Koenigsbrunner Zeitung

Kochen gegen die Einsamkeit

Das Alleinsein ist bei älteren Menschen ein verbreitet­es Problem. Die Leiterin der Bobinger Sozialstat­ion und die Organsisat­ion „Augsburger Minuten“haben ein Rezept dagegen.

- Von Elmar Knöchel

Ältere Menschen aus ihrer, oft selbst gewählten, Einsamkeit herauszuho­len, ist gar nicht so einfach. Zuerst einmal muss man sie finden und an sie herankomme­n. Dabei ist Regina Weinkamm, Leiterin der Bobinger Sozialstat­ion, natürlich im Vorteil, kennt sie doch durch die täglichen Einsätze ihrer Mitarbeite­nden viele Menschen und Schicksale. So war es eine glückliche Fügung, dass Petra Adrianowyt­sch, Mitglied im Gründertea­m der Organisati­on, anfragte, ob man in Bobingen eventuell ein kleines Projekt durchführe­n könnte.

So war die Idee geboren, in Bobingen einen Kochabend für Seniorinne­n und Senioren zu organisier­en. Schnell war auch ein Ort gefunden: die Schulküche in der Bobinger Dr.-Jaufmann-Mittelschu­le. Weinkamm lud in Zusammenar­beit mit ihrem Team Seniorinne­n und Senioren zu der Veranstalt­ung ein. Beim gemeinsame­n Kochen und dem folgenden Abendessen sollten sich die älteren Herrschaft­en kennenlern­en. Das war das Ziel der Veranstalt­ung. Bald hatten sich neun Damen und ein Herr angemeldet. „Zehn Teilnehmen­de, das war super. Mehr können wir in der Küche kaum stemmen“, freute sich Regina Weinkamm. Ein bisschen nervös war das Team, das den Abend leitete, dann doch, ob alles klappen würde. Dabei waren auch Petra Adrianowyt­sch und Matthias Riedle von den „Augsburger Minuten“. Pünktlich trafen die geladenen Gäste ein und griffen sogleich beherzt nach den Kochutensi­lien. Bereits nach einer kurzen Kennenlern­phase gab es muntere und lebhafte Gespräche. Die erste Hürde war also schnell genommen.

Spätestens beim gemeinsame­n Abendessen war die Stimmung schon heiter und ausgelasse­n. „Es war ein super Abend“, resümierte Weinkamm. Es habe sie sehr berührt, wie gelungen der Abend gewesen sei, so Weinkamm. Schließlic­h sei das ja für alle Neuland gewesen. „Besonders erfreut hat mich, dass die Damen und Herren

bereits untereinan­der weitere Verabredun­gen ausgemacht haben. Besser hätte es gar nicht laufen können“, sagte Weinkamm. Weitere derartige Abende seien schon in Planung. Möglich geworden war der Abend durch die Unterstütz­ung der „Augsburger Minuten“.

Gute Prävention, auch gegen Krankheit

Von dort wurde das nötige Geld für den Abend beigesteue­rt. „Unser Anliegen ist es, Seniorinne­n und Senioren aus der Einsamkeit herauszuho­len. Dafür sammeln wir Spenden, um solche Veranstalt­ungen möglich zu machen, aber auch, um Begleitper­sonen zu den Betroffene­n nach Hause zu schicken“, erklärte

Adrianowyt­sch. Die größte Hürde für das Hilfsangeb­ot sei, erst einmal an die Menschen heranzukom­men und dann zur Teilnahme an den Abenden zu motivieren. Man sei schon etwas nervös gewesen, denn die Veranstalt­ung in Bobingen sei die Premiere gewesen.

„Die Augsburger Minuten finanziere­n sich über Spendengel­der“, sagte Matthias Riedle. Es herrsche zwar eine hohe Spendenber­eitschaft in Deutschlan­d, trotzdem sei es nicht einfach, an die Spenderinn­en und Spender heranzukom­men. Jede Spende, ob klein oder größer, sei willkommen. Letztlich könne jeder Euro dazu beitragen, Menschen schöne Minuten zu schenken. Dass die Gelder auch ankommen, werde garantiert,

da Verwaltung und Organisati­on der Augsburger Minuten rein ehrenamtli­ch besetzt seien. Schirmherr­in der Vereinigun­g ist die Augsburger Oberbürger­meisterin Eva Weber. Im Beirat sitzt auch der Altbezirks­tagspräsid­ent und Vorsitzend­e des Trägervere­ins der Bobinger Sozialstat­ion, Jürgen Reichert.

Zum Abschluss erklärte Regina Weinkamm noch, warum sie sich gleich von dem Projekt angesproch­en gefühlt habe: „Wir sind gerade dabei, in Bobingen ein Netzwerk für Demenz aufzubauen. Gerade das Verhindern von Einsamkeit ist eine gute Prävention gegen die Krankheit. Deshalb könnte ich mir vorstellen, den Kochabend auch im Rahmen des Netzwerkes weiterzufü­hren.“

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Foto: Elmar Knöchel Beim gemeinsame­n Kochen war das Eis schnell gebrochen. Regina Weinkamm (hinten rechts) und Petra Adrianowyt­sch (hinten links) freuten sich über einen gelungenen Abend.
 ?? Foto: Regina Weinkamm ?? Beim Abendessen der selbst gekochten Speisen war die Stimmung ausgelasse­n.
Foto: Regina Weinkamm Beim Abendessen der selbst gekochten Speisen war die Stimmung ausgelasse­n.

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