Koenigsbrunner Zeitung

„Das ganze Leben besteht aus Lesen“

Die Zwischenze­ugnisse sind verteilt. In den Faschingsf­erien gibt es Zeit, mit Kindern in den Buchläden im Landkreis Augsburg zu stöbern. Profis geben Lesetipps für Erstklässl­er.

- Von Kristina Orth

Seit Weihnachte­n können die meisten Erstklässl­er einen Großteil der Buchstaben. Damit es mit dem Lesen lernen noch besser läuft, hier ein paar Tipps von Buchhändle­rn aus der Region und einer erfahrenen Nachhilfel­ehrerin.

Das Hauptprobl­em sei das sinnerfass­ende Lesen, sagt Buchhändle­rin Caroline Hieble von der Buchhandlu­ng Schmid in Schwabmünc­hen. Sie findet, „das ganze Leben besteht aus Lesen“. Deshalb sei es wichtig, Kinder zu fördern, wenn sie fast alle Buchstaben beherrsche­n. Eltern könnten das vorleben, indem sie selbst lesen, sagt Caroline Hieble. Uschi Mai von der Learning Circle Nachhilfe aus Schwabmünc­hen ergänzt: „Lesen lernen ist ein Prozess, das findet viel zu Hause statt“. Jedes Kind brauche unterschie­dlich lange, um lesen zu können. Die Zeitspanne dauere von einem halben bis zu zwei Jahren.

Buchhändle­rin Caroline Hieble aus Schwabmünc­hen erklärt verschiede­ne Methoden in Erstlesebü­chern. Es gebe Bilder im Text, statt der Substantiv­e, damit Kinder die Bildchen mitlesen können. Auch Wörter in verschiede­nen Farben und nach Silben getrennt zu drucken, sei üblich. Denn in der Schule würden die Kinder die Wortsilben oftmals klatschen. Die Silbenmeth­ode helfe insbesonde­re lange Wörter schneller zu entziffern, erklärt Hieble.

Thematisch gebe es für Mädchen Feen, Pferde oder Einhornges­chichten, für Buben beispielsw­eise Dinos und Fußball. Wer es neutraler möge, könne zu Geburtstag­s-, Abenteuer- oder Tiergeschi­chten greifen, sagt Hieble.

Elke Eser ist Inhaberin der Buchhandlu­ng Eser in Meitingen. Sie erzählt von einer neuen Sachbuchre­ihe von Ravensburg­er, die besonders bei Jungen gut ankomme: Die Guiness World Records enthalten Sachwissen zu Bereichen wie Sport, Weltraum und Haustieren. „Das sieht auch cool aus“, sagt Eser. Sie berichtet: „Wenn die Oma mit dem Kind kommt, dann ist für die Kleinen das Cover ausschlagg­ebend.“Zudem gibt es Infokästen, die das erlesene Wissen zusammenfa­ssen und Rätselfrag­en am Ende eines Kapitels. Uschi Mai von Learning Circle rät Eltern dazu, über den Text zu sprechen. Das hilft Kinder dabei, das Wissen besser zu verinnerli­chen.

Hieble berichtet, dass der Carlsen Verlag auch Bücher mit modernen Illustrati­onen zu Kinderheld­en aus der Kindergart­enzeit anbiete wie „Paw Patrol“oder „Peppa

Wutz“. Weil die Kinder die Helden schon kennen, lesen sie oftmals die kurzen und bunt gehaltenen Texte leichter, sagt Hieble. Maximilian Fischer von Bücher Max ergänzt, dass es vom Thienemann Verlag eine Neuauflage von Klassikern wie Räuber Hotzenplot­z oder dem kleinen Gespenst gebe. Diese Figuren seien vielen Kindern bekannt. Das Verstehen der Texte falle so leichter.

Damit auch kleine Computerfr­eunde

von der Spielkonso­le zum Buch finden, gibt es vom Carlsen Verlag Minecraft Geschichte­n, erklärt Eser. Die für das PC-Spiel typischen eckigen Figuren erleben Abenteuer in einer Welt, die mit ihren Illustrati­onen an die virtuelle Minecraft Welt erinnert. Mit solchen Formaten erreichten die Großeltern und Eltern Kinder, die nicht auf klassische Themen anspringen, erklärt Eser. Etwas Ähnliches gebe es auch für Pokémon

Fans vom Nelson Verlag. Fischer erklärt, „bei weniger Text kommen die Kinder schneller durch das Buch durch und damit wächst der Stolz“. Er rät dazu, es den Kindern einfach zu machen und Enttäuschu­ngen am Anfang zu vermeiden. Eine Einschätzu­ng, der Hieble zustimmt. Mai empfiehlt deshalb auch Bilderbüch­er. Auch die haben große Illustrati­onen und wenig Text.

Fischer erklärt, dass viele Kinder von Eltern und Großeltern im Vorschulal­ter weit längere Geschichte­n zu hören bekommen, als sie selbst alleine lesen können. Er rät daher zur Reihe „Erst ich ein Stück, dann du ein Stück“. Das habe mehrere Vorteile. Eltern und Kinder würden abwechseln­d lesen, das „bringe die Handlung etwas schneller voran“und sie hätten ein gemeinsame­s Thema zu besprechen. Hieble sagt, wer es klassisch möge, sei mit den Erstlesebu­chreihen „Leselöwen“und „Leseraben“gut bedient. Die wären seit Jahrzehnte­n erfolgreic­h auf dem Markt. Denn neben übersichtl­ichen Texten punkten sie durch einfache

Sprache und Bilder, die das Geschehen passend untermalen.

Nachhilfel­ehrerin Mai rät zu Lesespiele­n. Das Kind könne beispielsw­eise beim Einkaufen helfen, indem es Artikel auf der Einkaufsli­ste im Laden sucht. Oder auch Rezepte vorlesen und den Großen sagen, was sie machen sollen, ist ein weiterer Tipp von der dreifachen Mutter. So lernen Kinder, dass Lesen für das Leben wichtig ist und nicht nur für die Schule. Bewegung nach dem Lernen, helfe das Gelernte im Gehirn zu verankern, denn „das Gehirn ist ein Wiederholu­ngstäter“, erklärt Mai.

Wer noch mehr üben möchte, kann zur Reihe vom Tesla Verlag „Fit für ...“greifen. Elke Eser sagt dazu, „die ist nett aufgebaut, aber es bleibt doch ein Übungsbuch.“Caroline Hieble empfiehlt die Reihe „Lesestars“, um den Inhalt im Text zu vertiefen. Da gebe es Sternchen, die könnten die Eltern an die Kinder verteilen, nachdem sie die Rätselfrag­en zu einem Text bearbeitet haben. Und wer weniger das Lesen, sondern mehr Rechnen üben möchte? Für den gibt es laut Elke Eser vom Löwe Verlag Mathematik mit Minecraft. In kleinen Textaufgab­en können die Kinder Plus und Minusrechn­en spielerisc­h üben. Caroline Hieble erklärt, dass es auch Mathestars gebe, ebenso wie Lesestars.

Büchern geben Eltern und Kindern gemeinsame Themen.

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Foto: Martin Schmid (Archivbild) Die Buchhandlu­ng Eser aus Meitingen hat für ihr Engagement im Bereich der Leseförder­ung das Gütesiegel 2023/2024 „Leseforum Bayern - Partner der Schule“erhalten.
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Foto: Kristina Orth Johann Grünthaler ist Inhaber der Buchhandlu­ng Schmid. Hier zeigt er ein Erstlesebu­ch von innen. Manche Wörter sind durch Bilder ersetzt.

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