Messingscheibe ist Mahnung und Auftrag
Auf dem Bobinger Friedhof darf das neue Kunstwerk von Bruno Wank durch Besucher poliert werden, um die Opfer der NS-Zeit zu erinnern. Braune Färbung des Metalls wird zum Symbol.
Am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde auf dem Bobinger Friedhof die Installation „Polieren gegen das Vergessen“des Künstlers Bruno Wank präsentiert. Sie ist an der Westseite der Friedhofskapelle angebracht. Gleichzeitig wird auf Tafeln an die Bobinger Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Edmund Mannes, Reinhold Lenski und Stadtarchivar Wolfgang Bobinger haben sie zusammengetragen.
Kulturamtsleiterin Sandra Hartl las die Namen der Bobinger Opfer vor. An sie und an die Zwangsarbeiter in Bobingen sowie die Überlebenden der NS-Zeit wird auf den Gedenktafeln gegenüber der rund 80 Kilogramm schweren Kunstinstallation von Bruno Wank erinnert. Diese ist eine hell glänzende runde Messingscheibe. Sie ist Mahnung und Aufforderung zugleich.
„Wenn Messing nicht poliert wird, läuft es braun an“, erklärte der Künstler. „Jeder, der will, ist eingeladen, mit einem weichen Tuch über die Scheibe zu polieren und die braune Farbe wegzupolieren.“Der glänzende Teil, in dem sich Bobingen mit seiner Vergangenheit und seiner Geschichte spiegelt, verdunkele ohne Zutun. Poliert strahle dagegen der Kreis, in dem es keinen Anfang und kein Ende gibt und der symbolisch für ein gleichberechtigtes Miteinander ohne Ausgrenzung steht. Reinhold
Lenski, einer der Initiatoren von „Gegen das Vergessen“, mahnte dann auch, den Aufruf „Nie wieder!“nicht auf eine unbestimmte Zeit zu verschieben. „Nie wieder, das ist jetzt!“, erklärte er eindringlich. Die gesamten Aktionen der Bobinger Erinnerungskultur sprächen deshalb nicht nur die Bevölkerung an, sondern wenden sich insbesondere auch an die Jugend und an Schulen. „Dies ist Mahnung und Auftrag zugleich. Passt auf!
„Die Demokratie muss verteidigt werden.“
Initiator Reinhold Lenski
Demokratie ist wertvoll und muss verteidigt werden“, sagte er. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von einer Bläsergruppe der Stadtkapelle Bobingen und Kulturpreisträgerin Marie Schmalhofer, die „Auf den Schwingen der Nacht“von Luise Greger sang, einem Opfer des NS-Regimes.
Bürgermeister Klaus Förster zitierte den Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer, der einmal gesagt hatte: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“
Das neue Mahnmal, das vom Stadtrat 2021 beschlossen und zusammen mit dem Kunstverein Bobingen 2022 bayernweit ausgelobt worden war, sei ein weiterer Baustein der Erinnerungsarbeit in Bobingen.