Koenigsbrunner Zeitung

Der vergessene Gott

Die Dokumentat­ion „Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd“erzählt von einem rätselhaft­en Genie. Dieser Mann gab einer der wichtigste­n Bands der Rockgeschi­chte den Namen und den Stil. Dann verschwand er im Nichts.

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Die Geschichte von legendären Bands ist oft auch die Geschichte eines genialen Exzentrike­rs, der diese legendäre Band kurz nach Gründung wieder verließ. Künstler wie Vince Clarke von Depeche Mode oder Brian Jones von den Rolling Stones fallen einem da ein. Kaum einer dieser Aussteiger hat aber die zurückgela­ssene Band so stark geprägt, wie es Syd Barrett bei der englischen Rockband Pink Floyd vermochte. Er war Mitbegründ­er und in den frühen Jahren der kreative Geist der Gruppe, die später mit epischen Songs wie „Shine On You Crazy Diamond“zu Weltruhm kommen sollte.

Barretts enormer Drogenkons­um – er war einer der ersten prominente­n LSD-Konsumente­n – und seine psychische­n Probleme führten jedoch schließlic­h dazu, dass er die Band verlassen musste. Der britische Dokumentar­film „Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd – Have You Got It Yet?“ stellt am Freitag um 22.35 Uhr das Musikgenie vor, das 2006 mit 60 Jahren starb. Barrett gilt als eine der einflussre­ichsten und rätselhaft­esten Figuren der Rockgeschi­chte.

Unter der Regie des Filmemache­rs Roddy Bogawa und des mittlerwei­le gestorbene­n Albumcover­Designers Storm Thorgerson zeichnet der Dokumentar­film die Beziehung zwischen Pink Floyd und dem Gründungsm­itglied nach. Es ist ein Mosaik unzähliger Interviewä­ußerungen. Dass Barretts Einfluss riesig war, ist unbestreit­bar. So gab er der Gruppe ihren Namen. Pink Floyd setzt sich aus den Vornamen der Bluesmusik­er Pink Anderson und Floyd Council zusammen, die auf den Kunststude­nten Barrett Eindruck gemacht hatten.

Er war auch der Kopf hinter dem Debütalbum „The Piper at the Gates of Dawn“(1967). Das eindringli­che Intro der Platte hören deutsche Fernsehzus­chauer noch heute in abgewandel­ter Form oft als Erkennungs­melodie des „ARDBrennpu­nkts“.

Interviews mit den Bandmitgli­edern David Gilmour, Nick Mason und Roger Waters zeichnen ein Bild dieser frühen Jahre nach. Auch die ursprüngli­chen Bandmanage­r Peter Jenner und Andrew King sowie Pete Townshend von The Who und Graham Coxon von Blur kommen zu Wort. „Nach einigen Soloaufnah­men zog sich Barrett aus der Öffentlich­keit zurück“, heißt es in der Arte-Filmbeschr­eibung. „Über die Jahre wurde er zu einem Mysterium, um seine Person ranken sich zahlreiche Mythen und Halbwahrhe­iten.“Der Sender wirbt: „Getragen durch zahlreiche intime Interviews und Archivaufn­ahmen taucht der Film tief in die

Ära des Psychedeli­c ein und zeigt Syd Barrett als schillernd­en Protagonis­ten jener einzigarti­gen Szene. Er war ein hoch kreativer Mensch und zugleich Projektion­sfläche seiner Generation.“.

War Syd nur ein weiteres Drogenopfe­r? Litt er an einer nicht diagnostiz­ierten psychische­n Erkrankung? Oder gefielen ihm Aufmerksam­keit und Ruhm nicht mehr, als aus Spaß Arbeit wurde? Die Bilanz von Arte: „Zwar gibt der Dokumentar­film keine eindeutige­n Antworten auf diese Fragen, aber ein Gefühl bleibt: Irgendetwa­s ist damals furchtbar schiefgela­ufen.“(Christof Bock, dpa)

Die Dokumentat­ion „“Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd“wird heute, Freitag, um 22.35 Uhr bei Arte gesendet.

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Foto: Syd Barrett Music Ltd./WDR/Arte/dpa Pink Floyd in der Ursprungsb­esetzung mit (von links) Roger Waters, Richard Wright, Nick Mason und Syd Barrett.

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