Mithrastag: So geht es im Mittelalter zu
Fibeln aus Gold und Granat: Vortrag im Infopavillon 955 gibt einen spannenden Einblick in das Leben in der Region vor vielen Hundert Jahren.
Wer aktuell die schönsten Stücke des Archäologischen Museums in Königsbrunn bewundern will, muss nach Friedberg fahren: Noch bis zum 17. März beeindrucken die Fundstücke aus dem frühen Mittelalter die Besucher der Sonderausstellung als Leihgabe im Wittelsbacher Schloss. Daran angelehnt, gab Dr. Hubert Fehr vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege im Infopavillon 955 nun einen spannenden Einblick über das Leben in der Region vor vielen Hundert Jahren.
Hubert Fehr grenzte seinen Vortag „auf das 5. bis 8. Jahrhundert sowie auf den Raum Königsbrunn und die umliegenden Gemeinden“ein. Zum siebten Königsbrunner Mithrastag berichtete der Archäologe auf Einladung des Kulturbüros, unter Mitwirkung des Stadtarchivs, über die Epoche direkt nach dem Ende der römischen Herrschaft. Dabei sind die Funde aus Königsbrunn selbst bislang eher bescheiden: „Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Klinge eines Schwerts gefunden.“Da die Stadt allerdings „siedlungsgünstig“gelegen war, ist Fehr überzeugt, es sei „nur eine Frage der Zeit, bis weitere Belege auftauchen.“
Fehr verwies insbesondere auf die enorme Bedeutung Augsburgs, das flächenmäßig in römischer Zeit die größte Siedlung im süddeutschen Raum war. „Wir sind hier vor den Toren einer – für frühmittelalterliche Verhältnisse – Metropole.“
Dabei beziehen die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse vor allem aus vorgefundenen Gräbern. Demnach setzten sich die Strukturen aus der römischen Epoche vielfach fort. Kleinere Veränderungen gab es allerdings, so bestanden die Häuser auf dem Land fortan nicht mehr aus Stein, sondern aus Holz.
Aus den römischen „Vici“, welche dem Handel gedient hatten, entwickelten sich ab dem fünften Jahrhundert die ersten Dörfer als Ansammlungen von Bauernhöfen.
Auch in Bezug auf die Grabkultur wandelte sich manches in dieser Epoche. Die zu Christen gewordenen, frühen Schwaben gestalteten Bestattungen zwar weiterhin sehr aufwendig. Allerdings wurde in der Region nicht mehr, wie noch zuvor, in teure Grabmonumente sowie Gräberstraßen an der Oberfläche investiert. In den Reihengräberfeldern des frühen Mittelalters wurden Männer fast durchgängig als Krieger bestattet. Während diese Waffen mit ins Leben nach dem Tod erhielten, wird in Frauengräbern gewöhnlich Schmuck – wie Fibeln oder Ohrringe – oder Bronzebeschläge gefunden, mit denen etwa die Schuhe zusammengehalten wurden. „Modische Accessoires verbreiteten sich aus dem östlichen Mittelmeerraum.“
In Schwabmühlhausen wurde 1905 ein Reitergrab entdeckt, der Ort erwies sich für Archäologen als sehr ergiebig.
Ebenfalls bedeutende Erkenntnisse ergeben sich aus dem Ausgrabungsfeld Wehringen im Gewerbegebiet Hochfeld. Bei den hier vorgefundenen Objekten fällt „das etwas gehobenere soziale Niveau auf“, so Hubert Fehr. In Wehringen tauchten etwa Scheibenfibeln aus Silber, Gold und Granat auf. Dies beweise, so der Historiker, die Einbindung der Region in große Handelsnetzwege. So stammten die verwendeten Materialien zum Teil aus Indien und Sri Lanka. Hergestellt wurde der Schmuck dann „nördlich der Alpen“. Wie die Wissenschaftler vermuten, war man in dieser Siedlung vor allem auf das Textilhandwerk spezialisiert. Darauf weisen die Reste von sogenannten Grubenhäusern hin. Außerdem wurde Eisenerz verarbeitet.