Wer erinnert sich noch an den Zirkus Fischer?
Artisten und Clowns schlugen früher ihr Winterlager in Schwabmünchen auf. Daran will die Stadt mit einer Ausstellung erinnern.
Zufällig flatterte bei der Schwabmünchner Kulturbeauftragten Doris Hafner vor einigen Monaten eine Anfrage ins Haus: Ob sie Interesse an einer mit Pailletten besetzten Jacke des Clowns Tino Zacchini hätte? Er trat beim Großcircus Adolf Fischer auf, der früher den Winter in Schwabmünchen verbrachte. Mit der Jacke war die Idee zu einer neuen Ausstellung im Museum geboren: Sie soll an die Zirkus-Zeiten erinnern.
Der Circus Adolf Fischer bezog sein Winterlager auf dem bis heute fast unveränderten Zettler-Gelände mit den weißen, flachen Fabrikbauten beim Bahnhof Schwabmünchen. Kulturbeauftragte Doris
Hafner erzählt von einem kurzen Video aus dieser Zeit, das sie kürzlich erhalten hat. Der Kurzfilm zeigt, wie Seehunde über den
schlammigen Vorplatz robben. Hafner forschte auch über Tino Zacchini nach. Er kam aus Italien und trat in den 1960er-Jahren auf.
Hafner beschäftigte sich mit der Geschichte der Zirkusse. Sie hatten ihren Ursprung im England des 18. Jahrhunderts. Die militärische Pferdedressur gab den Anstoß. Philipp Astley hat den ersten festen Zirkusbau „Astleys Amphitheater“in London begründet. Das Innovative daran war die runde Bahn mit 13 Metern Durchmesser. Kunstreiter Astley hatte entdeckt, dass Pferde in einer kreisförmigen Manege das Tempo gleichmäßig halten. Das erleichterte es, Kunststücke auf ihren Rücken zu vollführen. Bis heute ist diese Form prägend für Zirkusse überall auf der Welt.
Im 19. Jahrhundert schwappte aus den USA der Wanderzirkus nach Kontinentaleuropa herüber. Es habe „Riesen-Zirkusse mit drei Manegen und einem Programm über viele Stunden hinweg gegeben“, weiß Doris Hafner. Rund 5000 Besucher hätten solche Veranstaltungen angelockt. Ein Kontrast zu heute. Viele Zirkusbesitzer haben zunehmend Probleme, einen Stellplatz zu bekommen. Auch die Debatte um das Tierwohl setzt ihnen zu.
Im Juni soll die Zirkus-Ausstellung im Museum beginnen. Die Ausstellungsstücke stammen unter anderem aus dem Marburger Circus-, Varieté- und Artistenarchiv.
Wer zu Hause noch Erinnerungsstücke wie Programmhefte, Plakate oder Artistenrequisiten hat, kann per E-Mail an d.hafner@schwabmuenchen.de oder unter der Telefonnummer 08232/9633181 Kontakt zu Doris Hafner aufnehmen.