Ein Lichtermeer für Demokratie in Königsbrunn
Das Bündnis Gespür für’s Wir hatte aufgerufen, für Demokratie und Frieden auf den Königsbrunner Marktplatz zu gehen. Hunderte Menschen sind dem Aufruf gefolgt.
Hunderttausende Menschen sind in den vergangenen Wochen in deutschen Großstädten gegen rechtsextremistische Hetze, Rassismus, Antisemitismus und für Demokratie auf die Straße gegangen. Das kleine Bündnis mit dem Namen Gespür für’s Wir, das sich seit zwei Jahren für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt engagiert, hatte dazu aufgerufen, am Sonntag auch in Königsbrunn für Demokratie und Frieden zu demonstrieren. In der Ankündigung hieß es: „Demokratie hat man nicht einfach, man muss sich beständig dafür einsetzen.“Laut Veranstalter folgten 600 bis 700 Menschen dem Aufruf. Mit Taschenlampen, Handys und anderen
Lämpchen und Leuchten sorgten sie für ein Lichtermeer auf dem abendlichen Marktplatz.
Zum parteiunabhängigen Bündnis „Gespür für’s Wir“gehören Petra Fischer, Ramona Markmiller, Claudia Deeney und Andrea Collisi. Fischer begrüßte die Anwesenden und freute sich darüber, dass auch Vertreter zahlreicher Vereine sowie mehrere Stadträtinnen und Stadträte gekommen waren. Markmiller war die erste Rednerin auf dem Podium. Sie betonte: „Demokratie gibt uns Freiheit, Respekt und Frieden. Sie richtet sich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung.“Deeney sorgte zusammen mit einer kleinen Combo um Wolfgang Scherer für musikalische Einlagen zum Mitsingen. Collisi trug zum Ausklang drei kurze Gedichte über die Sehnsucht
nach Frieden vor, von Rainer Maria Rilke, Bertolt Brecht und Eva Rechlin.
Als Gastredner traten Simon Jungtäubl und Didem Laçin Karabulut aus Augsburg auf. Jungtäubl gehört zur Organisation Start with a Friend, die Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringt. Er erinnerte daran,
dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg bedeute, sondern auch die Abwesenheit von struktureller Gewalt innerhalb einer Gesellschaft. Demokratie bedeute Sicherheit und Freiheit, Teilhabe und Chancen für alle gleichermaßen.
Karabulut ist Vorsitzende des Integrationsbeirats Augsburg. In ihren immer wieder von tosendem Applaus unterbrochenen Worten erinnerte sie an den Anschlag von Hanau am 19. Februar 2020, bei dem neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen wurden. Die darauf folgenden Ermittlungsfehler der Polizei haben keine echten Konsequenzen nach sich gezogen, so Karabulut. Sie berichtete von Verunsicherung und Besorgnis unter Menschen mit Migrationshintergrund, die in erster Linie durch die bekannt gewordenen Verbindungen Rechtsextremer zu staatlichen Institutionen verursacht würden. Es sei wichtig, dass Menschen auch in kleineren Städten Haltung zeigen und deutlich machen, wo die Mitte der Gesellschaft ist und dass diese Mitte festhalten will an demokratischen Strukturen.