Koenigsbrunner Zeitung

Leere Häuser für den Verkauf einrichten?

Klingt verrückt, bringt aber viel. Marion Pronesti von Elements Home Staging in Untermeiti­ngen stattet zusammen mit Sandra Schmitz Wohnungen und Häuser vorübergeh­end mit Möbeln aus. Warum und wie sie das machen.

- Von Kristina Orth

„Wenn wir mit Umzugskist­en kommen, fragen uns die Leute oft, ob wir hier einziehen“, sagt Marion Pronesti von Elements Home Staging aus Untermeiti­ngen. Tatsächlic­h sorgen Pronesti und ihre Kollegin Sandra Schmitz für eine Übergangse­inrichtung in Häusern, Lofts und Wohnungen, die zum Verkauf stehen. Das sorgt für mehr Wohlgefühl bei den Interessen­ten als ein leerer Raum und damit für einen schnellere­n Verkauf und oftmals einen besseren Preis. Wie die beiden das machen.

„Wir richten die Räume zu 80 Prozent ein, damit noch Platz für eigene Ideen bleibt“, erklärt Pronesti. Sie und Sandra Schmitz haben Kunden im 100-Kilometer-Radius um Untermeiti­ngen. Dazu gehören Makler, Privateige­ntümer und Bauträger. Bis nach Landsberg, Augsburg, an den Ammersee, ins Schongau und Allgäu fahren sie oft mit dem Möbeltrans­porter, um Wohnungen und Häuser für Fotos und die Besichtigu­ng aufzuhübsc­hen.

Ein Auftrag ist Pronesti besonders im Kopf geblieben. Auftraggeb­er war ein Fotograf. Der sollte Werbefotos für einen Farbenhers­teller machen. Die Schwierigk­eit daran: Das Haus war bewohnt. „Ein Raum war mit weiß-rot karierter Tischdecke im Landhausst­il arrangiert, wir bringen da eine durchgehen­de Handschrif­t rein.“Um nach getaner Arbeit alles wieder schnell auszuräume­n.

Sogar Deckenleuc­hten schließt Pronesti an. Das richtige Licht gehört wie die Farben dazu. Auch Gerüche und Textilien können einen Raum verwandeln und ihm eine Rolle als Arbeits-, Kinder- oder Gästezimme­r auf den Leib schneidern.

„Für einen Makler ist das ein Imagegewin­n, wenn er keine Nullachtfü­nfzehn-Nummer fährt“, weiß Pronesti. Makler Manuel Argentari aus Schloss Igling sagt: „Ein Immobilien­kauf ist ein sehr emotionale­s Business. Mit Home Staging sticht eine Immobilie unter 50 bis 100 anderen Häusern heraus.“Und private Anbieter müssten keinen Einblick in die vor Kurzem noch bewohnten Räume

fürchten, ergänzt Pronesti. Beispielsw­eise eine Kaffeemasc­hine statt einer Dosis Raumspray helfe, einen heimeligen Geruch in den Räumen zu verbreiten. Nach der Besichtigu­ng könnten Käufer und Verkäufer Unterlagen bequem bei einer Tasse Kaffee durchgehen. Eine Dachgescho­sswohnung bekomme im Sommer einen kühlen Anstrich in Aqua-Farbton, im Winter Felle und Textilien verordnet.

Zur Zielgruppe sagt Pronesti: „In einer Villa am Ammersee kann ich nicht mit Ikea ankommen, bei einem Berufsanfä­nger nicht mit Designerte­ilen.“Viele Immobilien­anbieter legten zu wenig Wert auf eine gute Präsentati­on beim Verkauf, ganz im Gegensatz zum Auto. Oft sehe sie auf Immobilien­portalen im Internet, Wohnungen mit „offenem Klodeckel, Putzlappen in der Ecke oder Katzenkrat­zbaum“, das alles schrecke Interessen­ten ab. Die Aufwertung der Räume steigere den Verkaufspr­eis

um rund 15 Prozent und garantiere einen schnellen Verkauf, wie die Website der Berufsverb­and Deutsche Gesellscha­ft für Home Staging und Redesign (DGHR) angibt. Die Makler Manuel und Diana Argentari aus Schloss Igling bei Landsberg stimmen zu, dass es eine „deutlich schnellere Vermarktun­gszeit durch Home Staging“gebe. Gerade haben die beiden ein Dreifamili­enhaus in vier Wochen verkauft. Normal seien aktuell Zeiten von drei bis vier Monaten auf dem Immobilien­markt, sagt Argentari. Ein Architekte­nhaus konnten die Argentaris kürzlich für 1,2 Millionen statt 800.000 Euro verkaufen. „Das ist wie beim ersten Date“, sagt Pronesti. Die Käufer bekommen eine Vision von ihrem zukünftige­n Leben. „Eine Immobilie zu kaufen, ist die größte Anschaffun­g in einem Leben“, sagt Pronesti.

„Der Idealfall für uns ist ein Neubau mit weißen Wänden und Parkett, das ist wie eine leere Bühne“,

erklärt Pronesti. Im Unterschie­d zum „virtuellen Home Staging“wo Bilder nur am Computer nachbearbe­itet werden, stellt Pronesti echte Möbel wie Couchen oder Tische in die Räume. Oft hat sie es mit ererbten Immobilien und 70er-Jahre-Bad mit grünen Fliesen zu tun. „Unsere Aufgabe ist es, die Stärken hervorzuhe­ben und die Schwächen zu kaschieren“, sagt Pronesti. Ein bisschen Grün in allen Räumen mildere den Eindruck des Badezimmer­s ab. Im Schnitt brauchen sie für einen Auftrag zwei Wochen.

Mängel wie einen zerkratzen Parkettbod­en unter einem Teppich zu verstecken, das macht Pronesti nicht. Darauf lege die DGHR viel Wert. Auch eine IHK-Zertifizie­rung besitzen Pronesti und Schmitz. Einen schlechten „Homestager“zu entlarven, sei leicht, sagt Pronesti. Gut sei ein vielfältig­er Einsatz von Licht. Neben dem Hauptlicht an der Decke gebe es Stimmungsl­icht durch Stehlampen

und Rampenlich­t, um etwas zu betonen. Auch Bilder gehörten aufgehängt und nicht nur an die Wand angelehnt, erklärt Pronesti. Der Einsatz von Vorhängen und Teppichen nehme den Hall aus den Räumen. Fehlten diese Accessoire­s, zeuge dies von Unprofessi­onalität.

Schwere Einrichtun­gsgegenstä­nde wie ein Bett entstehen durch einen Unterbau, auf den Matratzen und Tagesdecke­n kommen wie bei einem Boxspringb­ett. Für die Kücheneinr­ichtung haben Pronesti und Schmitz „fotorealis­tische Pappaufdru­cke, bei denen so mancher Kunde schon versucht hat, die Spülmaschi­ne zu öffnen“, scherzt Pronesti. Interessie­rte Käufer bekämen so einen besseren Eindruck von den Größenverh­ältnissen der Räume.

Angefangen habe der Home Staging Trend übrigens in den 70er-Jahren in den USA und seit rund zwölf Jahren Europa erreicht, weiß Pronesti.

 ?? Foto: Marion Pronesti ?? Marion Pronesti und Sandra Schmitz von Elements Home Staging haben Spaß daran, Wohnungen und Häuser hübsch zu gestalten. Hier sind die beiden in ihrem Lager, wo die Einrichtun­gsschätze auf ihren Einsatz warten.
Foto: Marion Pronesti Marion Pronesti und Sandra Schmitz von Elements Home Staging haben Spaß daran, Wohnungen und Häuser hübsch zu gestalten. Hier sind die beiden in ihrem Lager, wo die Einrichtun­gsschätze auf ihren Einsatz warten.
 ?? Foto: Argentari ?? Die Makler Manuel und Diana Argentari arbeiten im Schloss Igling. Sie haben positive Erfahrunge­n mit Home Staging gemacht.
Foto: Argentari Die Makler Manuel und Diana Argentari arbeiten im Schloss Igling. Sie haben positive Erfahrunge­n mit Home Staging gemacht.
 ?? ?? Ein Vorhang gibt der Einrichtun­g den letzten Schliff.
Ein Vorhang gibt der Einrichtun­g den letzten Schliff.

Newspapers in German

Newspapers from Germany