„Das ganze Leben besteht aus Lesen“
Die Zwischenzeugnisse sind verteilt. In den Faschingsferien gibt es Zeit, mit Kindern in den Buchläden im Landkreis Augsburg zu stöbern. Profis geben Lesetipps für Erstklässler.
Seit Weihnachten können die meisten Erstklässler einen Großteil der Buchstaben. Damit es mit dem Lesen lernen noch besser läuft, hier ein paar Tipps von Buchhändlern aus der Region und einer erfahrenen Nachhilfelehrerin.
Das Hauptproblem sei das sinnerfassende Lesen, sagt Buchhändlerin Caroline Hieble von der Buchhandlung Schmid in Schwabmünchen. Sie findet, „das ganze Leben besteht aus Lesen“. Deshalb sei es wichtig, Kinder zu fördern, wenn sie fast alle Buchstaben beherrschen. Eltern könnten das vorleben, indem sie selbst lesen, sagt Caroline Hieble. Uschi Mai von der Learning Circle Nachhilfe aus Schwabmünchen ergänzt: „Lesen lernen ist ein Prozess, das findet viel zu Hause statt“. Jedes Kind brauche unterschiedlich lange, um lesen zu können. Die Zeitspanne dauere von einem halben bis zu zwei Jahren.
Buchhändlerin Caroline Hieble aus Schwabmünchen erklärt verschiedene Methoden in Erstlesebüchern. Es gebe Bilder im Text, statt der Substantive, damit Kinder die Bildchen mitlesen können. Auch Wörter in verschiedenen Farben und nach Silben getrennt zu drucken, sei üblich. Denn in der Schule würden die Kinder die Wortsilben oftmals klatschen. Die Silbenmethode helfe insbesondere lange Wörter schneller zu entziffern, erklärt Hieble.
Thematisch gebe es für Mädchen Feen, Pferde oder Einhorngeschichten, für Buben beispielsweise Dinos und Fußball. Wer es neutraler möge, könne zu Geburtstags-, Abenteuer- oder Tiergeschichten greifen, sagt Hieble.
Elke Eser ist Inhaberin der Buchhandlung Eser in Meitingen. Sie erzählt von einer neuen Sachbuchreihe von Ravensburger, die besonders bei Jungen gut ankomme: Die Guiness World Records enthalten Sachwissen zu Bereichen wie Sport, Weltraum und Haustieren. „Das sieht auch cool aus“, sagt Eser. Sie berichtet: „Wenn die Oma mit dem Kind kommt, dann ist für die Kleinen das Cover ausschlaggebend.“Zudem gibt es Infokästen, die das erlesene Wissen zusammenfassen und Rätselfragen am Ende eines Kapitels. Uschi Mai von Learning Circle rät Eltern dazu, über den Text zu sprechen. Das hilft Kinder dabei, das Wissen besser zu verinnerlichen.
Hieble berichtet, dass der Carlsen Verlag auch Bücher mit modernen Illustrationen zu Kinderhelden aus der Kindergartenzeit anbiete wie „Paw Patrol“oder „Peppa
Wutz“. Weil die Kinder die Helden schon kennen, lesen sie oftmals die kurzen und bunt gehaltenen Texte leichter, sagt Hieble. Maximilian Fischer von Bücher Max ergänzt, dass es vom Thienemann Verlag eine Neuauflage von Klassikern wie Räuber Hotzenplotz oder dem kleinen Gespenst gebe. Diese Figuren seien vielen Kindern bekannt. Das Verstehen der Texte falle so leichter.
Damit auch kleine Computerfreunde
von der Spielkonsole zum Buch finden, gibt es vom Carlsen Verlag Minecraft Geschichten, erklärt Eser. Die für das PC-Spiel typischen eckigen Figuren erleben Abenteuer in einer Welt, die mit ihren Illustrationen an die virtuelle Minecraft Welt erinnert. Mit solchen Formaten erreichten die Großeltern und Eltern Kinder, die nicht auf klassische Themen anspringen, erklärt Eser. Etwas Ähnliches gebe es auch für Pokémon
Fans vom Nelson Verlag. Fischer erklärt, „bei weniger Text kommen die Kinder schneller durch das Buch durch und damit wächst der Stolz“. Er rät dazu, es den Kindern einfach zu machen und Enttäuschungen am Anfang zu vermeiden. Eine Einschätzung, der Hieble zustimmt. Mai empfiehlt deshalb auch Bilderbücher. Auch die haben große Illustrationen und wenig Text.
Fischer erklärt, dass viele Kinder von Eltern und Großeltern im Vorschulalter weit längere Geschichten zu hören bekommen, als sie selbst alleine lesen können. Er rät daher zur Reihe „Erst ich ein Stück, dann du ein Stück“. Das habe mehrere Vorteile. Eltern und Kinder würden abwechselnd lesen, das „bringe die Handlung etwas schneller voran“und sie hätten ein gemeinsames Thema zu besprechen. Hieble sagt, wer es klassisch möge, sei mit den Erstlesebuchreihen „Leselöwen“und „Leseraben“gut bedient. Die wären seit Jahrzehnten erfolgreich auf dem Markt. Denn neben übersichtlichen Texten punkten sie durch einfache
Sprache und Bilder, die das Geschehen passend untermalen.
Nachhilfelehrerin Mai rät zu Lesespielen. Das Kind könne beispielsweise beim Einkaufen helfen, indem es Artikel auf der Einkaufsliste im Laden sucht. Oder auch Rezepte vorlesen und den Großen sagen, was sie machen sollen, ist ein weiterer Tipp von der dreifachen Mutter. So lernen Kinder, dass Lesen für das Leben wichtig ist und nicht nur für die Schule. Bewegung nach dem Lernen, helfe das Gelernte im Gehirn zu verankern, denn „das Gehirn ist ein Wiederholungstäter“, erklärt Mai.
Wer noch mehr üben möchte, kann zur Reihe vom Tesla Verlag „Fit für ...“greifen. Elke Eser sagt dazu, „die ist nett aufgebaut, aber es bleibt doch ein Übungsbuch.“Caroline Hieble empfiehlt die Reihe „Lesestars“, um den Inhalt im Text zu vertiefen. Da gebe es Sternchen, die könnten die Eltern an die Kinder verteilen, nachdem sie die Rätselfragen zu einem Text bearbeitet haben. Und wer weniger das Lesen, sondern mehr Rechnen üben möchte? Für den gibt es laut Elke Eser vom Löwe Verlag Mathematik mit Minecraft. In kleinen Textaufgaben können die Kinder Plus und Minusrechnen spielerisch üben. Caroline Hieble erklärt, dass es auch Mathestars gebe, ebenso wie Lesestars.
Büchern geben Eltern und Kindern gemeinsame Themen.