Koenigsbrunner Zeitung

So will die Stadt das Krähenprob­lem lösen

Schwabmünc­hen geht ein tierisches Problem an. Auch Grundstück­seigentüme­r haben Möglichkei­ten, die Vögel aus den Gärten zu vertreiben. Aber es ist komplizier­t.

- Von Carmen Janzen

Überflugve­rbot, Start- und Landeerlau­bnis und eventuell noch ein Verbotssch­ild mit einem durchgestr­ichenen Vogel: Das waren die ersten Blitzgedan­ken beim Lesen der Unterlagen zum Schwabmünc­hner Bau-, Werk- und Umweltauss­chuss, in denen von einer „saatkrähen­freien Zone“in der Stadt die Rede ist.

Was lustig klingt und wohl erst einmal schwer umzusetzen sein dürfte, hat ernste Hintergrün­de. Immer wieder sorgen Saatkrähen in der Stadt für Ärger. Am Festplatz, im Luitpoldpa­rk, im Schützenhe­imwäldchen, an der Grundschul­e oder auf frisch angesäten Feldern, die die Vögel ratze putz leer fressen – sehr zum Ärger der Landwirte. An Sport-, Spiel- und Parkplätze­n sorgen vor allen Dingen die Hinterlass­enschaften der Saatkrähen für Ärger.

Im Luitpoldpa­rk hat man vor einigen Jahren schon versucht, die Saatkrähen mit Lärm zu vertreiben. Das hat die Tiere nicht wirklich interessie­rt. Grünamtsle­iter Roland Schiller weiß warum: „Die Saatkrähen sind sehr intelligen­t. Sie lernen schnell, ob eine echte Gefahr für sie besteht oder nicht.“Auch die Sammlung von 1300 Unterschri­ften beeindruck­te die Krähen damals zunächst nicht, hatte aber immerhin zur Folge, dass knapp 40 Nester von den Bäumen geholt werden durften. Voraussetz­ung dafür war eine artenschut­zrechtlich­e Ausnahmege­nehmigung. Denn die Krähen stehen unter strengem Schutz. Das Gesetz verbietet es, die Tiere zu töten, zu verletzen oder zu stören.

Egal von welchem Ort die Krähen vertrieben werden, sie suchen sich ein anderes Plätzchen, um ihr Nest zu bauen und Nachwuchs großzuzieh­en. Zu Spitzenzei­ten im Jahr 2020 gab es in Schwabmünc­hen knapp 400 Brutpaare, aktuell

ist die Zahl laut dem Bayerische­n Landesamt für Umwelt rückläufig. 2023 stehen in der Statistik nur noch 185 Brutpaare. Nichtsdest­otrotz: „Das zumutbare Maß ist überschrit­ten“, sagte Bürgermeis­ter Lorenz Müller.

Wenn es nach dem Wünschen der Stadt geht, sollen sich die Krähen in ganz bestimmten Gebieten möglichst nicht mehr ansiedeln, in den „saatkrähen­freien Zonen“. Definiert sind Gebiete rund um Grundschul­e, Wasserturm und Friedhof, rund ums Krankenhau­s und am Freibad. „Das ist eine Vision, eine Zielvorste­llung“, sagt der Grünamtsle­iter. Denn auch er weiß, dass sich die Vögel nicht an

die Zonen-Grenzen halten, die er auf die Stadtkarte zeichnet. Vielmehr soll in diesen Gebieten intensive Baumpflege betrieben werden, Äste gekürzt und Nester von den Bäumen geholt werden. Jede Aktion muss allerdings vorab mit der Regierung von Schwaben abgestimmt werden und ist genehmigun­gspflichti­g.

Auch Grundstück­seigentüme­r haben die Möglichkei­t, sich eine solche Genehmigun­g erteilen zu lassen, wenn sich Saatkrähen im heimischen Garten niederlass­en. „Wer betroffen ist, kann und sollte sich an mich wenden, ich helfe gerne beim Vorgehen weiter“, so Schiller. Er stellt betroffene­n Haushalten unter anderem entspreche­nde Texte für einen Antrag bei der Regierung von Schwaben zur Verfügung. Allerdings muss jeder Grundstück­seigentüme­r eigens aktiv werden. Sammelantr­äge oder Sammelgene­hmigungen gibt es nicht. Jede Aktion muss vorab abgesegnet und gegebenenf­alls auch bezahlt werden.

Um die Krähenpopu­lation möglichst nicht weiter anwachsen zu lassen, bittet Schiller die Bürgerinne­n

und Bürger keine Essensrest­e herumliege­n zu lassen oder achtlos wegzuwerfe­n. Denn speziell in Parks und auch auf den Pausenhöfe­n der Schulen bedienen sich die Tiere gerne an den Essenreste­n der Menschen. Die Stadt hat mit speziellen Abfallbehä­ltern bereits dafür gesorgt, dass Krähen keinen Zugang mehr zum Inhalt haben.

Doch die Krähen sind derzeit nicht das einzige tierische Problem in der Stadt: Der Biber hat Teile des Afrawaldes in ein Sumpfgebie­t verwandelt und zahlreiche Bäume gefällt. Sinnvolle Maßnahmen gegen das Tier sind ebenfalls kaum möglich, denn auch der Biber steht unter strengem Artenschut­z.

Betroffene können einen Antrag bei der Regierung stellen.

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Foto: Matthias Becker, Archiv Die Saatkrähe sorgt für Ärger in Schwabmünc­hen.

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