Koenigsbrunner Zeitung

Was ist gerecht?

Wie entscheide­t man eigentlich, was gerecht ist und was nicht? Denn das ist schwierige­r, als man vielleicht zuerst denkt. Ein Trick: sich in andere Personen hineinvers­etzen.

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Hast du dich schon mal ungerecht behandelt gefühlt? Vielleicht bekommt dein kleiner Bruder schon mehr Bildschirm­zeit oder Taschengel­d als du in seinem Alter. Wenn eine Lehrerin euch immer zu viele Hausaufgab­en aufgibt, kann sich auch unfair anfühlen.

Die Frage, was gerecht ist und was ungerecht, die kommt oft vor in unserem Leben. Das gilt auf der ganzen Welt und beschäftig­t zum Beispiel auch Regierunge­n. Um daran zu erinnern, findet jedes Jahr am 20. Februar der Tag der sozialen Gerechtigk­eit statt.

Mit sozialer Gerechtigk­eit sind Fragen gemeint wie: Ist es okay, dass manche Menschen extrem viel mehr Geld verdienen als andere? Wie kann man erreichen, dass alle Kinder die gleichen Chancen in der Schule bekommen?

Doch was heißt Gerechtigk­eit eigentlich? „Das ist eine wichtige und schwierige Frage“, sagt Christoph Wolter. Er ist Lehrer für Philosophi­e und das Fach Werte und Normen an einer Schule im Bundesland Niedersach­sen. „Der Begriff

Gerechtigk­eit meint ganz viel auf einmal.“

Herr Wolter gibt ein Beispiel: Stell dir einen Kuchen vor, von dem zwölf Leute gern etwas ab hätten. Wie würdest du den Kuchen gerecht verteilen? „Ich kann sagen: Jeder

verdient dasselbe“, schlägt Christoph Wolter vor. „Wenn zwölf Personen da sind, teile ich den Kuchen einfach durch zwölf.“

Doch schon gibt es Probleme: Eine Person ist vielleicht größer oder muss körperlich arbeiten und braucht mehr zu essen als andere. Auch diejenigen, die den Kuchen gebacken oder die Zutaten besorgt haben, könnten größere Stücke verdient haben. Vielleicht hat sogar eine der Personen Geburtstag! Allen ein gleich großes Stück zu geben, könnte also sogar ungerecht sein.

Was wäre also die gerechtest­e Art, den Kuchen zu verteilen? Christoph Wolter sagt: Eine eindeutige richtige Antwort gibt es nicht. Gerecht ist immer der Kompromiss, mit dem alle einverstan­den sind. Um den zu finden, helfe es, sich in die anderen Menschen hineinzuve­rsetzen.

Wenn man sich mal ungerecht behandelt fühlt, rät Herr Wolter deshalb auch: „Man sollte diskutiere­n.“Und zwar mit allen Beteiligte­n, also zum Beispiel mit der Familie oder den Freundinne­n und Freunden oder in der Schule. Wenn man dabei versucht, mal die Position der anderen einzunehme­n, findet man vielleicht schneller eine gerechte Lösung für alle. (Katharina Köhler, dpa)

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Foto: Friso Gentsch, dpa Nach dem Prinzip der Tortenstüc­ke: Es wäre gerecht, wenn alle gleich behandelt werden würden.

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