Leere Häuser für den Verkauf einrichten?
Klingt verrückt, bringt aber viel. Marion Pronesti von Elements Home Staging in Untermeitingen stattet zusammen mit Sandra Schmitz Wohnungen und Häuser vorübergehend mit Möbeln aus. Warum und wie sie das machen.
„Wenn wir mit Umzugskisten kommen, fragen uns die Leute oft, ob wir hier einziehen“, sagt Marion Pronesti von Elements Home Staging aus Untermeitingen. Tatsächlich sorgen Pronesti und ihre Kollegin Sandra Schmitz für eine Übergangseinrichtung in Häusern, Lofts und Wohnungen, die zum Verkauf stehen. Das sorgt für mehr Wohlgefühl bei den Interessenten als ein leerer Raum und damit für einen schnelleren Verkauf und oftmals einen besseren Preis. Wie die beiden das machen.
„Wir richten die Räume zu 80 Prozent ein, damit noch Platz für eigene Ideen bleibt“, erklärt Pronesti. Sie und Sandra Schmitz haben Kunden im 100-Kilometer-Radius um Untermeitingen. Dazu gehören Makler, Privateigentümer und Bauträger. Bis nach Landsberg, Augsburg, an den Ammersee, ins Schongau und Allgäu fahren sie oft mit dem Möbeltransporter, um Wohnungen und Häuser für Fotos und die Besichtigung aufzuhübschen.
Ein Auftrag ist Pronesti besonders im Kopf geblieben. Auftraggeber war ein Fotograf. Der sollte Werbefotos für einen Farbenhersteller machen. Die Schwierigkeit daran: Das Haus war bewohnt. „Ein Raum war mit weiß-rot karierter Tischdecke im Landhausstil arrangiert, wir bringen da eine durchgehende Handschrift rein.“Um nach getaner Arbeit alles wieder schnell auszuräumen.
Sogar Deckenleuchten schließt Pronesti an. Das richtige Licht gehört wie die Farben dazu. Auch Gerüche und Textilien können einen Raum verwandeln und ihm eine Rolle als Arbeits-, Kinder- oder Gästezimmer auf den Leib schneidern.
„Für einen Makler ist das ein Imagegewinn, wenn er keine Nullachtfünfzehn-Nummer fährt“, weiß Pronesti. Makler Manuel Argentari aus Schloss Igling sagt: „Ein Immobilienkauf ist ein sehr emotionales Business. Mit Home Staging sticht eine Immobilie unter 50 bis 100 anderen Häusern heraus.“Und private Anbieter müssten keinen Einblick in die vor Kurzem noch bewohnten Räume
fürchten, ergänzt Pronesti. Beispielsweise eine Kaffeemaschine statt einer Dosis Raumspray helfe, einen heimeligen Geruch in den Räumen zu verbreiten. Nach der Besichtigung könnten Käufer und Verkäufer Unterlagen bequem bei einer Tasse Kaffee durchgehen. Eine Dachgeschosswohnung bekomme im Sommer einen kühlen Anstrich in Aqua-Farbton, im Winter Felle und Textilien verordnet.
Zur Zielgruppe sagt Pronesti: „In einer Villa am Ammersee kann ich nicht mit Ikea ankommen, bei einem Berufsanfänger nicht mit Designerteilen.“Viele Immobilienanbieter legten zu wenig Wert auf eine gute Präsentation beim Verkauf, ganz im Gegensatz zum Auto. Oft sehe sie auf Immobilienportalen im Internet, Wohnungen mit „offenem Klodeckel, Putzlappen in der Ecke oder Katzenkratzbaum“, das alles schrecke Interessenten ab. Die Aufwertung der Räume steigere den Verkaufspreis
um rund 15 Prozent und garantiere einen schnellen Verkauf, wie die Website der Berufsverband Deutsche Gesellschaft für Home Staging und Redesign (DGHR) angibt. Die Makler Manuel und Diana Argentari aus Schloss Igling bei Landsberg stimmen zu, dass es eine „deutlich schnellere Vermarktungszeit durch Home Staging“gebe. Gerade haben die beiden ein Dreifamilienhaus in vier Wochen verkauft. Normal seien aktuell Zeiten von drei bis vier Monaten auf dem Immobilienmarkt, sagt Argentari. Ein Architektenhaus konnten die Argentaris kürzlich für 1,2 Millionen statt 800.000 Euro verkaufen. „Das ist wie beim ersten Date“, sagt Pronesti. Die Käufer bekommen eine Vision von ihrem zukünftigen Leben. „Eine Immobilie zu kaufen, ist die größte Anschaffung in einem Leben“, sagt Pronesti.
„Der Idealfall für uns ist ein Neubau mit weißen Wänden und Parkett, das ist wie eine leere Bühne“,
erklärt Pronesti. Im Unterschied zum „virtuellen Home Staging“wo Bilder nur am Computer nachbearbeitet werden, stellt Pronesti echte Möbel wie Couchen oder Tische in die Räume. Oft hat sie es mit ererbten Immobilien und 70er-Jahre-Bad mit grünen Fliesen zu tun. „Unsere Aufgabe ist es, die Stärken hervorzuheben und die Schwächen zu kaschieren“, sagt Pronesti. Ein bisschen Grün in allen Räumen mildere den Eindruck des Badezimmers ab. Im Schnitt brauchen sie für einen Auftrag zwei Wochen.
Mängel wie einen zerkratzen Parkettboden unter einem Teppich zu verstecken, das macht Pronesti nicht. Darauf lege die DGHR viel Wert. Auch eine IHK-Zertifizierung besitzen Pronesti und Schmitz. Einen schlechten „Homestager“zu entlarven, sei leicht, sagt Pronesti. Gut sei ein vielfältiger Einsatz von Licht. Neben dem Hauptlicht an der Decke gebe es Stimmungslicht durch Stehlampen
und Rampenlicht, um etwas zu betonen. Auch Bilder gehörten aufgehängt und nicht nur an die Wand angelehnt, erklärt Pronesti. Der Einsatz von Vorhängen und Teppichen nehme den Hall aus den Räumen. Fehlten diese Accessoires, zeuge dies von Unprofessionalität.
Schwere Einrichtungsgegenstände wie ein Bett entstehen durch einen Unterbau, auf den Matratzen und Tagesdecken kommen wie bei einem Boxspringbett. Für die Kücheneinrichtung haben Pronesti und Schmitz „fotorealistische Pappaufdrucke, bei denen so mancher Kunde schon versucht hat, die Spülmaschine zu öffnen“, scherzt Pronesti. Interessierte Käufer bekämen so einen besseren Eindruck von den Größenverhältnissen der Räume.
Angefangen habe der Home Staging Trend übrigens in den 70er-Jahren in den USA und seit rund zwölf Jahren Europa erreicht, weiß Pronesti.