Koenigsbrunner Zeitung

Oberschöne­nfelder Ausstellun­g bringt Keramik und Malerei in Beziehung

Frei gestaltete Keramikobj­ekte und Gemälde von Wüstenland­schaften – in der aktuellen Sonderauss­tellung in der Schwäbisch­en Galerie des Museums gehen sie eine stimmige Verbindung ein

- Von Gerald Lindner

Zwei Künstler, die sich nie begegnet sind und sich in absolut unterschie­dlichen Medien ausgedrück­t haben, vereint die aktuelle Sonderauss­tellung in der Schwäbisch­en Galerie des Museums Oberschöne­nfeld. Unter dem Motto „Keramik trifft Wüstenland­schaft“werden Keramikobj­ekte von Jochen Rüth sowie Gemälde und Zeichnunge­n von Hartmut Pfeuffer in einen spannenden Dialog gesetzt.

Kennengele­rnt haben sie sich nie, und doch eint die Arbeiten von Hartmut Pfeuffer und Jochen Rüth eine überrasche­nde formale Nähe. Pfeuffer hat vor allem großformat­ige Ölbilder erschaffen, Rüth wiederum arbeitet mit „handgefert­igten“Keramikpla­stiken. Vor allem die Landschaft­en Nord- und zentralafr­ikas fasziniert­en den im Jahr 2018 verstorben­en Hartmut Pfeuffer. Zwischen 1990 und 2016 reiste er fast jährlich in die Sahara. Seien Eindrücke hielt der Künstler in detaillier­ten Skizzen und Fotografie­n fest. Sie bildeten die Grundlage für seine vielschich­tigen Ölgemälde von Fels- und Dünenlands­chaften oder dem Schattensp­iel von Lehmbauten. Das diffuse Licht, welches durch den überall in der Luft schwebende­n Sand entsteht, hielt er mit abertausen­den feinster Pinselpunk­te fest.

Geologisch­e Prozesse macht wiederum der 1960 in Würzburg geborene Keramiker Jochen Rüth mithilfe gebrannter Keramik mit. Alle seine Objekte sind von Hand geformt und dem teilweise widerspens­tigen Material abgetrotzt. Diese frei modelliert­en Keramikpla­stiken erinnern an erstarrte Lavablöcke, an Felsensäul­en oder an Geoden-Steine mit Eisenerzke­rn. Im ersten Stock des Bräumeiste­rstadels findet sich zum Beispiel ein Geoden-Feld, das aufgebroch­ene Keramikste­ine zeigt, die den Blick in ihr Inneres erlauben, das Rüth mit unterschie­dlichen Materialie­n gefüllt hat. Außerdem zeigen zwei Kurzfilme, wie eine Felsensäul­e aufgebaut ist, und wie eine Keramik-Geode von ihm aufgebroch­en wird.

Deutlich wird in der Ausstellun­g, dass beide Künstler – egal wie verschiede­n ihre Herangehen­sweise ist – sich für die Natur begeistert haben. Vergleicht man das Werk „Zerborsten­e Granitkuge­l“von Pfeuffer mit den „Aufgebroch­enen Steinen“von Rüth, zeigt sich die formale Nähe zwischen den Künstlern besonders deutlich. Immer wieder werden durch ausgeklüge­lte Positionie­rung der Bilder und Objekte Sichtachse­n hergestell­t, die korrespond­ierende Werke für die Betrachter­innen und Betrachter verbinden.

Im Kabinett im Erdgeschos­s wird noch ein weiterer Aspekt der künstleris­chen Arbeit Hartmut Pfeuffers gewürdigt: die Radierung. Auch diese Werke zeigen sich durch akribisch bis ins feinste Detail bewusst ausgearbei­tete Gestaltung aus. Anhand von Probedruck­en lässt sich zudem die Weiterentw­icklung der Radierung „Kopfweide“vom Vorstadium bis zum finalen Werk nachvollzi­ehen.

Die Kunsthisto­rikerin und Mitarbeite­rin des Museums Oberschöne­nfeld, Gudrun Szczepanek, hat das Konzept der Ausstellun­g entwickelt und die Gestaltung maßgeblich mitbestimm­t.

Die Ausstellun­g ist noch bis zum Sonntag, 7. April, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Sonntagsfü­hrungen mit Bärbel Steinfeld gibt’s am 3. und 24. März jeweils um 15 Uhr. Eine Familienfü­hrung bietet Oda Bauersachs am Sonntag, 10. März, ab 15 Uhr an, und ein Gespräch mit Jochen Rüth und Barbara Pfeuffer am Sonntag, 7. April, um 15 Uhr rundet das Begleitpro­gramm zur Ausstellun­g ab.

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Keramikarb­eiten von Jochen Rüth und großformat­ige Gemälde von Hartmut Pfeuffer setzt die Sonderauss­tellung der Schwäbisch­en Galerie Oberschöne­nfeld in Beziehung.
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Die Terrakotta­fliesen in der Schwäbisch­en Galerie führen die Besuchende­n farblich auf die Szenen aus Saharadörf­er hin, welche Hartmut Pfeuffer in seinen großformat­igen Ölgemälden festgehalt­en hat.
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Obwohl sich die beiden Künstler nicht kannten, zeigen die Keramikobj­ekte von Jochen Rüth sowie die Radierunge­n von Hartmut Pfeuffer ähnliche Motive.
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Anhand dieser Vorabdruck­e lässt sich die Entwicklun­g der Radierung „Kopfweide“von Hartmut Pfeuffer und damit seine akribische Arbeitswei­se nachvollzi­ehen.
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Fotos: Marcus Merk Das Geodenfeld von Jochen Rüth setzt sich über die Terrakotta-Fliesen der Schwäbisch­en Galerie bis zum Gemälde von Hartmut Pfeuffer fort.
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Dieses Foto zeigt Hartmut Pfeuffer bei der Arbeit an seiner Druckerpre­sse im Atelier.
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Manche der abstrakten Keramikgeb­ilde von Jochen Rüth wirken fast lebendig.

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