Was sich hinter der Linde in Fischach verbarg
Erst nach der Baumfällung ist die Leonhardskapelle richtig sichtbar. Klar ist: Hier muss saniert werden. Eine alte Dachplatte verrät eine Jahreszahl.
Am Anfang ging es nur um die imposante, wohl jahrhundertealte Linde vor der Leonhardskapelle in Fischach, die vor ein paar Tagen gefällt worden ist. Doch dann kamen die wirklich wichtigen Fragen hinzu: Wem gehört diese Kapelle eigentlich? Und wie kommt man hinein?
Inzwischen steht fest: Die Kapelle gehört der Pfarreiengemeinschaft in Fischach. Nachdem die alte Linde aufgrund eines Pilzbefalls gefällt werden musste, soll nun die Sanierung des kleinen Gotteshauses geplant werden, sagt Pfarrer Markus Schrom. Was wirklich zu tun ist, steht jedoch bislang nicht fest.
Denn wohl schon länger war niemand mehr im Inneren der Kapelle, die jetzt deutlich sichtbar an der Augsburger Straße in Fischach steht. Was auch auffällt: Das Dach ist völlig vermoost. Kein Wunder, sagt Kirchenpfleger Robert Luible. Schließlich stand das Gebäude, das wohl im 17. Jahrhundert zu Ehren des Heiligen Leonhard errichtet wurde, bis vor wenigen Jahren unter zwei alten Linden. Die Erste musste bereits vor einiger Zeit gefällt werden. Im Herbst stand dann fest: Auch die zweite Linde muss entfernt werden, da ein Pilz ihr arg zugesetzt hatte. Der Baum war nicht mehr standsicher.
Für solch einen Schritt ist die Zustimmung des Marktgemeinderats nötig. Die gab es zwar einstimmig zu Beginn des Jahres. Doch Bürgermeister Peter Ziegelmeier sparte auf derselben Sitzung nicht mit Kritik am Zustand des Gebäudes.
So würde die Gemeinde die Kapellen in ihrem Besitz in Schuss halten. 2019 bis 2022 war die Leonhardskapelle in Tronetshofen innen und außen grundsaniert worden, ebenso die Laurentiuskapelle in Reitenbuch im Zuge der Dorferneuerung, ergänzte Marktbaumeister Winfried Rindle später. Daran könne sich die Diözese ein Beispiel nehmen, so Ziegelmeier ein wenig bissig. Dabei war erst kurz zuvor klar geworden, wer sich eigentlich um den baulichen Zustand der Kapelle kümmern muss. Tatsächlich ist es die Pfarrgemeinde. „Aber wir hatten überhaupt keinen Schlüssel, auch bei der Gemeinde gab es den nicht“, berichtet Kirchenpfleger Robert Luible.
Schließlich kam auf: Der Schlüssel wird schon lange bei einer Familie in der Nachbarschaft aufbewahrt. Im Inneren des Gebäudes war Luible bislang nicht. „Wir hatten vor der Fällung der Linde einen Schaden am Dach ausgebessert. Doch was im Inneren getan werden muss, das sehen wir uns erst an, wenn kein Schnee mehr erwartet wird und die Bausaison beginnt“, sagt er.
Einen Hinweis, wann das letzte Mal Hand an das Dach gelegt wurde, hat er jedoch bereits. „Wir mussten ein paar Dachplatten auswechseln. Eine hatte eine Prägung von 1940“, berichtet er. Erst, wenn die Leonhardskapelle saniert ist, soll auch der Außenbereich erneuert und neu bepflanzt werden. Dafür ist dann übrigens wieder die Marktgemeinde als Eigentümerin zuständig. Bürgermeister Ziegelmeier erinnert sich: Auf dem Kapellenplatz hat er als Kind Fußball gespielt.