Ist Hopfen und Malz verloren?
Steigende Preise treffen auf sinkenden Umsatz: Brauereien im Landkreis Augsburg hatten ein schweres Jahr. Was die Bierbrauer für die Zukunft planen.
2023 war für die Brauereien in Deutschland ein historisch schlechtes Jahr. Der Bierabsatz ist gesunken. Das bekamen auch die Brauer im Augsburger Land zu spüren.
Das Jahr sei herausfordernd gewesen, sagt Leopold Schwarz von Schwarzbräu in Zusmarshausen. Gründe für den Umsatzrückgang sieht er in der „multiplen Krise“mit ihren wirtschaftlichen Auswirkungen. Sie habe Verbraucherstimmung und Konsumverhalten beeinflusst. „Hinzu kamen branchenspezifische Herausforderungen wie gestiegene Rohstoffpreise und Lieferengpässe, die die Produktionskosten bis heute markant erhöht haben. Speziell Energie ist hier ein Thema“, sagt Schwarz. Die hohen Energiepreise beschäftigen auch Joachim Seckler, der in Königsbrunn seit 2019 seine Biermanufaktur Köbi betreibt. Er wünscht sich von der Politik: „Die Energiepreise müssen sinken. Es funktioniert nicht in der Politik, wenn permanent alles teurer wird.“Seckler setzt auf Eigeninitiative: „Wir versuchen, uns mit PV-Anlagen unabhängig zu machen.“
Das Problem seien aber die fehlenden finanzierbaren Speichertechnologien für Energie. Seckler gibt ein Beispiel: Ein 1000-Kilowatt-Stromspeicher koste rund eine Million Euro. Batterien seien eher kaputt, bevor der Speicher anfange, sich für ein Unternehmen zu rentieren. Ohne Speichermöglichkeit im Netz gebe es im Winter und nachts zu wenig Strom. Das Bierbrauen fange jedoch nachts um 3 bis 4 Uhr an. Es gibt noch eine weitere Schwierigkeit: Seit dem Ukrainekrieg seien Rohstoffe wie Malz und Hopfen nur schwer zu beziehen.
Franz Schorer junior vom Staudenbräu in Walkertshofen sagt, dass sich künftig höhere Transportkosten der Zulieferer noch zusätzlich zu den sehr hohen Kosten auf den Rohstoffmärkten auswirken. Insbesondere die Preise für Malz und Zucker seien weiterhin sehr hoch, die aber für die LimoProduktion nötig sind. Was dem Unternehmen ebenfalls zu schaffen macht, sind die teuren Instandhaltungskosten für die Produktionsmaschinen. Staudenbräu sei ein kleiner Handwerksbetrieb und keine Bierfabrik mit Massenproduktion. Deswegen sei langfristig eine Preiserhöhung wohl unvermeidbar, wenn die Produktionskosten
nicht sinken. Zur Starkbiersaison in der Fastenzeit gebe es aber keine Preiserhöhung, verspricht Schorer. Joachim Seckler sieht sich bei der Preisfrage in einer Zwickmühle: „Wir können die Preise kaum noch erhöhen, sonst springen uns die Kunden ab.“Er merke, dass „den Leuten ein bisschen das Geld fehlt“. Das hat auch Leopold Schwarz beobachtet. Er ist aber vorsichtig optimistisch. „Wir hoffen darauf, dass sich die wirtschaftliche Lage stabilisiert und die Kaufkraft wieder zunimmt“, sagt der Brauereichef.
Durch die relative Unabhängigkeit der Brauereiproduktion bei Köbi ist es Joachim Seckler möglich, schnell neue Produkte auf den Markt zu bringen. Geplant sei eine neue Sorte, die etwas leichter und süffiger ist, das wäre dann die siebte Biersorte von Köbi. Bei Schwarzbräu
versuche man stets, die Produktpalette den Bedürfnissen und Trends des Marktes anzupassen. Schwarz: „Unser alkoholfreies Nullinger ist hier sehr wichtig.“Das Schneeböckchen ist die brauereieigene Starkbier- beziehungsweise Bockbier-Spezialität. Auch Franz Schorer empfiehlt seinen regionalen Kunden zur Fastenzeit die „stärkeren Biere Bock und das Märzen“.
Anton Rittel aus Adelsried erwartet bei seinem Stadelbräu am Ende des Jahres 20 bis 30 Prozent weniger Verdienst. Das hat bei ihm aber einen anderen Grund: Durch sein neues Amt als Landtagsabgeordneter der Freien Wähler fehlt ihm die Zeit fürs Bierbrauen. „Aber wenn das so bleibt, bin ich zufrieden“, sagt er. Auch das Brauerfest findet aus Zeitgründen nicht mehr statt. (mit corh)