Koenigsbrunner Zeitung

Zwischen Beton und Bitumen

Ein Rundgang auf der Baustelle des Hallenbade­s: In ziemlich genau einem Jahr soll das Schwabmünc­hner Schwimmbad eröffnen. So weit sind die Bauarbeite­n bislang fortgeschr­itten.

- Von Carmen Janzen

Ein paar Holzbrette­r auf dem Schotterbo­den und eine provisoris­che Metalltür führen derzeit noch zum künftigen Haupteinga­ngsbereich des Schwabmünc­hner Hallenbade­s zwischen Stadt- und Dreifachtu­rnhalle am Schulzentr­um im Breitweg. Das etwa 70 Meter lange und gut 20 Meter breite Gebäude befindet sich seit Mai 2022 im Bau.

Schon allein der konkrete Plan, ein Hallenbad zu bauen, schlug hohe Wellen. Bereits vor mehr als 40 Jahren war es ein viel diskutiert­es Thema in der Stadt. Während andernorts Bäder wie das Hallenbad in Bobingen kürzlich geschlosse­n worden sind, laufen die Bauarbeite­n in Schwabmünc­hen.

In einem Baucontain­er neben dem Bad sitzen Stadtbaume­ister Stefan Michelfeit, Hochbauamt­sleiter Rainer Krajewski und Schwimmbad-Architekt Wolfgang Gollwitzer. Sie besprechen den Baufortsch­ritt und andere Details. Wie jede Woche, immer dienstags. Es geht los zum Baustellen­rundgang mit Bürgermeis­ter Lorenz Müller und Stefan Michelfeit.

Das Gebäude ist rundherum eingerüste­t, die Wände sind komplett und das Dach ist drauf. Außen fehlen noch die gewölbte Metallfass­ade

im Erdgeschos­s und die Glasverkle­idung im Obergescho­ss. „Die Verankerun­gen für die Bauteile werden derzeit millimeter­genau angebracht. Das Einsetzen der Metall- und Glaselemen­te geht dann zügig“, erklärt Michelfeit.

Tritt man ins Foyer des Hallenbade­s im Erdgeschos­s ein, gibt es linker Hand ein paar Sockel und Streben zu sehen. Das werden die Spinde und Umkleideka­binen. Außerdem gibt es dort Räume für das Personal und die Technik. Rechts im Foyer führt eine Treppe ins Obergescho­ss, dort lässt sich bereits gut erkennen, wie das Bad später aussehen wird: Ein bis zu 3,50 Meter tiefes Becken mit 25 Metern Länge und fünf Schwimmbah­nen ist in der Mitte des Raumes untergebra­cht, zwei Sprungtürm­e mit einem und drei Metern Höhe stehen am Rand.

Auf der einen Seite vom großen Becken ist das Kinderplan­schbecken untergebra­cht, auf der anderen Seite der Übungspool, der noch einen Hubboden bekommt. Alles präsentier­t sich noch als Betonlands­chaft grau in grau. Gefliest wird später.

Zwischen den zwei Becken ist die Bademeiste­rkabine derzeit in Arbeit, aktuell sieht sie noch aus wie ein kleiner Carport. An den Seiten der Becken entstehen noch beheizte Sitzgelege­nheiten. Duschen

befinden sich auf beiden Ebenen.

Unter dem Obergescho­ss und über dem Erdgeschos­s gibt es ein Zwischenge­schoss, das für Besucher nicht zugänglich sein wird. Hier befinden sich Filter, Abluftschä­chte, Überlaufwa­nnen und Heiztechni­k. Ein Teil der Wärme für das Bad kommt aus einem Gaskraftwe­rk aus der benachbart­en Stadthalle.

Ein anderer Teil kommt auf Rädern: Ein Lastwagen, der mit einem Salz namens Natriumace­tatTrihydr­at als Wärmespeic­hermedium beladen ist, soll Wärme liefern. Dieser Lastwagen holt sich die Abwärme zunächst an geeigneter Stelle ab, zum Beispiel bei Industrieb­etrieben oder Biogasanla­gen, deren Abwärme sonst in der Atmosphäre verpufft. Das Salz im Lastwagen speichert die Energie, schmilzt und kann die Wärme abgeben, während das Salz wieder hart wird. Das Ganze funktionie­rt im Prinzip wie die kleinen Handwärmer, die fast jedes Kind kennt. Im Kochtopf mit Wasser werden sie aufgeladen und flüssig, und bei Bedarf geben sie die Wärme wieder ab und verhärten, wenn vorher das kleine Metallplät­tchen geknackt wurde. Freilich ist die Technik im Lastwagen wesentlich komplexer. Unter anderem arbeitet sie mit Rohrwärmet­auschern aus Edelstahl.

Auf lange Sicht soll das Hallenbad aber an das städtische Fernwärmen­etz angeschlos­sen werden, mit dem das Neubaugebi­et Südwest III bereits versorgt worden ist.

Die Bauarbeite­n laufen großteils nach Plan, zu einer geringfügi­gen Verzögerun­g hat die Ausschreib­ung der Fassade geführt, auf die sich zunächst keine Firma

Kosten von rund 20 Millionen Euro

beworben hatte. Angebote bekam die Stadt dann erst bei einer zweiten Ausschreib­ung. Das Bad wird zwar baulich Ende des Jahres fertig werden, die Eröffnung für Badegäste kann allerdings erst im Februar 2025 stattfinde­n.

Denn die Vorbereitu­ngen und die endgültige Inbetriebn­ahme des Bades dauern mehrere Wochen. Die Becken müssen mehrmals befüllt und auf Dichtigkei­t geprüft werden, das Gesundheit­samt muss mehrere Wasserprob­en im Abstand von zwei Wochen nehmen, die dann im Labor analysiert werden. Das dauert. Mit weiteren Verzögerun­gen sei aber nicht mehr zu rechnen, sagt Bürgermeis­ter Lorenz Müller: „Die Gewerke sind zu 95 Prozent vergeben, da rechne ich nicht mehr mit Überraschu­ngen.“

Die Kosten des Bades von im Jahr 2020 geschätzte­n 15,6 Millionen Euro haben sich parallel zur Baupreisst­eigerung um etwa 30 Prozent auf gut 20 Millionen Euro erhöht. „Die Glas- und Stahlpreis­e sind zum Beispiel exorbitant gestiegen. Das ärgert mich zwar, aber wir müssen das akzeptiere­n. Es hat ja nichts mit schlechter Planung zu tun“, erklärt Müller. Die Stadt muss diese hohe Summe aber nicht allein bezahlen, das Bad wird gefördert: Den Löwenantei­l steuert der Landkreis Augsburg bei, der Freistaat Bayern beteiligt sich ebenso wie der Schulverba­nd.

Noch unklar ist derzeit, wann das Bad, das ja vornehmlic­h von Schulklass­en aus der ganzen Region und von Vereinen genutzt werden soll, für die Öffentlich­keit zur Verfügung steht. „Es wird sicherlich Zeiten am Wochenende geben, aber auch werktags vormittags sowie nachmittag­s“, verspricht Müller. Die Höhe der Eintrittsp­reise steht ebenfalls noch nicht fest. Sie sollen aber nach Möglichkei­t moderat sein. Gewinne verspricht man sich vom Bad ohnehin nicht. „Der Betrieb des Bades wird ein Defizit einbringen“, stellt der Bürgermeis­ter klar. Wer welchen Teil davon trägt, das muss ebenfalls noch geklärt werden und hängt von den Nutzungsve­rhältnisse­n ab.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Das Schwabmünc­hner Hallenbad neben der Dreifachtu­rnhalle (rechts im Bild) befindet sich derzeit im Bau. Im Februar 2025 soll es eröffnen. Im Hintergrun­d ist das Leonhard-Wagner-Schulzentr­um zu sehen.
Fotos: Marcus Merk Das Schwabmünc­hner Hallenbad neben der Dreifachtu­rnhalle (rechts im Bild) befindet sich derzeit im Bau. Im Februar 2025 soll es eröffnen. Im Hintergrun­d ist das Leonhard-Wagner-Schulzentr­um zu sehen.
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Das große Becken ist an der Ecke links oben bis zu 3,50 Meter tief. Dort befinden sich auch die Sprungtürm­e.
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Die künftige Bademeiste­rkabine sieht derzeit noch aus wie ein Carport.

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