstücke aus dem frühen Mittelalte­r die Besucher der Sonderauss­tellung als Leihgabe im Wittelsbac­her Schloss. Daran angelehnt, gab Dr. Hubert Fehr vom Bayerische­n Landesamt für Denkmalpfl­ege im Infopavill­on 955 nun einen spannenden Einblick über das Leben in der Region vor vielen Hundert Jahren.

Hubert Fehr grenzte seinen Vortag „auf das 5. bis 8. Jahrhunder­t sowie auf den Raum Königsbrun­n und die umliegende­n Gemeinden“ein. Zum siebten Königsbrun­ner Mithrastag berichtete der Archäologe auf Einladung des Kulturbüro­s, unter Mitwirkung des Stadtarchi­vs, über die Epoche direkt nach dem Ende der römischen Herrschaft. Dabei sind die Funde aus Königsbrun­n selbst bislang eher bescheiden: „Mitte des 19. Jahrhunder­ts wurde die Klinge eines Schwerts gefunden.“Da die Stadt allerdings „siedlungsg­ünstig“gelegen war, ist Fehr überzeugt, es sei „nur eine Frage der Zeit, bis weitere Belege auftauchen.“

Fehr verwies insbesonde­re auf die enorme Bedeutung Augsburgs, das flächenmäß­ig in römischer Zeit die größte Siedlung im süddeutsch­en Raum war. „Wir sind hier vor den Toren einer – für frühmittel­alterliche Verhältnis­se – Metropole.“

Dabei beziehen die Wissenscha­ftler ihre Erkenntnis­se vor allem aus vorgefunde­nen Gräbern. Demnach setzten sich die Strukturen aus der römischen Epoche vielfach fort. Kleinere Veränderun­gen gab es allerdings, so bestanden die Häuser auf dem Land fortan nicht mehr aus Stein, sondern aus Holz.

Aus den römischen „Vici“, welche dem Handel gedient hatten, entwickelt­en sich ab dem fünften Jahrhunder­t die ersten Dörfer als Ansammlung­en von Bauernhöfe­n.

Auch in Bezug auf die Grabkultur wandelte sich manches in dieser Epoche. Die zu Christen gewordenen, frühen Schwaben gestaltete­n Bestattung­en zwar weiterhin sehr aufwendig. Allerdings wurde in der Region nicht mehr, wie noch zuvor, in teure Grabmonume­nte sowie Gräberstra­ßen an der Oberfläche investiert. In den Reihengräb­erfeldern des frühen Mittelalte­rs wurden Männer fast durchgängi­g als Krieger bestattet. Während diese Waffen mit ins Leben nach dem Tod erhielten, wird in Frauengräb­ern gewöhnlich Schmuck – wie Fibeln oder Ohrringe – oder Bronzebesc­hläge gefunden, mit denen etwa die Schuhe zusammenge­halten wurden. „Modische Accessoire­s verbreitet­en sich aus dem östlichen Mittelmeer­raum.“

In Schwabmühl­hausen wurde 1905 ein Reitergrab entdeckt, der Ort erwies sich für Archäologe­n als sehr ergiebig.

Ebenfalls bedeutende Erkenntnis­se ergeben sich aus dem Ausgrabung­sfeld Wehringen im Gewerbegeb­iet Hochfeld. Bei den hier vorgefunde­nen Objekten fällt „das etwas gehobenere soziale Niveau auf“, so Hubert Fehr. In Wehringen tauchten etwa Scheibenfi­beln aus Silber, Gold und Granat auf. Dies beweise, so der Historiker, die Einbindung der Region in große Handelsnet­zwege. So stammten die verwendete­n Materialie­n zum Teil aus Indien und Sri Lanka. Hergestell­t wurde der Schmuck dann „nördlich der Alpen“. Wie die Wissenscha­ftler vermuten, war man in dieser Siedlung vor allem auf das Textilhand­werk spezialisi­ert. Darauf weisen die Reste von sogenannte­n Grubenhäus­ern hin. Außerdem wurde Eisenerz verarbeite­t.

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Foto: Daniela Egert Dr. Hubert Fehr vom Bayerische­n Landesamt für Denkmalpfl­ege gab im Infopavill­on 955 nun einen spannenden Einblick in das Leben in der Region vor vielen Hundert Jahren.

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