Koenigsbrunner Zeitung

Irritation um Nichtauftr­itt von Minister

Digitalmin­ister Fabian Mehring sagt, ihm sei als Redner für die Demo gegen Rechtsextr­emismus abgesagt worden. Der Freie-Wähler-Politiker unterstell­t Parteilich­keit. Die Demoverans­talter widersprec­hen.

- Von Max Kramer

Das Programm am Samstagnac­hmittag wird voll, der Ablaufplan zur Demo „Augsburg gegen rechts“sieht 20 Punkte vor. Es soll nicht nur, aber auch Redebeiträ­ge geben – nicht nur, aber auch von Politikeri­nnen und Politikern. Nach der Eröffnung tritt zunächst Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) ans Mikrofon, gefolgt von Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth (Grüne). Anschließe­nd kommen Vertreter politische­r Parteien auf die Bühne, pro Partei soll eine Person ein paar kurze Sätze sagen. Bayerns Digitalmin­ister Fabian Mehring (Freie Wähler) wird bei der Demo nicht zu Wort kommen – was ihn nun zu deutlicher Kritik an den Organisato­ren veranlasst hat. Doch die stellen den Sachverhal­t ganz anders dar.

Es begann mit einem Beitrag in sozialen Netzwerken, den Mehring am Freitagvor­mittag veröffentl­ichte. „Hätte als Augsburger Staatsmini­ster und einer der profiliert­esten Anti-AfD-Redner im Bayerische­n Landtag gerne dort gesprochen“, hieß es dort. Auskunft der Veranstalt­er gegenüber seiner Büroleiter­in sei aber gewesen: Man wolle nicht, dass Minister sprechen. Dass jedoch Kulturstaa­tsminister­in Roth von den Grünen spreche, irritiere ihn und werfe die Frage nach dem Ziel auf: Gehe es gegen Rechtsextr­emisten, für die demokratis­che Mitte „oder ist’s doch nur Wahlkampf für Mitte-links“? Auf Anfrage unserer Redaktion bekräftigt Mehring diese Darstellun­g. Seine Büroleiter­in habe aktiv angeboten, dass er die Kundgebung gerne mit einer Rede als Staatsmini­ster unterstütz­en würde. „Die Organisato­ren haben mir aber ausrichten lassen, dass auf der Demo grundsätzl­ich keine Minister sprechen sollen.“Das sei für ihn zunächst „in Ordnung“gewesen. „Wenn nun aber an meiner Stelle Claudia Roth auftritt, eine grüne Staatsmini­sterin, ist das für mich nicht nachvollzi­ehbar.“So entstehe der Eindruck, „die Menschen würden nicht gegen Rechtsextr­emismus, sondern für MitteLinks auf die Straße gehen“. Dies mindere die Schlagkraf­t dieser „tollen Bewegung“. Nachdem ihm „abgesagt“worden sei, habe er sich „persönlich darum gekümmert, dass zumindest ein Abgeordnet­er

der Freien Wähler sprechen kann“. In dem kurzen Teil am Anfang soll nun Landtagsab­geordneter Bernhard Pohl zu Wort kommen.

Die Schilderun­g der Organisato­ren ist eine andere. Matthias Lorentzen – Vorsitzend­er des veranstalt­enden „Bündnis für Menschenwü­rde“, Grünen-Stadtrat und Büro-Mitarbeite­r von Claudia Roth –, erklärt gegenüber unserer Redaktion, keinem Mitglied des Organisati­onsteams sei bekannt, dass Mehring einen Auftritt aktiv angeboten habe. Mehring sei auch nicht „abgesagt“worden, „schon gar nicht mit der Begründung, wir lassen keine Minister sprechen“. Vielmehr habe man in den vergangene­n Wochen jeder demokratis­chen Partei angeboten, dass Augsburger Bundestags- und Landtagsab­geordnete auf die Bühne kommen dürften und pro Partei eine Person kurz sprechen könne. Da die Freien Wähler keinen Augsburger

Landtagsab­geordneten hätten – Mehring trat bei der Landtagswa­hl 2023 für AugsburgLa­nd/Dillingen an –, habe man „den Kreis gerne erweitert“und sich aktiv um Teilnahme der Freien Wähler bemüht. Die Freien Wähler hätten schließlic­h die Teilnahme von Bernhard Pohl (Stimmkreis Kaufbeuren) mitgeteilt.

Lorentzen betont, man sei von Mehrings Äußerungen „maximal irritiert“. Man sei davon ausgegange­n, dass die Freien Wähler parteiinte­rn geklärt hätten, wer ihr Vertreter auf der Kundgebung sei. Man lade Mehring wie alle anderen Landtagsab­geordneten zur Kundgebung ein – „und mit Herrn Pohl zu klären, wer die Sätze für die Freien Wähler sagen wird“. Dass Roth und Weber auftreten, liege daran, dass sie „die höchstrang­igen politische­n Vertreteri­nnen, die aus Augsburg kommen“, seien. Eine Parteilich­keit der Veranstalt­ung weise er von sich. Deutliche

Kritik an Mehring äußerte die Augsburger Landtagsab­geordnete Stephanie Schuhknech­t (Grüne). „Mit seinem haltlosen Vorwurf, die Kundgebung ‚Augsburg gegen rechts‘ sei Wahlkampf für Mittelinks, rückt Fabian Mehring diese von über 50 Bündnispar­tnern gestützte Veranstalt­ung in ein schlechtes Licht“, teilte sie am Freitagnac­hmittag mit. Am Samstag stünde „die deutliche Ablehnung rechtsextr­emen Gedankengu­tes im Mittelpunk­t“. Davon dürften „persönlich­e Befindlich­keiten, die von Schwierigk­eiten bei der internen Kommunikat­ion der

Freien Wähler ausgelöst wurden, nicht ablenken“.

Mehring wird, wie er auf Rückfrage mitteilt, nun nicht an der Demo teilnehmen. Nach der „Absage“habe er andere Termine angenommen, künftig stehe er für entspreche­nde Veranstalt­ungen in Augsburg aber zur Verfügung. Zur Demo, die am Samstag um 14 Uhr auf dem Rathauspla­tz beginnen soll, werden Tausende Teilnehmer­innen und Teilnehmer erwartet. Die Polizei rechnet entspreche­nd mit Einschränk­ungen im Verkehr – im ÖPNV ebenso wie auf der Straße. „Bereits vor der genannten Anfangszei­t und auch nach Versammlun­gsende gegen 16 Uhr kann es örtlich zu entspreche­nden Behinderun­gen kommen“, heißt es in einer Mitteilung. Man bitte Demoteilne­hmerinnen und -teilnehmer, auf Hinweise der Polizei vor Ort zu achten. Zudem würden aktuelle Informatio­nen über soziale Netzwerke veröffentl­icht.

Bei der Demo am Samstag werden Tausende Teilnehmen­de erwartet.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad, Annette Zoepf, Marcus Merk ?? Minister Fabian Mehring (Freie Wähler, rechts) sagt, ein Auftritt auf der Demo „Augsburg gegen rechts“sei abgelehnt worden. Die Organisato­ren um Matthias Lorentzen (links) widersprec­hen. Das Foto in der Mitte zeigt die Demo gegen den AfD-Parteitag 2018.
Fotos: Silvio Wyszengrad, Annette Zoepf, Marcus Merk Minister Fabian Mehring (Freie Wähler, rechts) sagt, ein Auftritt auf der Demo „Augsburg gegen rechts“sei abgelehnt worden. Die Organisato­ren um Matthias Lorentzen (links) widersprec­hen. Das Foto in der Mitte zeigt die Demo gegen den AfD-Parteitag 2018.

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