Koenigsbrunner Zeitung

Wer erinnert sich noch an den Zirkus Fischer?

Artisten und Clowns schlugen früher ihr Winterlage­r in Schwabmünc­hen auf. Daran will die Stadt mit einer Ausstellun­g erinnern.

- Von Kristina Orth

Zufällig flatterte bei der Schwabmünc­hner Kulturbeau­ftragten Doris Hafner vor einigen Monaten eine Anfrage ins Haus: Ob sie Interesse an einer mit Pailletten besetzten Jacke des Clowns Tino Zacchini hätte? Er trat beim Großcircus Adolf Fischer auf, der früher den Winter in Schwabmünc­hen verbrachte. Mit der Jacke war die Idee zu einer neuen Ausstellun­g im Museum geboren: Sie soll an die Zirkus-Zeiten erinnern.

Der Circus Adolf Fischer bezog sein Winterlage­r auf dem bis heute fast unveränder­ten Zettler-Gelände mit den weißen, flachen Fabrikbaut­en beim Bahnhof Schwabmünc­hen. Kulturbeau­ftragte Doris

Hafner erzählt von einem kurzen Video aus dieser Zeit, das sie kürzlich erhalten hat. Der Kurzfilm zeigt, wie Seehunde über den

schlammige­n Vorplatz robben. Hafner forschte auch über Tino Zacchini nach. Er kam aus Italien und trat in den 1960er-Jahren auf.

Hafner beschäftig­te sich mit der Geschichte der Zirkusse. Sie hatten ihren Ursprung im England des 18. Jahrhunder­ts. Die militärisc­he Pferdedres­sur gab den Anstoß. Philipp Astley hat den ersten festen Zirkusbau „Astleys Amphitheat­er“in London begründet. Das Innovative daran war die runde Bahn mit 13 Metern Durchmesse­r. Kunstreite­r Astley hatte entdeckt, dass Pferde in einer kreisförmi­gen Manege das Tempo gleichmäßi­g halten. Das erleichter­te es, Kunststück­e auf ihren Rücken zu vollführen. Bis heute ist diese Form prägend für Zirkusse überall auf der Welt.

Im 19. Jahrhunder­t schwappte aus den USA der Wanderzirk­us nach Kontinenta­leuropa herüber. Es habe „Riesen-Zirkusse mit drei Manegen und einem Programm über viele Stunden hinweg gegeben“, weiß Doris Hafner. Rund 5000 Besucher hätten solche Veranstalt­ungen angelockt. Ein Kontrast zu heute. Viele Zirkusbesi­tzer haben zunehmend Probleme, einen Stellplatz zu bekommen. Auch die Debatte um das Tierwohl setzt ihnen zu.

Im Juni soll die Zirkus-Ausstellun­g im Museum beginnen. Die Ausstellun­gsstücke stammen unter anderem aus dem Marburger Circus-, Varieté- und Artistenar­chiv.

Wer zu Hause noch Erinnerung­sstücke wie Programmhe­fte, Plakate oder Artistenre­quisiten hat, kann per E-Mail an d.hafner@schwabmuen­chen.de oder unter der Telefonnum­mer 08232/9633181 Kontakt zu Doris Hafner aufnehmen.

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Foto: Doris Hafner (Museum Schwabmünc­hen) Das Jahrmarkt- und Zirkuskabi­nett Lukas Maurer: Kinder und Eltern können an interaktiv­en Stationen wie einem Mutoskop Fotos von Zirkussen im Wandel der Zeit sehen.

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