Gedanken in Farbe
Karl Germann präsentiert seine allererste Ausstellung im Kunstverein Schwabmünchen. Der 68-Jährige hat erst vor drei Jahren begonnen, sich mit Bildern auszudrücken.
Schwabmünchen Gedanken in Farbe, so nennt Karl Germann seine allererste Ausstellung und bietet in rund 40 Werken viel Farb- und Formenvielfalt im Kunstverein in Schwabmünchen.
Bunt, farbaktiv, abwechslungsreich, so zeigt sich die Ausstellung von Karl Germann schon durch die Schaufenster der Galerie des Kunstvereins Schwabmünchen in der Bahnhofstraße. Kommt man dann den Werken näher, so zeigt sich: Der Schwabmünchner arbeitet mit freien und geometrischen Formen und füllt die vielfältigen Striche mit sogenannten Textmarkern, auch auf die Gefahr hin, dass seine Werke mit der Zeit ihre Leucht- und Farbkraft verlieren werden.
„Es ist mir nicht wichtig, für die Ewigkeit zu malen. Ich bringe eigentlich nur mich, meine Gedanken, meine Empfindungen zum Ausdruck, und zwar in dem Moment, wo das Bild entsteht“, sagt der 68-Jährige, der vor nicht einmal drei Jahren begonnen hat, sich in Bildern auszudrücken, und zwar aus einem ganz besonderen Grund: „Ich hatte einen Unfall und legte danach einfach los.“
So entstanden bis zu dem heutigen Tag über 100 Werke: Comics, Fabelwesen, geometrische Formen oder unerklärliche ausgefüllte Linien. Ob er beim Malen ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen hat? „Nein, es sprüht einfach so aus mir heraus.“Aus dieser Lust, diesem Zwang heraus, etwas auszudrücken, entstand eine „Sucht“, wie er sagt. „Mehr als zwei Tage Pause zwischen zwei Bildern halte ich nicht aus. Dann muss ich wieder loslegen.“
Zwei bis drei Stunden benötigt er für seine Werke. Sie entstehen am Esstisch. Leinwände stehen dort ständig bereit, damit er bei einer Inspiration immer sofort starten kann. Und weil er selbst nicht so genau weiß, was seine Bilder ausdrücken, haben sie auch keine Namen. „Da kann sich jeder gerne selbst hineindenken und hineininterpretieren, was er will.“Für ihn ist aber seine neue Liebe, die er so plötzlich entdeckt hat, keine vorübergehende Erscheinung, Aufgabe, Freizeitbeschäftigung, sondern er sagt: „Ich werde mein ganzes restliches Leben malen.“
Zu Stift und Marker greifen ist aber nicht seine einzige Freude, die er mit Begeisterung betreibt. „Seit meinem Unfall gehe ich auch täglich, das ganze Jahr über, am Lochbach mit meinen drei Hunden, die ich alle aus der Tötungsstation gerettet habe, spazieren und bade dann auch noch, egal wie kalt oder warm es draußen oder drinnen ist.“Bevor er nach seinem einschneidenden Erlebnis sein Leben in mancherlei Hinsicht geändert hat, schrieb Germann schon ein Buch: Karl erklärt die Welt. Er nennt den Inhalt Glossays, eine Mischung aus Glosse und Essay und sagt, wenn man ihn nach dem Inhalt fragt: „Das ist kein Buch für Weicheier“und fügt hinzu: „Es ist eine schonungslose Analyse von Situationen und Problemen des Alltags.“Es drückt vielleicht auch das aus, was er von sich selbst bekennt: „Ich bin einfach ein Mensch, der nie seine Klappe halten kann.“
In ihrer Rede zu der ersten Ausstellung Germanns betont die Vorsitzende des Kunstvereins Schwabmünchen, Kersten ThielerKüchle:
„Es ist für uns ein neues Anliegen, absoluten Newcomern eine Präsentationsfläche zu bieten und nennen die neue Richtung: junge Kunst. Das hat nichts mit dem Alter der Künstler zu tun, sondern mit dem Alter der Kunstwerke und vor allem der Zeitspanne, seit der sich die Künstler damit beschäftigen.“
Die Ausstellung von Karl Germann ist jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr in Schwabmünchen, Bahnhofstraße 7, kostenlos zu besichtigen, und zwar bis zum 10. März.