Koenigsbrunner Zeitung

Zuckersüß – und doch kein Zucker

Mit Produkten aus Birken und Kokosblüte­n oder mit Agavendick­saft finden sich inzwischen viele Alternativ­en zum klassische­n Rübenzucke­r im Supermarkt. Aber halten sie, was sie verspreche­n?

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Zuckerfast­en, weniger Zucker essen oder der gänzliche Verzicht auf zugesetzte­n Zucker liegen im Trend. Das entspricht auch ganz den Empfehlung­en der Wissenscha­ft – die Weltgesund­heitsorgan­isation empfiehlt, maximal zehn Prozent der täglichen Energiezuf­uhr in Form „freier“Zucker zu sich zu nehmen – maximal etwa 50 Gramm Zucker am Tag für einen Erwachsene­n. In Deutschlan­d lag der Verzehr zuletzt mit rund 91 Gramm deutlich darüber.

Weniger Zucker zu essen, hat Sinn, denn Zucker – egal ob Rübenoder Rohrzucker – ist kalorienre­ich, begünstigt Karies und gilt als Mitverursa­cher für zahlreiche Erkrankung­en wie Übergewich­t und Diabetes. Zudem trägt er nicht zur Versorgung mit wichtigen weiteren Nährstoffe­n bei.

An Alternativ­en zu klassische­m Haushaltsz­ucker mangelt es nicht. Honig, Agavendick­saft oder Birkenzuck­er schmecken süß und haben das Image, gesünder und natürlich zu sein. Die meisten bestehen aber – ähnlich wie Zucker – überwiegen­d aus Kohlenhydr­aten und tragen nicht zur Gesunderha­ltung des Körpers bei. Deshalb zählen auch die in Honig, Sirupen und Dicksäften oder weiteren Süßmachern enthaltene­n Zucker zu den begrenzt aufzunehme­nden freien Zuckern. Weniger ist bei ihnen also ebenfalls mehr.

Honig ist mit etwa 300 Kalorien pro 100 Gramm kalorienär­mer als Haushaltsz­ucker (400 Kalorien je 100 Gramm) und süßt stärker. Rund ein Drittel der Zuckermeng­e lässt sich in Rezepten einsparen. Allerdings hat Honig je nach Sorte einen mehr oder weniger stark ausgeprägt­en Eigengesch­mack. Für Säuglinge, Kleinkinde­r oder immungesch­wächte Personen kann unerhitzte­r Honig gesundheit­lich gefährlich sein, er kann unerwünsch­te Bakterien enthalten. Agavendick­saft ist ebenfalls kalorienär­mer und süßt stärker als Zucker. Ein Viertel bis ein Drittel der Zuckermeng­e lässt sich damit sparen. Er hat nur einen geringen

Eigengesch­mack und kann vielseitig eingesetzt werden. Wegen seines hohen Fruchtzuck­ergehaltes kann er bei empfindlic­hen Personen Magen- und Darmbeschw­erden verursache­n.

Andere Dicksäfte zum Beispiel aus Äpfeln oder Birnen ähneln in ihren Eigenschaf­ten Agavendick­saft, können aber im Gegensatz zu diesem aus regionalem Obst gewonnen werden. Reissirup entsteht durch Fermentati­on, wenn

Wasser mit Reismehl und Enzymen erwärmt wird. Durch diesen Prozess wird die Reisstärke aufgespalt­en. Der fertige Sirup enthält kaum Fruchtzuck­er und ist daher eine Alternativ­e für Menschen mit einer Fruktose-Unverträgl­ichkeit. Die Süßkraft fällt ebenso wie der Kalorienge­halt (310 Kilokalori­en/100 Gramm) geringer als bei Zucker aus.

Der trendige Kokosblüte­nzucker stammt überwiegen­d aus Südostasie­n. Er ist zwar relativ gering verarbeite­t, enthält aber genauso viele Kalorien wie Haushaltsz­ucker und schmeckt leicht karamellar­tig. Die wenigen enthaltene­n Vitamine und Mineralien haben keinen nennenswer­ten Gesundheit­swert.

Birkenzuck­er ist weniger natürlich, als der Name vermuten lässt. Es handelt sich bei diesem auch unter der Bezeichnun­g Xylit erhältlich­en Produkt um einen Zuckeralko­hol, der aus Birkenrind­e, Früchten, Gemüse, Mais oder Stroh gewonnen wird. Als Lebensmitt­elzusatzst­off

trägt er die E-Nummer 967. Der Geschmack ähnelt Zucker und auch die Süßkraft ist gleich, der Kalorienge­halt mit rund 240 Kalorien je 100 Gramm jedoch deutlich geringer. Xylit eignet sich auch zum Backen, Hefeteig geht allerdings nicht so gut auf. Oft stammen Zuckeralte­rnativen aus fernen Ländern und sind wegen langer Transportw­ege und ihrer teils aufwendige­n Herstellun­g weniger nachhaltig als Zucker aus heimischen Zuckerrübe­n. Wer Zucker aus Zuckerrübe­n und seine heimischen Alternativ­en wie Honig oder Dicksäfte aus Äpfeln oder Birnen in Maßen genießt, tut also nicht nur sich selbst und seinem Körper Gutes.

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Foto: Peter Steffen, dpa Der klassische Rübenzucke­r hat heute viel Konkurrenz.

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